Reisebericht Neuseeland
von sfintu auf 25.06.2019
Das schönste Ende der Welt
Seitdem ich mit 10 oder 11 ein Jugendbuch über Goldgräber in Neuseeland gelesen hatte, war mein Entschluss gefasst, eines Tages ans angeblich schönste Ende der Welt zu reisen. Es dauerte schließlich bis nach dem Staatsexamen, ehe ich den Entschluss endlich in die Tat umsetzen konnte. Selbst das ist mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnte her und ich bin inzwischen reichlich herumgekommen, aber kein anderes Land auf der Welt hat mich so sehr fasziniert (und das obwohl es dort die meiste Zeit geregnet hat!). Während der fünfwöchigen Rundreise mit Bahn, Bus und per Anhalter habe ich ein Tagebuch geführt. Ich erwarte nicht, dass es jemand komplett liest, aber vielleicht kann ja doch der eine oder andere nützliche Informationen für sich entdecken. Sehr viel, glaube ich, hat sich seither nicht verändert. In Neuseeland gehen die Uhren eben langsamer als hier im hektischen Europa. Und das ist gut so!
Die ersten Tage nach meiner Ankunft in Auckland erspare ich euch. Da hatte ich die Grippe und das Tagebuch voller Selbstmitleid mit meinen Krankheitsgeschichten vollgesülzt. Nur so viel:
Auckland
Was mir hier aufgefallen ist:
- Das Essen ist miserabel. Es schmeckt nichts so, wie man es gewöhnt ist. Zum Frühstück gibt es "Marmite", einen ekelhaften Hefeextrakt, den man sich auf seinen Toast schmiert (oder es besser sein lässt).
- Der Linksverkehr ist lebensgefährlich. Ich weiß nie, wo ich hingucken soll, bevor ich eine Straße überquere.
- Auckland ist die fußgängerunfreundlichste Stadt, die ich je gesehen habe. Die Grünphasen an den Ampeln sind für sämtliche Übergänge parallel geschaltet. Plötzlich halten also alle Autos aus allen Richtungen an, und alle Fußgänger rennen los (senkrecht, waagrecht und diagonal). Rennen müssen sie auch, denn kaum hat man seinen Fuß auf die Straße gesetzt, leuchtet schon wieder "WAIT" auf.
- Ich frage mich, wo die Kiwis (scherzhaft für Neuseeländer) was zu essen kaufen. Es gibt überhaupt keine Lebensmittelgeschäfte in der Innenstadt. In so genannten Supermärkten werden an Nahrungsmitteln nur Süßigkeiten verkauft.
- Die Maoris spielen hier die Rolle der Schwarzen in den USA. Sie sind in die Gesellschaft integriert, bilden aber deren unterste Schicht. Oft sind sie auch etwas verrückt angezogen.
- Die Radiosender sind ganz nach US-Muster gestrickt und auch genauso gut wie diese. Allerdings kommen die Hits mit mehreren Wochen Verspätung hier an. Was ist zur Zeit der Number-One-Hit in Neuseeland? - "I Just Called To Say I Love You" von Stevie Wonder. Heute früh tönte mir aus einer Boutique sogar "Big In Japan" von der deutschen Band Alphaville entgegen.
- Aus europäischer Sicht müssten wir hier eigentlich mit dem Kopf nach unten hängen, aber das geht ganz gut.
- Die Kiwis sind unheimlich nette Leute, aber die haben einen Slang drauf, dass man oft nur noch "Railway Station" versteht.
7. November 1984 (auf der Fähre irgendwo zwischen Wellington und Picton):
Ich befinde mich auf der Überfahrt mit der Fähre von der Nordinsel auf die Südinsel. Es ist herrliches Wetter und ich habe schon eine Menge Bilder geschossen.
Die Fahrt mit der Bahn nach Wellington dauerte dreizehn Stunden, aber die kamen mir gar nicht so lang vor. Wir durchquerten eine liebliche Landschaft in unserer Schmalspurbahn. Ich bin ganz sicher, wenn die Bibel vom Paradies spricht, kann sie nur Neuseeland meinen - so schön und so friedlich, wie es hier aussieht.
8. November 1984 (Kaikoura):
Das hier ist ein kleiner Ort, an dem nicht viel los ist, und heute regnet es auch noch.
Als ich gestern reichlich müde ankam, trampte ich die drei Kilometer zur Jugendherberge, die ein freundliches kleines Häuschen ist, in dem ich gleich Freundschaft mit drei Trampern aus Deutschland schloss. Nach dem Essen spazierten wir zu der Seehundkolonie, wurden aber enttäuscht, weil die wenigen Seehunde sich auf Klippen vor der Küste zurückgezogen hatten und man sie kaum sah - geschweige denn fotografieren konnte. Am Strand gab es die tollsten Muscheln, aber ich habe leider so wenig Platz in Rucksack. Auf dem Rückweg kehrten wir in einem Pub ein, wo uns prompt ein Kiwi zum Bier einlud.
