Reisebericht Rom
von Tinaskywalker auf 30.06.2020
Silvester in der Hauptstadt Italiens
Fünf Mädels (zwei aus dem Norden, drei aus dem Kohlenpott) hatten beschlossen dieses Jahr Silvester mal nicht zu Hause zu verbringen. Das Reiseziel war schnell gefunden - wir fuhren nach Rom. Nach kurzem Gucken auf die Hotelpreise entschieden wir uns für eine Wohnung zwischen der Spanischen Treppe und dem Trevi-Brunnen gelegen. Die Wohnung sah auf den Fotos ganz OK aus - für 50 Euro pro Nase kann man ja auch nicht viel erwarten. Aber wir wollten da ja auch nur schlafen und schnell frühstücken.
28. Dezember
Frohen Mutes flogen die zwei Damen aus dem Norden am Freitag los, die anderen drei sollten am Samstagmorgen folgen. Alles lief wie am Schnürchen. Am Flughafen Rom-Fiumicino kaufen wir unsere Tickets für den Leonardo-Express, der uns zum Hauptbahnhof bringen sollte. Dort angekommen - gleich in die Tickethalle um den Roma-Pass für 20 Euro zu erwerben. Dann noch schnell eine Kurzstreckenfahrkarte für die Metro gekauft. Der Roma-Pass gilt nur für 3 Tage und sollte erst ab Samstag genutzt werden. Auch der Kauf des Metrotickets war kein Problem - der Automat "sprach" deutsch. Ich war ganz begeistert. In Hamburg verstehen nicht mal wir Einheimische den Fahrkartenautomaten.
In der Wohnung empfing uns das reizende, ältere Besitzer-Ehepaar mit einer Flasche Prosecco. Ein erster Rundgang durch die Wohnung wirkte grundsätzlich erst mal positiv auf uns.
Dass 50 Quadratmeter nicht viel sind, konnte man sich ja vorstellen. Ansonsten schien alles paletti. Es folgte ein erster Bummel durch "unser" Viertel. Als wir dann irgendwann abends in die Wohnung zurückkehrten, begann der ersteTeil "Mal verliert man...".
Die Wohnung verfügt nämlich über keine Heizung und in Rom herrschen im Dezember nachts Temperaturen um 0 (in Worten NULL) Grad. Für den Fall, dass "Touristen mal frieren sollten", waren zwei Gasöfen bereitgestellt. Die Bedienung der Öfen wurde uns am Nachmittag erklärt und es klappte auch, die Flammen zu entzünden. Aber leider reichte die damit erzeugte Wärme bei weitem nicht aus, um die Bude warm zu kriegen. Außerdem lag ein unangenehmer Gasgeruch in der Luft, wenn die Dinger liefen, der uns auch Angst machte. Auf keinen Fall wollten wir die Teile nachts laufen lassen, während wir schlafen - da waren wir uns sofort einig!
Was folgte, war die kälteste Nacht, die wir jemals in einem Bett verbracht haben. Die gefühlte Temperatur im Schlafzimmer lag bei unter Null, tatsächlich dürfte sie auf jeden Fall unter 10 Grad gelegen haben. Irgendwann kam dann der lang ersehnte Morgen.
29. Dezember
Wir hatten zwei "Bäder". In dem einen Raum war lediglich die Toilette und ein Waschbecken, der andere Raum war die Dusche, was soweit ja auch erst mal O.K. ist. Diesen Duschraum muss man sich aber so vorstellen, als würde man in einem Wintergarten duschen. Soll heißen: Es gab keine Wand, sondern die Abtrennung nach draußen bestand nur aus dünnen Glasscheibchen. Bis dahin kam die Wärme der Gasöfen gar nicht.
Nach der ersten Dusche war das Wasser kalt! Für das warme Wasser sorgte nämlich ein Boiler mit einem begrenzten Fassungsvermögen. Man schlug uns seitens der Vermieter vor, dass morgens zwei "Mädels" duschen sollten, und abends dann die anderen beiden. Ah - ja. Erstens waren wir ja ab Samstag fünf Mädels und zweitens möchte man nach einer Nacht in der Kältekammer ja wenigstens heiß duschen.
