Reisebericht Ungarn
von lechschwabe auf 25.06.2019
Balaton an Pfingsten
Wie sind wir auf Ungarn gekommen? Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Warum nicht Italien, Tschechien, Österreich oder ein anderes Land?
Nun, liebe Bekannte von uns boten uns eine Übernachtungsmöglichkeit und wir wollten an den Balaton, zu gut deutsch -Plattensee- und so sammelten wir im Internet ein paar Informationen und los gings.
Mit unserer Erdgaskutsche Fiat Multipla über München-Salzburg-Wien-Györ-Veszprem Richtung Südufer. Balaton. Entweder mit der Fähre über Tihany oder außen rum. Richtung Siofok liegt. Nur, Siofok hat uns überhaupt nicht interessiert. Siofok ist die Touristenhochburg und wir wollten Ruhe. Also ein bisschen weiter am Ufer entlang. Zamardi - Szantod, usw.
Fahrtmäßig verlief alles einwandfrei. Und mit Erdgas spart man auf einer solchen Strecke ganz schön. Man muß halt wissen, wo man tanken kann und wie lange wo geöffnet ist. Aber das ist alles eine Frage der Vorbereitung. Wenn ich in Augsburg tanke, komme ich locker bis Eugendorf in Austria. Dort tanke ich an der BP wieder CNG und fahre bis Neusiedel a.S. Dort tanke ich ein letztes mal CNG bei der OMV, so dass es auch für Ungarn ein gutes Stück reicht. In Österreich ist Erdgas/CNG konkurrenzlos billig, während man bei der OMV am Irschenberg Sprach- und Schluckbeschwerden bekommt. In Ungarn selbst scheint es, zumindest in der Nähe des Balaton, keine CNG-Tankstelle zu geben. Die Benzinpreise in Österreich und Ungarn wurden inzwischen "angeglichen", es ist beinahe egal, ob man in Österreich oder Ungarn tankt.
Ungarn und Pfingsten
Wettermäßig hatten wir an Pfingsten 2011 bis zu 34° C.
Bei einem unserer Besuche am Balaton hatten wir ein Ferienhaus gemietet. Wir waren 9 Personen. Das Haus war immer noch leicht "ungarisch gebaut", das heißt, ein Spalt bei der geschlossenen Terrassentüre von ca. 1 cm. Eine Miniküche für 9 Personen erfordert Toleranz und Organsiationstalent. 2 dezentralisierte Kühlschränke reichten nicht aus. Der Wackel-Grill mußte ständig befächert werden, sonst wäre keine Glut zustande gekommen. Die Solardusche im Garten ließ das Wasser überall raus, nur nicht am Duschkopf. Im Obergeschoß war es nachts erdrückend heiß.
Vom 3-flammigen Gasherd brannten nur 2 ordnungsgemäß. Die äußerst geschickt formulierte Beschreibung des Reisebüros gab an, dass das Haus für bis zu 13 Personen geeignet sei, plus Haustier. BEi 120 L Warmwasser-Boiler führt das vermutlich zu Mord- und Totschlag schon beim Duschen.
Bis zum Steg ins Wasser sind es ca. 100 m Fußweg. Die letzten 30 m durch einen Schilfgürtel. Der Schreiber dieser Zeilen bekam insgesamt 22 Mückenstiche ab. Nachts durchs Schilf an den Steg zu gehen erforderte einen halben Liter Autan oder Elefantenhaut. Wobei es bei uns Mädels gab, die nichts abbekamen...
Mit im Preis enthalten war die Nutzung eines Ruderbootes. Eine Nußschale für 2 bis 3 Kinder oder 2 Erwachsene, die sich kaum rühren dürfen, weil das Böötchen sonst kentert.
Der Vermieter ist ein sehr netter, freundlicher und entgegenkommender Ungar, der sich wirklich sehr bemüht, seine Gäste zufrieden zu stellen.
Nachts ein wunderbares Froschkonzert. Mit der Taschenlampe konnte man die Quakkünstler sehen und fangen und dann den Frauen ins Schlafzimmer setzen, was die Atmösphäre ungemein erheiterte.