Tropfsteinhöhle und Käsefabrik
Heute will ich eine Tropfsteinhöhle und eine Käsefabrik besichtigen. Die Käsefabrik war ein Flop. Sie hatten angeblich nicht genug Leute, um eine Führung zu machen. Also lief ich die weite Strecke zu der Tropfsteinhöhle. Ein Auto wollte partout nicht anhalten. Die Höhle selbst war klein, aber ganz interessant. Auf dem Rückmarsch kaufte ich fürs Abendessen und vergaß prompt beim Metzger mein Hackfleisch einzupacken. Ich stellte es erst in der Jugendherberge fest und hatte dann absolut keine Lust mehr, die zwei Kilometer noch einmal zurückzulatschen nach all den Kilometern, die ich an diesem Tag schon gelaufen war. So musste ich meine Nudeln also "trocken" essen.
Die Jugendherberge wurde proppevoll in dieser Nacht. Auch ein Deutscher und ein Schweizer waren dabei. Einige Leute schnarchten um die Wette. So wurde diese Nacht wenig erholsam. Heute Morgen will ich versuchen nach Christchurch zu trampen, weil heute leider kein Bus geht, und der Zug am Nachmittag ist mir einfach zu spät.
Christchurch
Diesen Tag werde ich so schnell nicht vergessen. Trampen scheint echt nicht meine Stärke zu sein. Ich ließ mich heute Morgen um 10 zusammen mit Eva aus Schweden an der Straße nach Christchurch von der Herbergsmutter absetzen. Zuerst probierten wir eine Stunde lang gemeinsam einen "Lift" zu bekommen. Danach trennten wir uns und verabredeten, dass derjenige, der zuerst mitgenommen wird, den Fahrer fragt, ob für den anderen auch noch Platz ist. Nach einer weiteren Stunde des Wartens hatte ich Glück und es hielt einer an. Er ließ sich auch überreden, Eva ebenfalls mitzunehmen, fuhr aber nur rund zehn Kilometer und setzte uns dann quasi mitten in der Wildnis ab. Wieder versuchten wir eine Stunde lang gemeinsam unser Glück. Vergeblich. Wieder trennten wir uns, und kaum hatten wir das getan, wurde Eva auch schon mitgenommen. Doch in dem Auto war kein Platz mehr für einen weiteren Fahrgast, und so sah ich sie winkend an mir vorbeifahren. Ich musste danach noch drei (!) Stunden warten und hatte schon jede Hoffnung aufgegeben, als schließlich doch noch einer anhielt. Mit dem hatte ich aber das große Los gezogen, denn er brachte mich bis nach Christchurch.
Hier bin ich nun in der Jugendherberge, die eine typische Großstadtunterkunft ist. Und gerade habe ich drei Mädchen aus Deutschland getroffen, die ebenfalls über die DJH-Reiseorganisation hier sind. Sowohl für sie wie für mich war es ein Novum, jemanden zu treffen, der auf die gleiche Weise unterwegs ist.
Abschließend noch eine Bemerkung zu den Preisen hier: Die Lebensmittel mit Ausnahme von Fleisch sind echt spottbillig. Wo sonst kriegt man noch ein halbes Hähnchen mit Pommes frites für umgerechnet drei Mark?
Greymouth
Heute bin ich also mit dem Zug quer durch die Südinsel von Christchurch hierher nach Greymouth gefahren, und die Szenerie war wieder atemberaubend schön. Ich hoffe, dass die Bilder, die ich aus dem fahrenden Zug heraus geschossen habe, etwas geworden sind.
Wie schon heute Morgen in Christchurch musste ich auch heute Mittag in Greymouth wieder weite Strecken mit dem Rucksack zurücklegen. Halbtot kam ich hier in der Jugendherberge an. Sie scheint ganz nett zu sein, und ich habe schon Bekanntschaft mit einem Japaner geschlossen, der mit dem Motorrad unterwegs ist. So was würde mich ja auch ungeheuer reizen.
Gleich werde ich mir etwas Schönes brutzeln, nachdem ich gestern nur von Snacks gelebt habe.
Seit gestern bin ich hier in Franz Josef und habe zwei nette Leute kennengelernt, mit denen ich heute eine Wanderung zum Gletscher unternommen habe. Es war eine verdammt anstrengende Tour von rund 20 Kilometern, vielleicht auch etwas mehr. Wenn ich sehe, wie kaputt ich jetzt bin, halte ich es doch nicht für eine so glänzende Idee, eine Viertagestour zu unternehmen, wo ich jeden Tag so weit laufen und außerdem noch mein ganzes Gepäck mit mir herumschleppen muss. Trotzdem war es heute sehr interessant, nur das Wetter war recht mies. Eigentlich wollte ich mit dem Kanadier, den ich hier getroffen habe, morgen eine Skitour auf dem Fox-Gletscher machen, aber erstens sieht es nicht danach aus, als sollte das Wetter sehr viel besser werden, und zweitens benötigen wir zu der Tour mit dem Helikopter noch einen dritten Mann. Es wäre wirklich ein Jammer, wenn es nicht klappen sollte, denn dies wäre schon ein tolles Erlebnis.
Im Falle des Scheiterns würde ich morgen zusammen mit den beiden anderen nach Queenstown fahren, wo das Wetter sehr gut sein soll. Dort wartet eine Wildwasserfahrt im Schlauchbott auf uns und viele andere Attraktionen. Vielleicht kann ich von dort aus mit dem Flugzeug hinüber zum Milford Sound fliegen und all das aus der Vogelperspektive sehen, was mir dadurch entgeht, dass ich nicht den Milford Track laufe. Das wird bestimmt nich billig, aber ich würde das Geld dranhängen.