Als wir dann den Fön anstellten, begann das Drama mit dem Strom! Der Stromkreis war in dieser Wohnung permanent überlastet, und es flog ständig der Schutzschalter raus. Irgendwann reicht es mal, dachten wir!
Dann meldete sich die Ruhrpotttruppe, die mittlerweile auf dem Flughafen von Rom eingetroffen war. Der Koffer von Susanne war verschollen bzw. vertauscht worden! Mal verliert man.. Teil II.
Die Mädels tauchten dann später in der Wohnung auf und ließen sich unsere Erlebnisse schildern. War natürlich keine dolle Begrüßung, die wir ihnen liefern konnten.
Wir haben diesen kompletten Tag zu Fuß bestritten. Unser Roma-Pass musste noch auf seinen Einsatz warten. Wenn ich nicht meine guten Wanderschuhe gehabt hätte, hätte ich diese enormen Strecken nicht zurücklegen können. Man ist ja nicht mehr die Jüngste !
Die Spanische Treppe lag nur ein paar Schritte von unserem "Kühlschrank" entfernt. Ab Mai ist sie auch mit Blumen bepflanzt und wirkt dann doch irgendwie größer. Der Obelisk war auch noch eingerüstet - wie so Vieles - wie wir noch feststellen sollten. In der ganzen Stadt waren noch Krippen aufgebaut, nicht nur in den Kirchen. Interessant war auch, dass in den Kirchen immer noch ein "Extra-Jesus-Kind" am Altar stand.
Weiter ging es an der faszinierenden Mark-Aurel-Säule vorbei Richtung Pantheon. Schon bei meinem ersten Rom-Besuch hat mich dieses gut 2000 Jahre alte Gebäude umgehauen. Die Halle wird von 16 Granitsäulen gehalten. Leider ließ Urban VIII die Bronzedecke abtragen damit Bernini den Hochaltar im Petersdom daraus gießen konnte. Der ist auch schön, aber mir wäre die Bronzedecke lieber gewesen.
Wir liefen zügigen Schrittes Richtung Piazza del Popolo - den Platz des Volkes. Zwischendurch haben wir aber auch ein spätes Mittagessen in einer Pizzeria eingenommen. Man kann ja nicht nur laufen.
Die Piazza del Popolo hat uns sehr gefallen, und wir überlegten ob wir nicht hier Silvester verbringen wollen. Oben auf dem Pinciohügel würden wir sicher keinen Platz mehr bekommen, aber man könnte es ja mal versuchen.
Nachdem sich gegen 16 Uhr immer noch nichts wegen des Koffers ergeben hatte, mussten wir ein "normales" Kaufhaus aufsuchen um für Susanne die nötigsten Sachen für die nächsten Tage zu kaufen. Da wir uns den Petersdom für Montag vorgenommen hatten, gingen wir nach der schnellen Shoppingpause direkt zur Engelsburg, die glaube ich, unser aller Lieblingsgebäude ist. Es wurde schon gegen 16 Uhr dunkel und ich hatte mein Stativ vergessen. Mann war ich sauer.
Am PIAZZA NUOVA war noch der Weihnachtsmarkt. Der war gar nicht unser Fall. Bei uns würde man Kirmes dazu sagen. Ein Blick lohnt auf jeden Fall auf die Kirche Sant’Agnese in Agone, die in unserem Reiseführer als schlichte Kapelle bezeichnet wurde. Wenn das eine schlichte Kapelle ist...
In Birgit reifte in dieser Zeit der Entschluss, sich die Wohn-Situation nicht noch weitere Tage anzutun, und am Sonntag vorzeitig nach Hause zu fliegen. Ich war derweil wild entschlossen für uns restliche Damen ein Hotel zu finden. Aber in allen an denen wir vorbeigingen war nichts mehr frei.
