Reisebericht Sardinien
von Horst Wehrse auf 21.06.2019
Frühlingstage in der Gallura
Mittlerweile bieten auch schon sogenannte Billigflieger Flüge nach Sardinien an, ich fliege im April von Hannover nach Olbia. Die B 737 benötigt für diese Strecke weniger als 1 ¾ Stunden. Da mir nur eine kurze Zeit zur Verfügung steht, entschließe ich mich, die nächsten Tage ausschließlich im nördlichen Teil der Insel, in der Gallura, zu verbringen.
Mit dem Stadtbus fahre ich als einziger Gast vom Flughafen in die Innenstadt, mein Hotel „Terranova“, das ich zu Hause per Internet gebucht hatte, liegt sehr zentral und ich brauche nur einige Schritte zu gehen.
Olbia ist ein kleines Städtchen mit schönen Plätzen und interessanten Restaurants. Aufgrund des Fährhafens und des Flughafens „Costa Smeralda“ ist dieser Ort für den Tourismus der Insel von großer Bedeutung.
Viele Stunden verbringe ich auf der Piazza Margherita und genieße die warmen Sonnenstrahlen bei einem Glas Rotwein.
Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinn bietet die Stadt nicht, wenn man einmal von den punischen Mauerresten, einer Stadtbefestigung aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., absieht. Ein Besuch der Kirche San Simplicio aus dem 11. Jahrhundert wird im Reiseführer empfohlen und ich nehme diesen Tipp gerne an, allerdings hat mir die San Paolo-Kirche in der Nähe meines Hotels von außen besser gefallen.
Einen Strand gibt es nicht und so entscheide ich mich nach zwei Tagen, Olbia den Rücken zu kehren. Fahre ich mit dem Bus weiter, die Verbindungen sind nicht schlecht, oder miete ich ein Auto? Im Hotel liegen Prospekte einer Autovermietung, ich frage nach, kann den Preis noch etwas drücken und bin in den nächsten drei Tagen stolzer Besitzer eines grünen Fiat Panda. Im nachhinein freue ich mich über diese Entscheidung, kann ich doch an jeder Bucht anhalten, mich an dem tollen Küstenpanorama begeistern und individuell vorgehen. Ein Autobus hätte mich nur in den nächsten Ort transportiert.
Sardinien
Das Wetter ist prächtig und ich bin in bester Urlaubslaune. Bis zum ersten größeren Ort, Golfo Aranci, lege ich einige Fotostopps ein und bin hin und weg von der grandiosen Aussicht, dem glitzernden türkisfarbenen Wasser und dem Gelb und Grün der üppigen Macchia.
Neben Olbia ist auch Golfo Aranci ein bedeutender Fährhafen in Nordsardinien. Ich halte mich längere Zeit am Kai auf und beobachte das Treiben.
Dann ist auch schon die Costa Smeralda, die Smaragdküste, erreicht. Prinz Aga Khan hat Millionen investiert und ein Domizil für Reiche und Superreiche geschaffen. Die Nachfrage des Jet-sets soll aber schon rückläufig sein.
Bei meinem nächsten Halt blicke ich auf das Hafenstädtchen Porto Rotondo und mache einen Abstecher in die Ortsmitte. Die Häuser und Anlagen sind sehr gepflegt, einige Touristen beschäftigen sich mit Shopping.
Porto Cervo, mein nächstes Ziel, ist ein mondäner Ort und gilt als Zentrum der Smaragdküste.
Im Hafen dümpeln Luxusyachten vor sich hin. Ich mache einen längeren Spaziergang und staune, wie harmonisch die teueren Anwesen in die Umgebung integriert wurden. Über Treppen und Bogengängen gehe ich zur Piazetta und genehmige mir einen Espresso. Der Kellner präsentiert mir eine Rechnung über sechs Euro.
Weiter geht es über Baia Sardina nach Arzachena. Am Ortseingang, gegenüber dem Infocenter, kann eine alte Nuraghe besichtigt werden, die Nuraghe Albucciu. Sie liegt inmitten von Olivenbäumen und ist deshalb auf den ersten Blick gar nicht auszumachen. Es handelt sich um einen alten Festungs- oder Wehrturm aus wuchtigen Steinblöcken. Oben auf der Plattform treffe ich ein Paar aus Deutschland.
In der näheren Umgebung besichtige ich dann noch ein tomba di giganti, das Riesen- oder Hünengrab Coddu Ecchju oder Lu Coddu Vecchio mit der etwa 4 m hohen Eingangsstele. Die Anfahrt ist zwar beschildert, dennoch verfahre ich mich und muss einige Male nachfragen.
Am Spätnachmittag erreiche ich Palau und quartiere mich im Hotel „La Roccia“ ein. Der Ort liegt direkt am Meer und vom Hafen legen Fähren zu den Inseln La Maddalena und Caprera ab. Angler, auch Frauen, versuchen an der Kaimauer ihr Glück.