Im Moment ist alles hier am Kochen und Essen, während ich noch keinen Hunger habe, weil ich mir heute Mittag um 2 nach der Rückkehr von der Wanderung ein tolles Wiener Schnitzel made in NZ geleistet habe. Die Jugendherberge hier gilt übrigens als die beste in der südlichen Hemisphäre. Aber jeder rätselt hier, wie sie zu diesem Ruf gekommen ist, denn sie ist eigentlich nichts Besonderes.
Queenstown
Zusammen mit meinen beiden Freunden, der Amerikanerin Donna und dem Kanadier Jacques, fuhr ich heute in DAS Touristenzentrum Neuseelands - Queenstown. Die Fahrt war wieder sehr lustig, denn der Bus hielt dauernd an, ohne dass wir wussten warum. Einmal stoppte der Fahrer vor seinem Haus, um zu sehen, was die Handwerker machen, die er bestellt hatte. Dann wurde mitten auf der Strecke der Fahrer gewechselt, als uns ein anderer Bus entgegenkam, und schließlich mussten wir zweimal eine halbe Stunde vor einer Baustelle warten, bis wir weiterfahren konnten. Hier in Neuseeland geht alles etwas geruhsamer zu als zu Hause. Die Bahnbusse übernehmen sogar den Transport von Postsäcken und sonntags eine Art Zeitungsdienst. Auf der Fahrt von Greymouth nach Franz Josef warf der Fahrer immer wieder vor bestimmten Häusern eine Zeitung aus dem Fenster. Wir trauten unseren Augen kaum.
Die Landschaft, durch die wir fuhren, war wieder traumhaft. Nur leider ist das Wetter alles andere als berauschend. Nachdem wir mit erheblicher Verspätung in Queenstown ankamen, ließen wir uns an einem Motor Camp absetzen und mieteten zu dritt eine Kabine. Sie ist wunderschön und tausendmal besser als die hiesige Jugendherberge. Am Abend gingen wir ganz toll essen in einem feinen Restaurant in der "Mall" und tranken dazu Gewürztraminer, den wir im Weinladen nebenan gekauft hatten. Hier wird in Restaurants ja kein Alkohol ausgeschenkt. Man muss ihn selbst mitbringen.
Auf den ersten Blick habe ich mich in Queenstown verliebt. Es liegt herrlich zwischen Bergen und See eingebettet. Aber bei diesem Regenwetter sieht alles eben nicht ganz so schön aus.
Das Wetter in Queenstown
Das Wetter war heute schon etwas besser. Wenigstens regnete es nicht mehr, und ab und zu ließ sich auch die Sonne mal blicken. Heute Morgen checkten wir aus, was man alles unternehmen kann. Danach fuhren wir mit der Seilbahn auf einen Berg, vo wo aus man einen tollen Blick auf Queenstown und den Wakatipu-See hat. Heute Nachmittag starteten wir dann zu unserem großen Abenteuer - der Wildwasserfahr auf dem Kawarau River. Es war schon aufregend und hätte ruhig etwas länger dauern können. Trotzdem war man am Ende froh, heil angekommen zu sein, ohne ein unfreiwilliges Bad in dem eiskalten Fluss genommen zu haben. Nachdem wir unsere trockenen Sachen übergezogen hatten, gab es ein kleines Barbecue mit Hot dogs und Getränken. Alles zusammen für NZ$ 30.
Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaute, traute ich meinen Augen kaum: blauer Himmel! Doch nach dem Frühstück zogen schon wieder die ersten Wolken auf. Trotzdem blieb es eigentlich recht schön am Vormittag, und ich wanderte zur Goldfields Town, wo sie eine alte Goldgräberstadt rekonstruiert haben. Die Gebäude sind original eingerichtet, und man konnte einen guten Eindruck davon gewinnen, wie es hier zur Zeit des Goldrauschs zugegangen sein muss. Auf dem Rückweg trampte ich in die Stadt, und der Typ, der mich mitnahm, erzählte mir, dass sie hier bis Montag drei Wochen lang das tollste Wetter hatten. Frustrierend, denn mittlerweile wurde die Wolkendecke immer dichter, und kaum hatte ich um 2 die "T.S.S. Earnslaw" bestiegen, um eine Rundfahrt auf dem See zu machen, da goss es auch schon in Strömen. So wurde die Fahrt ein Flop. Die Berge ringsum waren in Wolken gehüllt, und es regnete und regnete. Somit fiel auch der interessanteste Teil der Vorführungen auf der Schaffarm, die wir ansteuerten, buchstäblich ins Wasser. Eigentlich wollten sie uns zeigen, was die Hütehunde alles leisten können. Das fiel weg. Stattdessen sahen wir eine Schafschur (überdacht), die zwar ganz interessant war, aber doch nicht sooo viel hergab. Die NZ$ 16 waren zum Fenster hinausgeschmissen. Mittlerweile glaube ich auch nicht mehr daran, dass aus meinem morgigen Flug zum Milford Sound etwas wird, denn bei dem Wetter starten sie erst gar nicht. Außerdem würde man eh nichts sehen. Vorsichtshalber kaufte ich heute ein paar Postkarten vom Milford Sound, um zu sehen, wie es dort ausschaut, wenn schönes Wetter ist. Die Glücklichen, die diese Postkarten erhalten, werden mir zustimmen, dass es dann super sein muss.