Abends waren wir im Internet-Café, wo wir völlig unerwartet noch ein schönes neues Hotel über HRS für die letzten zwei Nächte zu einem annehmbaren Preis gefunden haben. Wir gingen schnell ins Bett um diese Wohnung schnell hinter uns zu lassen.
30. Dezember
Am Sonntagmorgen folgte dann erst mal das, was Birgit "Big Brother Der Auszug" nannte. Wobei wir sie nicht raus gewählt hatten. Sie fuhr mit der Metro Richtung Flughafen und wir anderen fuhren vier Stationen mit der Metro nach Süden zum Piazza Re di Roma. Ganz gespannt suchten wir das Hotel Re di Roma, das so neu war, dass noch nicht mal ein Schild über der Tür hing. Die Zimmer waren schon bezugsfertig. Wir waren total begeistert, die Bäder hatten sogar eine Badewanne. Aber um nicht viel Zeit zu verlieren, stellten wir nur die Koffer ab und starten den Sightseeing-Tag an der nahegelegenen San Giovanni in Laterano.
Diese sehr eindrucksvolle Kirche liegt an einem schönen großen Platz. Hier war es auch nicht so furchtbar überlaufen. Es fand gerade ein Gottesdienst statt, man konnte die Kirche aber trotzdem besuchen. Wenn man um die Kirche herumgeht liegt links das achteckige Baptisterium. Kaum waren wir drin und hatten uns umgesehen wurden wir schon wieder rausgeschickt. Die Öffnungszeiten für die Sehenswürdigkeiten sind wirklich komisch in Rom.
Dann ging es auf den Caelius einem der größen Hügel von Rom zur Kirche Santo Stefano Rotondo, in der sehr interessante Fresken von Märtyrern zu sehen sein sollen. Leider hatte auch diese Kirche bereits geschlossen und machte erst um 15 Uhr wieder auf. So viel Zeit hatten wir nicht. so konnten wir nur den schönen Garten bewundern.
Über den Piazza Celimontana ging es dann Richtung Kolosseum und der Kirche San Clemente. In der Kirche gab es auch eine Krippe. Unter der Krippe war ein großer Autounfall aufgebaut. Daneben stand ein Schild: "Der Himmel ist nicht leer" - wenn wir das richtig übersetzt haben.
Genau gegenüber von San Clemente befindet sich die kleine Hostaria I Clementini. Die Restaurant-Empfehlung hatten wir aus dem tollen Rom-Forum. Dort haben wir es erstmal eine späte Mittagspause gemacht. Probiert unbedingt das Schokoladensoufflé ! Göttlich !!! Das Clementiniensorbet ist auch wieder auf der Karte und soll auch sehr lecker sein.
Gestärkt gingen wir zum Kolosseum, dem größten Bau aus der antike Roms. Einfach fantastisch ! Hier kam nun endlich unser Roma-Pass zum Einsatz. Trotzdem mussten wir uns erst in die doch recht lange Schlage zum durchleuchten der Taschen stellen, dann konnten wir aber an den Massen am Ticketschalter vorbei direkt zum Durchgang für die Roma-Pass-Inhaber gehen.
Langsam ging schon die Sonne unter und wir wollten doch noch in Forum Romanum. Aber leider macht das schon eine Stunde vor Sonnenuntergang zu und das ist im Winter so gegen 15 Uhr. SHIT. Also haben wir uns das nur von außen auf dem Weg zum Denkmal Viktor Emanuels II. angeguckt. Das Denkmal ist aber fast komplett eingerüstet. Der gesamte Komplex um das Kapitol war einzige Baustelle war. Dazu kamen noch die Aufbauarbeiten für eine große Bühne für die MTV-Silvesterparty. Nix wie weg da und Richtung San Pietro in Vincoli den Moses von Michelangelo an sehen. Unsere Kräfte waren so gut wie am Ende, aber ein paar abendliche Fotos am Kolosseum mussten noch sein. Dann ging es endlich mit der Metro in unser schönes warmes Hotel ! Ein heißes Bad hatten wir uns redlich verdient.