Der Hotelier spricht sehr gut deutsch und empfiehlt mir, den Capo d´Orso, einen skurrilen Bärenkopf aus verwittertem Granit, nicht am nächsten Morgen, sondern im Abendlicht zu besichtigen. Da ich überhaupt keine Lust verspüre, wieder in mein sorgfältig geparktes Auto zu steigen, meint er, man kann den Bären auch von der Fähre nach La Maddalena erkennen und alle 15 Minuten bis in den späten Abend hinein wird die Insel angesteuert. So komme ich dann noch in den Genuss einer Schifffahrt und tatsächlich, nach einigen Minuten hat sich die Bergspitze in die Form eines Bären verwandelt.
Die Insel ist nach etwa einer Viertelstunde erreicht und ich mache dort einen längeren Spaziergang in der Abendsonne. Viele Trattorias liegen in der Nähe des Hafens, mir scheint, hier ist mehr los als in Palau.
Die Aussichten auf das Mittelmeer
Am nächsten Morgen lege ich in Santa Teresa di Gallura eine längere Pause ein. Immer wieder hat man wunderschöne Aussichten auf das Mittelmeer. Die Insel Korsika (Frankreich) ist 12 km von diesem nördlichsten Punkt Sardiniens entfernt, ich kann sie vom Aussichtspunkt gut erkennen. Fähren verbinden beide Länder und verkehren täglich über die Straße von Bonifacio. Ein kleiner Badestrand ist vorhanden.
Einige Fahrminuten später begeistert mich der Capo Testa, von Wind und Wetter geformte Granitfelsen und die senkrecht abfallende Steilküste, Landschaftsbilder par excellence und zwischendurch immer wieder die Farbtupfer der Macchia.
Die nächsten Stunden fahre ich an der Nordküste entlang und habe wirklich permanent das glitzernde Meer im Visier. Traumhafte Küsten, malerische Natur und verschwenderische Farben, mal sind es Sandstrände, mal rötliche Felsen, wie die Costa Paradiso, es wird überhaupt nicht langweilig. In der Nähe von Castelsardo, das Kastell auf der Bergspitze ist von weitem sichtbar, wieder ein typisches Naturschauspiel, der Elefantenfelsen Roccia del `Elefante. Das verwitterte Gestein sieht von der einen Seite tatsächlich aus wie ein Elefant.
In Porto Torres, dem westlichsten Punkt meiner Rundfahrt, verweile ich einen Moment an der Hafenmauer und sehe mir dann die alte Römerbrücke Ponte Romano aus dem 12. Jahrhundert an.
Dann verlasse ich die Nordküste und fahre südlich bis Alghero. Hier ist wesentlich mehr Tourismus als in den Orten, in denen ich vorher war. Die Hektik und der Verkehr stören mich etwas und kurze Zeit später fahre ich ins Inselinnere bis Ittiri. Der Ort sagt mir mehr zu und ich belege ein Zimmer im Hotel „Coros“. Abends ist nicht viel los, ich bin einziger Gast im Restaurant Paradiso. Später an der Hotelbar kann ich ebenfalls über alle Plätze verfügen.
Nun ist also der letzte Tag der Gallura-Rundfahrt angebrochen. Ich orientiere mich in Richtung Sassari und fahre dort auf die Autobahn. Später wechsele ich auf ruhigere Landstraßen und es geht durch kleine Ortschaften an Feldern und Wiesen vorbei.
Mitten in der Landschaft erhebt sich die Dreifaltigkeits- oder Saccargia-Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Die früher zu einer Klosteranlage gehörende Basilika ist eine der berühmtesten Kirchen Sardiniens.
Gegen Mittag erreiche ich Olbia und fahre, da ich das Auto bis nachmittags nutzen kann, noch weiter bis Golfo Aranci. Draußen direkt am Fährhafen esse ich zu Mittag.
Mit Auto ist Flexibilität geboten
Zufrieden lehne ich mich zurück, ich bin froh, ein Auto gemietet zu haben. Diese Flexibilität hätte eine Busfahrt nicht bieten können. Allerdings hätte ich manchmal gern einen Beifahrer gehabt. Immer, wenn ich einen bestimmten Punkt gesucht habe, wurde ich durch die vielen Orientierungs- und Reklameschilder irritiert und habe ab und zu den richtigen Hinweis übersehen.
Der Aufenthalt auf Sardinien ist nicht billig, die Restaurantpreise haben es in sich. Die Küche hat mich allerdings auch überzeugt. So habe ich häufig ganz leckeren Fisch gegessen und besonders geschmeckt hat mir antipasto sardo, eine Vorspeise mit Salami, Schinken und Oliven. Natürlich habe ich auch spaghetti bottarga, Spaghetti mit Meeräschenkaviar, eine sardische Spezialität, gekostet. Zu jeder Mahlzeit wird pane carasau gereicht, hauchdünnes und lange haltbares Brot, das die Hirten früher mitgenommen haben, wenn sie tagelang unterwegs sein mussten.
Auch der einheimische Wein hat mir gemundet, gewundert hat mich allerdings, dass die in Bars eingeschenkten Gläser nicht mal halb voll sind. Selbstverständlich gibt es auch Becks-Bier oder Heineken, ich habe aber keinen Gebrauch davon gemacht.
Es regnet etwas, als ich am letzten Tag auf den Stadtbus zum Flughafen warte. Mir kann es egal sein.
Beim Landeanflug auf Hannover sehe ich einige gelbe Rapsfelder unter uns, es ist ein schönes Bild.
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