Te Anau
Es ist eiskalt: 6 Grad Celsius. Und auf der Busfahrt hierher hat es nur geregnet. Langsam entwickelt sich mein Aufenthalt hier zur Fehlzündung. Dass sich das Wetter in Neuseeland ständig ändert, war wohl doch ein Märchen. Es ist vielmehr sehr beständig - und zwar beständig mies.
Wir standen heute Morgen um 6 auf, und wieder war blauer Himmel. Noch voller Vorfreude auf meinen Flug zum Milford Sound stapfte ich Richtung Busstation in Queenstown und vertraute dort Donna meinen Rucksack an, den ich im Flugzeug nicht mitnehmen konnte. Am Milford Sound würden wir uns wieder treffen. Pustekuchen! Die Maschine startete nicht wegen schlechter Sicht in Milford. Der Bus war weg mitsamt Donna und meinem Gepäck. Also fuhr ich mit dem Spätbus nach Te Anau, während es schon wieder anfing zu regnen. Jetzt sitze ich hier in der Jugendherberge und warte, dass der Bus aus Milford zurückkommt und ich meinen Rucksack wieder in Empfang nehmen kann. Hoffentlich geht das gut.
Was mir inzwischen noch an Neuseeland aufgefallen ist:
- Die Kiwis frieren nie. Selbst bei dieser Kälte laufen sie in kurzen Hosen und offenen Gummilatschen herum.
- Man sieht hier unheimlich viele Typen (auch gesetzteren Alters) mit Ohrring oder Tätowierung (oder beidem).
- An den komischen Akzent kann ich mich nicht gewöhnen. Noch schlimmer ist, dass auch ich häufig nicht verstanden werde. Gestern bedurfte es dreier Anläufe, als ich in einem Laden Salz kaufen wollte, bis die Verkäuferin begriff, worum es ging.
- Das Bussystem ist unheimlich flexibel. Die Fahrer halten jederzeit an, wenn man sie darum bittet und lassen einen aussteigen. Die festen Haltestellen sind reine Formsache. So braucht man oft nicht so weit zu laufen. Andererseits gibt es dadurch immer Verspätung.
- Offenbar haben die Busse keine Heizung. Jedenfalls wurde die heutige Fahrt von Queenstown über Lumsden nach Te Anau eine frostige Angelegenheit. Oder wurde die Heizung einfach nicht angestellt, weil die Kiwis nie frieren (s.o.)?
Nach Milford Sound
Die Sache mit dem Rucksack ging nach anfänglicher Aufregung doch noch gut. Donna hatte ihre Sache prima gemacht. Schade, dass sich unsere Wege heute trennten. Sie fuhr nach Dunedin, während ich den Bus zum Milford Sound bestieg. Die Fahrt war anfangs noch von mäßigem Sonnenschein begleitet, aber nachdem wir den Homer Tunnel durchquert hatten, erwartete uns schon wieder Regen, Regen und nochmals Regen. Trotzdem nahmen Hunderte von Leuten, die alle mit Bussen nach Milford gekarrt worden waren, an der Bootsfahrt auf dem Sound teil. Wir fuhren hinaus aufs offene Meer, sahen jedoch kaum etwas. Die Berge ringsum waren in Wolken gehüllt. Vom Mitre Peak, dem "König" des Milford Sound war nichts zu sehen. Die versprochenen Delfine und Pinguine hatten wohl Besseres zu tun. Lediglich zwei armselige Robben konnte man am Ufer ausmachen. Mit anderen Worten: ein weiterer Flop! Einer folgt auf den anderen. Morgen fahre ich nach Dunedin, in der Hoffnung, dass es an der Ostküste besser ist. Wenigstens wärmer müsste es dort sein. Hier hat es heute in Höhenlagen geschneit. Nur wenn ein großes Wunder über Nacht geschehen sollte, bleibe ich morgen noch hier und werde die Fahrt zum Doubtful Sould mitmachen.
Dunedin
Das Wunder blieb aus. Stattdessen erlebte ich hier mein blaues Wunder. Auf der ganzen Fahrt hatte ich Regen, Schnee und manchmal ein paar Sonnenstrahlen. Das reinste Aprilwetter!
Bei der Ankunft in Dunedin wurde ich gleich von einem Graupelschauer begrüßt. Zum erstenmal wurde auch mein Rucksack ordentlich nass. Also nichts mit dem besseren Wetter an der Ostküste...
Wenigstens fand ich hier eine ganz tolle Jugendherberge vor. Sie ist in einer alten Villa untergebracht, hat schöne gemütliche Zimmer - und vor allen Dingen überall eine Heizung, sogar im Bad. Ich könnte tagelang hier bleiben, aber was soll ich in dieser Stadt bei diesem Wetter?
Ich habe Donna wiedergetroffen und Chris, einen Holländer, der mich auch schon seit Greymouth "verfolgt". Zu dritt wollen wir uns morgen ein Auto mieten und zum Mount Cook sowie zum Lake Tekapo fahren, wo man mit dem Bus nicht hinkommt und wo angeblich fast immer die Sonne scheinen soll. Da bin ich sehr gespannt.
Lake Tekapo
Nun, die Sonne scheint zwar nicht, doch es regnet wenigstens nicht. Und ganz so kalt wie in Dunedin und Te Anau ist es auch nicht. Trotzdem glaube ich, dass wir zur Zeit so etwas wie die Eisheiligen der südlichen Hemisphäre erleben. Schließlich ist der November ja wie der Mai in Deutschland.