31. Dezember
Uns blieb auch nichts erspart. Wir waren gerade so richtig eingeschlafen da ging der Feueralarm los. Gott sei dank nur technische Probleme mit dem neuen System, aber der Alarm ging eine halbe Stunde immer wieder los. Nach einem schnellen Frühstück fuhren wir mit der Metro Richtung Vatikan. Wir hatten den Gedanken das Vatikanische Museum und die Sixtinische Kapelle zu besichtigen schon zu hause verworfen. Das wollten wir uns mal für die Nebensaison aufheben, dann aber auch auf jeden Fall als separate Gruppe. Die Schlange die da Anstand war unglaublich. Ich kann mir den Besuch mit solchen Massen in der Kapelle auch nicht vorstellen. Man hat doch gar nichts davon.
Die Schlange vor dem Petersdom war nicht so lang und wir gelangen zügig Richtung Krypta. Aber mit andächtiger Stimmung hatte das auch nichts zu tun. Vor dem Grab Johannes Paul II. wurden den Menschen kaum Zeit für ein Kreuzzeichen gegeben, die Ordner riefen immer nur Avanti Avanti. Das gleiche im Dom. Das Mittelschiff war gesperrt. Um direkt vor die Pietá zu kommen hab ich wohl 10 Minuten gebraucht. Trotz dieser Fülle hat mich der Dom wieder fasziniert. Besonders das Grab Alexander VII. von Bernini gestaltet hat mich umgehauen. Das Skelett mit dem Stundenglas in der Hand, das unter dem "Tuch" hervorkommt und an die ablaufende Zeit erinnert.
Dann gingen wir wieder zur Engelsburg. Bei Tag wollten wir sie auch gern noch mal sehen. Aber um uns sie von innen anzusehen, waren wir wieder zu spät. Langsam stellte sich der Hunger ein. Wir haben ein schönes Restaurant in der Via del Pellegrino, 163 die "Taverna del Campo". Es hat uns so gut dort gefallen, das wir für den Silvesterabend einen Tisch reservierten. Es gab kein festes Menü, sondern immer vier verschiedene Gerichte pro Gang zur Auswahl.
Wir mussten natürlich auch noch mal zum Trevi-Brunnen unseren "Pfennig" reinwerfen, damit wir wieder kommen und alles war wir nicht geschafft haben anzugucken. Noch ein paar Sonnenuntergangsfotos an der Spanischen Treppe und wir machten uns wieder auf Richtung "Taverna del Campo". Das Essen war klasse. Wir hatten beschlossen Silvester auf dem Peterplatz zu gehen, aber da war nur eine ruhige Andacht zu Ehren der Familie an der Krippe. Gegen 23 Uhr stiegen wir in ein Taxi um doch noch Piazza del Popolo zu fahren. Der Fahrer nannte uns einen Festpreis und fuhr uns in halsbrecherischer Fahrt zum Piazza. Wir hatten uns vorgestellt, dass der Platz voller Menschen wäre. Aber die Menschen standen drum herum und auf den Platz wurden die Böller geworfen. Gute Idee. Wir stiegen auf den Pinciohügel und bekamen noch einen tollen Platz. Ganz Rom lang uns zu Füßen, sternklarer Himmel. So hatten wir uns das gewünscht und so "rutschen" wir glücklich ins neue Jahr und Heike auch noch in ein neues Lebensjahr.
Als wir um 1.30 Uhr wieder ins Hotel kamen, hatte der Portier eine Überraschung für uns. Susannes Koffer war endlich 8 Stunden vor dem Heimflug angekommen. Die Ruhrpotttruppe wurde schon um 7 Uhr vom Taxi abgeholt. Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren am Neujahrsmorgen erst ab 8 Uhr. Ich hatte noch Zeit und konnte noch bis 9 Uhr schlafen.
Fazit: Wir vier waren begeistert von Rom und werden sicher wieder kommen, um all die Dinge zu sehen, die wir verpasst haben. Dann aber zur Nebensaison und mit besserer Planung und gleich einem anständigen Hotel und hoffentlich mit kompletten Gepäck.
Arrivederci Roma !
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