Einkaufsmöglichkeiten waren zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar, aber sooo billig ist Ungarn auch nicht mehr.
Wirklich toll ist der Kletterpark in Zamardi. Naja, er kostet schon ein paar Euros, aber man bekommt wirklich was geboten. Gerade für Kinder ideal.
Die GoKart-Bahn ist nicht unbedingt unsere Sache, aber wer´s mag.
Völlig daneben für unseren Geschmack ist der Russen-Schrottplatz. Altes Militärgerümpel von anno dunnemal mit kyrillschen Schriftzeichen gegen Eintritt zu besichtigen - also, da muß man schon hartgesottener Militarist sein, um sich so einen Unsinn zu geben. Zum Paintball haben wir es leider nicht mehr geschafft.
Unterwegs als Selbstversorger in Balaton
Was das Essen anbetrifft, waren wir trotz Miniküche Selbstversorger. Aber natürlich geht man auch mal Essen. Das Restaurant "Kukuricza-Czardas" war hervorragend. Nicht ganz billig, aber immer noch billiger wie in Deutschland. Und sehr gut. Leider gab´s kein Freischnäpschen, wie das bei uns oft üblich ist...
Der Plattensee ist relativ flach, aber trotzdem sauber. An der Südseite meist sandig und "ewig flach", so daß also auch Kinder sehr weit in den See laufen können. Ideal. Es macht wirklich Spaß. Die öffentlichen Strände sind zwar gut besucht, trotzdem ruhig. Bei weitem nicht soviel Geschrei wie in Jesolo oder sonstwo. Und direkt mit dem Auto erreichbar. Schwäne, Enten, reiche Natur - uns gefällts dort. Spielplätze, Tretboote, alles, was das Herz begehrt.
Wir waren bei unserem ersten Besuch in Balvanyos.
Balvanyos ist ein kleines Dorf mit nur einer Zufahrt unweit der neu erbauten Autobahn M7 von Budapest nach Nagykanisza. Ruhig, keine Touristen, urig, original. Das Häuschen, in dem wir übernachteten, steht auf einem Hügel, versteckt, mit einer atemberaubenden Aussicht. Wunderbar. Einfach schön. Natur pur rings herum. Kein Zivilisationslärm, nur Gepiepse, Gezwitscher, Flattern, Zirpen - es war herrlich. Dort durften wir dann auch Erfahrungen bei einem Grundstückskauf durch Ausländer mit erleben. Aber das ist eine Geschichte für sich.
Raffinesse beim Geschäft ist gefragt
Sollte ein Leser dieser Zeilen sich je mit Gedanken tragen, in Ungarn ein Haus oder ein Grundstück zu erwerben, wünschen wir jetzt schon viel Spaß und Erfolg. Es gibt ziemlich viel, worauf zu achten ist. Man kann nicht generell sagen, dass Ungarn ihre Geschäftspartner über den Tisch ziehen wollen, aber wenn man die Gelegenheit hat...? Ich meine, bei Ebay wird auch der letzte Schrott als "Topware" verkauft. Für Immobiliengeschäfte in Ungarn braucht man wirklich einen zuverlässigen Anwalt. Und keinen Makler. Egal ob deutsch oder ungarisch, wir haben niemanden getroffen, der einen Makler empfehlen konnte oder empfohlen hätte. Das Angebot an Grundstücken und Immobilien ist unglaublich groß. Es steht an vielen Zäunen "ELADO", das heißt: zu verkaufen.
Und die Preise sind wirklich im Keller. Billiger ist es nur noch in Bulgarien und in Albanien. Wir können uns ein Leben in der Rente in Ungarn eigentlich schon gut vorstellen. Alles ein bisschen ruhiger, gemütlicher, die Leute sind auch ok, das Essen ist gut, im Sommer dürfte das Wetter besser sein wie in Deutschland. Kaum Industrie, die Luft ist besser, das Land grüner. Und man läßt auch mal Fünfe grade sein. Nicht so hektisch, nicht so verbissen. Was nicht passt, wird passend gemacht. Ok, für viele ungarischen Autofahrer beginnt der Hungaro-Ring an der Grenze zu Österreich und endet hinter Szeged an der rumänischen Grenze, man darf sich also nicht wundern, wenn man von einem Verrückten überholt wird. Aber die rotten sich selber aus.