Wie geplant, mieteten wir heute Morgen ein Auto zum Preis von NZ$ 100 für zwei Tage. Ein guter Deal, wie ich finde. Donna fuhr den Wagen, bis wir in Oamaru die Küstenstraße nach Christchurch verließen. Danach setzte ich mich ans Steuer und fuhr die ganze Strecke hinauf in die Berge zum Lake Tekapo. Es machte so richtig Spaß, denn hier ist überhaupt kein Verkehr. Du fährst kilometerlang, ohne dass dir ein anderes Auto begegnet. Unterwegs luden wir einen Tramper auf, der auch gestern in der Jugendherberge von Dunedin war, und nahmen ihn mit bis zur Abzweigung zum Mount Cook. Morgen wollen wir auch dort hinfahren. Heute konnten wir schon ein paar gute Fotos machen aus der Ferne. Der Bergriese war über und über mit Schnee bedeckt und lag voll in der Sonne. Das sah echt super aus. Falls wir ausnahmsweise einmal Glück haben sollten, wollen wir uns das ganze Gebiet um den Mount Cook herum morgen früh erst einmal aus der Luft betrachten. Ein 45-minütiger Rundflug kostet von hier aus nur NZ$ 45.
Ein sonniger Tag überm See
Das war ein toller Tag heute. Sonnenschein! Es ist kaum zu glauben. Um halb 10 starteten wir zu unserem Rundflug. Es war ein unvergessliches Erlebnis. Allein diese knappe Stunde war es wert, die 20.000 Kilometer hierher nach Neuseeland gekommen zu sein.
Wir flogen über den Tekapo-See zum Mount Tasman hinauf, über den Tasman-Gletscher, am Mount Cook vorbei zurück nach Lake Tekapo. Die Sicht war erstklassig - unter uns all die schneebedeckten Gipfel der Südalpen und die tiefblauen Seen wie auf einer Kitschpostkarte. Auf der anderen Seite der Dreieinhalbtausender blickten wir auf ein Wolkenmeer hinab und sahen in der Ferne den Ozean. Einen besseren Tag hätten wir uns für den Flug gar nicht aussuchen können. Hoffentlich bleibt es jetzt so, d.h. ein bisschen wärmer könnte es noch werden.
Nach dem Rundflug fuhren wir mit dem Auto zur "Hermitage" unterhalb des Mount Cook. Das Wort bedeutet zwar Eremitage, aber es ist keine Einsiedelei, sondern ein großes Hotel voller japanischer Touristen. Dort aßen wir ein paar Sandwiches und machten uns dann auf den schotterigen Holperweg zum Fuß des Tasman-Gletschers. Vom Parkplatz war es noch etwa eine Dreiviertelstunde Fußmarsch über felsiges Geröll, aber was es dann zu sehen gab, war auch nur Geröll, welches das Eis vollkommen bedeckte. Skilaufen hätte man darauf nicht gekonnt, aber im Winter muss das großartig sein, die 29 Kilometer hinunterzudüsen. Ich muss echt nochmal im Winter hierher kommen.
Christchurch
Hier bin ich also wieder. Zurück in Christchurch bedeutet: Mein Trip um die Südinsel ist zuende; die Nordinsel wartet auf mich. Morgen werde ich mit Donna zusammen die lange Reise nach Palmerston North unternehmen und dort bei Freunden von ihr übernachten. Um halb 8 müssen wir hier in den Zug steigen, und erst abends um 10 werden wir dort sein. Uff!
Heute fuhren wir von Lake Tekapo über eine landschaftlich wieder sehr reizvolle Strecke am Mount Hutt vorbei hierher nach Christchurch und nahmen noch Andy, einen Engländer, mit. Wir gingen nicht in die hiesige Jugendherberge, von der ich ja nicht sonderlich begeistert war, sondern in ein privates Gästehaus, das auch nur NZ$ 6 kostet.
Nachdem wir unser Gepäck ausgeladen hatten, brachten wir Chris nach Prebbleton, einen Vorort von Christchurch, und gaben anschließend unser Auto zurück. Der Mann von der Autovermietung war so nett, uns wieder in die Stadt zurückzubringen, sonst hätte uns ein langer Marsch erwartet.
Heute Abend werde ich ins Kino gehen. Die "Großstadt"-Atmosphäre muss man ausnutzen. In den kleinen Nestern, wo wir bisher waren, ist ja abends absolut nichts los.
Auf der Fähre irgendwo zwischen Picton und Wellington
Wir haben eine verhältnismäßig ruhige Überfahrt. Es ist zwar windig, aber die See ist nicht sehr bewegt, und es ist auch nicht kalt.
Gestern Abend war ich wie geplant im Kino und sah einen gruseligen Film made in NZ. Ich wurde nicht so ganz schlau daraus, was aber nicht mit Sprachschwierigkeiten zusammenhing...
Heute Morgen mussten Donna und ich in aller Frühe aufbrechen, um den Zug nach Picton zu erreichen. Wir hatten keine Zeit zum Frühstücken - hoppla, jetzt herrscht aber doch plötzlich ganz schöner Wellengang. Nun mussten wir bis 11 Uhr warten, bis der Zug eine längere Pause in Kaikoura einlegte, wo wir uns etwas zu essen besorgen konnten. Danach dauerte es nochmal drei Stunden, bis wir in Picton ankamen.
So gegen 6 werden wir in Wellington anlegen. Dann nehmen wir den Zug nach Palmerston North, wo wir bei Freunden von Donna übernachten wollen. Morgen werden sich unsere Wege nach knapp zwei Wochen endgültig trennen. Während das Girl aus Kalifornien nach Auckland weiterreist, nehme ich den Bus nach Rotorua und werde dort ein paar Tage bleiben.
Napier
Die Nordinsel empfing uns mit Regen und orkanartigem Sturm. Wir konnten kaum dagegen anlaufen, als wir durch Wellington trabten, um etwas zu essen zu besorgen.
Als wir um 10 in Palmerston North eintrafen, riefen wir bei Donnas Freunden an, aber es war ständig besetzt. Also bestiegen wir ein Taxi und fuhren zu einem Studentenwohnheim, wo wir sehr nett aufgenommen wurden. Donna hat dort seit Februar bis vor zwei Wochen gewohnt und kannte alle Leute.
Heute Morgen begleitete sie mich zur Busstation, wo ich erfuhr, dass der Bus nach Rotorua voll war. Das war mir vorher noch nie passiert. Deshalb entschloss ich mich mit dem Zug nach Napier zu fahren und dort morgen den Bus nach Rotorua zu nehmen.
Diese Bahnfahrt war ein Horror. Das Gefährt schaukelte wie verrückt, dass man fast seekrank wurde. Ich war heilfroh, als ich nach dreieinhalb Stunden hier ankam.
Napier liegt an der Ostküste und gilt als einer der sonnigsten Orte in Neuseeland. Nun ja, die Sonne versteckte sich zwar hinter einem Dunstschleier, aber es war wenigstens sommerlich warm. Hoffentlich zieht das Mistwetter nicht von Wellington nach Norden. Stürmisch ist es hier allerdings auch. Ich kaufte mir gleich eine neue Sonnenbrille, weil mir der Wind ständig Staub in die Augen blies. Meine alte Sonnenbrille wurde mir am Tasman-Gletscher von der Nase geweht und zerbrach auf einem Felsbrocken. Kaum zu glauben, aber wahr.
Rotorua
Die Jugendherberge in Napier war die bisher schönste von allen. Schade, dass ich so wenig Zeit habe und nicht länger dort bleiben konnte. Schade auch wegen der vielen netten Leute, die ich dort getroffen habe. Es war die reinste deutsche Kolonie, und sogar ein Liechtensteiner war da. Wir gingen alle zusammen abends in einen Pub, und es tat so richtig gut, mal wieder auf Deutsch eine Unterhaltung zu führen, nachdem ich seit Te Anau keine Deutschen mehr getroffen hatte. Die holprigen Konversationen in Englisch sind auf die Dauer eben doch etwas beschwerlich. In dem Pub gab es auch guten Wein aus Napier, wo sehr viel Wein angebaut wird.
Heute Morgen fuhr ich nach Rotorua und musste bis Taupo den Bus der Mount Cook Lines benutzen, die meinen Travelpass nicht anerkennen. Das ging aus meinem Fahrplan nur sehr versteckt hervor, und ich war ganz schön überrascht, als ich NZ$ 12,45 bezahlen musste. Von Taupo bis Rotorua konnte ich dann wieder mit dem Bus der Eisenbahngesellschaft fahren.
Als wir hier ankamen, drang mir gleich der ätzende Gestank nach faulen Eiern in die Nase, der von den heißen Quellen kommt und die ganze Stadt erfüllt. Aber man soll sich angeblich daran gewöhnen.
Rotorua und die Thermalbäder
Ich habe auch gestern wieder nette Leute getroffen, mit denen ich abends im Thermalbad gegenüber der Jugendherberge war. Dort gibt es Becken mit verschiedenen Wassertemperaturen. Mehr als 41 Grad habe ich nicht ausgehalten. Hier kann praktisch jeder seinen eigenen Thermalpool haben. Er braucht nur ein Loch in die Erde zu buddeln, dann kommt das heiße Wasser ganz von allein.
Die Nacht in der Jugendherberge war eine einzige Qual. Wir waren zu elft im Zimmer und mindestens fünf haben geschnarcht wie ein Sägewerk. Todmüde fasste ich heute Morgen den Entschluss, aus der Jugendherberge auszuziehen und in ein privates Hostel zu gehen, dessen Manager ich in Queenstown kennen gelernt hatte und das von Jacques gerühmt worden war. Dort konnte ich für wenig Geld wenigstens ein Einzelzimmer kriegen. Auf der anderen Seite sehe ich immer mehr von meinen JH-Gutscheinen verfallen, und das ärgert mich natürlich. Um dies etwas zu mildern, fahre ich morgen von den Höhlen in Waitomo nicht mehr nach Rotorua zurück, sondern übernachte in Hamilton, wo es eine sehr schöne Jugendherberge geben soll, und fahre dann am Dienstag über Auckland nach Kerikeri hinauf, an die Bay of Islands. Dies ist die Gegend, die den meisten Sonnenschein hat, und es müsste doch mit dem Teufel zugehen...