Der Wein ist gut, der Schnaps auch, die Bußgelder für Promillefahrten und ohne Gurt enorm. Also so ganz leger ist es nicht mehr, aber doch um einiges gemütlicher wie in Deutschland, zumindest auf dem Dorf. Deswegen gibt es auch in beinahe jedem Dorf Einwanderer aus Deutschland, Österreich, Niederlande oder Schweiz. Es hat was für sich - dort zu leben. Man muß halt auch die Zeit dazu haben...
Die vergeht wie im Fluge
Beide mal verging die Zeit wie im Fluge und war eigentlich viel zu kurz.
Wir waren auch ein bisschen auf Tour, um Häuser und Grundstücke anzusehen. Ebenso Ferienhäuser für einen weiteren Besuch. Das Angebot ist enorm und sehr vielfältig.
Es ist kein Problem, in einem Dorf, ca 30 km weg vom Plattensee, für nicht mal 4000.- € ein großes Grundstück mitten im Dorf zu kaufen. Aber wie pflegt man 4000 m², wenn man nicht da ist?
Das ist nämlich auch eine Besonderheit. Wenn man ein Grundstück im Wohngebiet hat, muß es gemäht werden. Auch die Ungarn haben Angst vor Ambrosia. Wird das Grundstück nicht gemäht, kann es schlimmstenfalls bis zur Enteignung kommen. Mit Vitamin-B soll es einfacher sein...
Ja, es gibt schon tolle Angebote, aber auch Angebote, die völlig überzogen sind. Was nützt eine Ruine, deren Abriß erst mal Geld kostet? Und wenn man dann noch einige Jahre bis zur Rente hat, will ein Haus auch gepflegt werden. Das kostet. Ebenso darf das Risiko eines Einbruchs nicht unterschätzt werden. Also, wenn kaufen, dann erst mal raus aus der Urlaubslaune und nüchtern werden. Auch in Ungarn gibts verdammt viele Vorschriften, die gerade bei Ausländern streng beachet werden. Allein der Schacht für den Wasseranschluß mit Wasseruhr - unglaublich. Alles genau vorgeschrieben, bis auf den letzten Zentimeter. Und dennoch, wenn´s erstmal läuft, dann läuft´s. Man wird nicht permanent mit irgendwelchen neuen Abzockmethoden konfrontiert, wie das in BRD der Fall ist.
Noch hat Ungarn eine eigene Währung. Wie sich das entwickelt, steht in den Sternen. Angeblich sollte Ungarn ja schon lange Vollmitglied werden, aber vor 2014 oder nöch später wird das m.E. nichts. Und was dann mit Grundstücken und Häusern passiert, weiß jetzt auch noch niemand. Vielleicht explodieren ja die Preise, wenn der Euro kommt, dann haben die Glück, die sich schon eingekauft haben.
Schnapsproduktion
Etliche Kilometer hinter Siofok hat sich ein Schweizer ein paar Hektar Industriegebiet gekauft. Einer seiner Mieter produziert dort hervorragenden Schnaps. Das Gelände insgesamt ist ziemlich verfallen, aber ein echter Schweizer hat Zeit und er ist überzeugt, dass selbige für ihn arbeitet.
Für uns rentiert es sich, 750 km Anfahrt in Kauf zu nehmen. Auch wenn die Sprache sehr schwierig ist und unverständlich. Aber mit Jo Napot, als ein Wort gesprochen, für Guten Tag,
und Gössenem für Dankeschön sowie ein freundliches Vislat für Auf Wiedersehen, ist man oft schon gern gesehener Gast. Meistens ist das Wetter gut, die Leute nett und freundlich, auch die Polizei bei einer Kontrolle, das Essen ist gut, das Wasser warm und sauber, die Gegend ruhig - was will man mehr? Für Lärm und Action geht man nach Siofok...
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