Heute mietete ich ein Fahrrad und fuhr in den Vorort Whakarewarewa (puh, was für ein Name!), um die heißen Quellen und Geysire zu sehen. Beim ersten Anlauf fand ich jedoch nicht die richtige Stelle. Ziemlich frustriert machte ich mich dann auf den Weg nach Fairly Springs, einem Tierpark, wo man die Fauna von Neuseeland bewundern kann. Am meisten beeindruckt war ich von den riesigen Forellen, von denen hier sämtliche Seen und Flüsse voll sein sollen.
Im Souvenir-Shop von Fairly Springs fragte ich noch einmal nach dem Weg zu den Geysiren. Diesmal fand ich hin und traf eine wunderbare Welt wie von einem anderen Planeten an. Überall dampfte die Erde, es roch schweflig, es blubberte, und Wasser schoss kochend heiß aus dem Boden.
Als ich den Rückweg antrat, begann es in Strömen zu regnen. Ich kam klitschnass in der Lodge an, und nun regnet es seit fast drei Stunden in ununterbrochener Heftigkeit. Mir liegen tausend gotteslästerliche Flüche auf der Zunge, aber ich kann mich gerade noch beherrschen.
Heute Abend gehe ich mit einem der Typen, die ich gestern kennen gelernt habe, zu einem Hangi. Das ist ein traditionelles Festessen der Maoris, nicht billig, aber man kann so viel essen, wie man will. Und anschließend zeigen die Eingeborenen ihre alten Tänze und ziehen eine tierische Schau ab, heißt es
Hamilton
Innerhalb von nur 24 Stunden habe ich zwei weitere Highlights dieses Aufenthalts in Neuseeland erlebt. Das erste war das Hangi. Es war ein Super-Essen - auch wenn das Gesamtbild durch einige organisatorische Kleinkariertheiten etwas getrübt wurde. Zunächst einmal mussten wir in einer langen Schlange warten, bis wir einen Platz zugewiesen bekamen. Dann aber hatten wir Glück, als wir zwei nette Schweizerinnen als Tischnachbarn erhielten. Ungeduldig warteten wir, bis es endlich etwas zu essen gab. Tischweise durften die Leute ans kalte Büfett. Glücklicherweise waren wir schon als zweite Gruppe an der Reihe. Es gab eine Menge Salate, geräucherten Fisch, Süßkartoffeln, gekochten Kürbis (habe ich hier schon öfter gegessen - schmeckt lecker), Schweine-, Lammfleisch und riesige Muscheln. Das Tollste jedoch waren die Desserts. Unbeschreiblich, welche Genüsse da geboten wurden.
Wir dachten eigentlich, dass man so oft ans Büfett gehen könne, wie man will. Dem war aber nicht so. Uwe und ich stellten uns trotzdem einfach nochmal an und luden uns die Teller zum zweitenmal voll. Für NZ$ 18,50 kann man das ruhig machen - oder? Kurz darauf wurde der ganze übrig gebliebene Kram weggeräumt. Wir hatten uns aber auch tüchtig vollgefressen. Die Getränke musste man extra bezahlen. Zu viert bestellten wir eine Flasche guten neuseeländischen Weißwein. Nach dem Essen ließ sich die eine Schweizerin einen Kognak zum Verdauen bringen. Für eine winzige Menge musste sie NZ$ 5,30 berappen. Darum beschlossen wir, für diesen Preis dürfe sie ruhig das Glas mitnehmen.
Ein Konzert von den Maoris
Nach gerade einer Stunde begann schon das Konzert. Typisch Fast-food-Gesellschaft! Die Maoris sangen, tanzten, jonglierten und boten alles in allem eine gute Show. Ihre Musik ist rhythmisch und geht so richtig ins Ohr. Am lustigsten fand ich es, wenn die Männer bei ihren Tänzen die Zunge herausstreckten. Das war früher eine Drohgebärde, mit der die Krieger ihre Feinde erschecken wollten, doch ich glaube, die Feinde müssen sich totgelacht haben.
Als die Maori-Show vorüber war, verließ alles fluchtartig den Saal, die Bar wurde geschlossen. Dabei hätten wir gern noch ein bisschen zusammengesessen. Weil es schon wieder goss draußen, brachten mich die Schweizerinnen in ihrem Auto zur Lodge. Die mit dem Kognak saß am Steuer, und ich glaube, dieser Kognak war wohl etwas zu viel. Sie fuhr wie eine Chaotin. Uwe und ich saßen hinten, und wir wussten nicht, ob wir lachen oder weinen sollten. Ich kam jedenfalls heil an; ob sie ihn auch gesund in der Jugendherberge abgeliefert haben, kann ich nicht sagen.
Das zweite Highlight waren die Waitomo Caves. Was in den Prospekten als "Achtes Weltwunder" gepriesen wurde, entpuppte sich wirklich als solches. Eine riesige Höhle mit Tropfsteinen bot sich dem Auge. Aber dann erst die Bootsfahrt auf dem unterirdischen Fluss: ein Firmament von Glühwürmchen über uns unter der Decke der Grotte. Es sah wirklich aus wie ein Sternenhimmel. Phantastisch! Zu ärgerlich, dass fotografieren verboten war.
Auf dem Weg nach Hamilton hielten wir noch an einem Kiwi-Haus (diesmal sind die Vögel gemeint, nicht die Neuseeländer). Im Gegensatz zum Aucklander Zoo, wo man die Tiere im Dunkeln kaum erkennen konnte, war es hier nicht ganz so finster, und die Kiwis wurden aufgeweckt. Es sind schon putzige Viecher: so groß wie ein Huhn (Weibchen) oder eine Ente (Männchen), ein Gefieder wie ein Pelz, keine Flügel, kein Schwanz, die Nasenlöcher an der Spitze des langen Schnabels und nur nachts unterwegs. Sie schlafen 20 Stunden am Tag, fressen in den verbleibenden vier Stunden bis zu 500 Würmer, und das Weibchen legt ein riesiges Ei. Wir durften eines in die Hand nehmen; es war das reinste Straußenei. Auf einem Röntgenbild sahen wir, wie es praktisch den ganzen Körper der Henne ausfüllt. Ich frage mich echt, was sie mit ihren anderen Organen so lange macht. Wenn sie das Ei dann gelegt hat, muss sie sich zweieinhalb Monate draufsetzen, bis es ausgebrütet ist. Wirklich komische Vögel, Neuseelands Nationaltiere!
Jetzt bin ich hier in Hamilton in der Jugendherberge. Sie ist sehr hübsch und nur spärlich belegt. Dreimal dürft ihr raten, was für ein Wetter ist. Ja, genau. Morgen beginnt mein "Badeurlaub" an der Bay of Islands. Wenn es da auch regnet, gebe ich echt den Geist auf...
Kerikeri
Eigentlich müsste ich jetzt den Geist aufgeben - aber wie geht das überhaupt? So muss ich mich wohl eher mit den Tatsachen abfinden.
Heute Morgen verließ ich Hamilton bei strahlend blauem Himmel. In Auckland war es zumindest noch heiter, aber kurz darauf wurde die Wolkendecke dichter und dichter, und bald schon begann der Regen. Trotzdem gefiel mit die Bay of Islands auf Anhieb, als wir durch Paihia fuhren, aber hier in Kerikeri ist nicht viel los. Es gibt keinen Strand, und das Meer sieht man vom Ort aus überhaupt nicht. So werde ich mich wohl nicht lange aufhalten. Entweder fahre ich zurück nach Paihia, wenn das Wetter schön ist, oder ich fahre in Richtung Norden nach Kaitaia und zum Cape Reinga, wo sich der Pazifik und die Tasman-See treffen.
Die Busfahrt heute war sehr lustig. Der Bus war total überfüllt bis Whangarei, der einzigen größeren Stadt im Nordland, und ich hatte das besondere "Glück", eine Mutter mit drei kleinen Kindern als Sitznachbarn zu bekommen. Zu fünft mussten wir uns zwei Sitze teilen. Die Kinder waren natürlich unruhig, setzten sich auf meine Knie, lehnten sich an mich, boxten mich. Teilweise schliefen sie und teilweise turnten sie herum. Ihre Mutter hatte große Mühe sie unter Kontrolle zu bringen. Nachdem mir das Ganze anfangs gehörig auf den Nerv ging, nahm ich es später mit Humor, und am Ende lud mich die Mutter sogar ein, die Familie in ihrem Haus in Auckland zu besuchen. Vielleicht komme ich auf das Angebot zurück. Mal sehen...
Kaitaia
Heute verbrachte ich einen verregneten Tag in Kerikeri, bevor am Nachmittag der Bus nach Kaitaia abfuhr. Ich machte einen Rundgang und schaute mir Neuseelands "geschichtsträchtige" Stätten an. Kerikeri war eine der ersten europäischen Siedlungen, und man kann dort das erste Holzhaus bzw. das erste Steinhaus Neuseelands sehen (Baujahr 1832/33). Für uns Europäer mutet das beinahe lächerlich an, aber ohne eigene Geschichte kann wohl keine Nation auskommen.
Schräg gegenüber der "alten" Bauten war eine nachgebaute Maori-Siedlung zu besichtigen. Da kam ein leichter Südsee-Touch durch.
Die vielgepriesenen Regenbogenfälle schenkte ich mir, denn wo keine Sonne ist, kann wohl auch kein Regenbogen sein.
Nun bin ich hier in Kaitaia in der nördlichsten Jugendherberge Neuseelands und habe ein Doppelzimmer für mich allein. Direkt schade, dass ich morgen wieder raus muss, weil ich zum Cape Reinga fahre und mich bei schönem Wetter (mein Optimismus ist ungebrochen) an der Ninety Mile Beach aussetzen lasse, um dort eine Nacht zu zelten und am Freitag wieder mit dem Bus nach Kaitaia zurückzufahren.
Heute Abend ist es klar draußen. Sollte das Wetter normal (d.h. regnerisch) sein, fahre ich sofort wieder nach Kaitaia zurück.
Irgendwo zwischen Cape Reinga und Kaitaia
Als ich heute früh aus dem Fenster schaute, lachte mir die Sonne entgegen. Also leerte ich meinen Rucksack aus und packte nur das wieder ein, was ich zum Campen brauche. Den Rest steckte ich in meinen Bettbezug und verstaute ihn in einem Nebenraum der Jugendherberge.
Um 10 Uhr ging es los. Der Bus bog schon kurz hinter Kaitaia von der Straße ab zur Ninety Mile Beach. Als der Weg zuende war, fuhr er auf den Strand und rund 70 Kilometer lang über diese Sandpiste, bis er auf die Straße zurückkehrte. So was habe ich noch nie erlebt, aber es machte Spaß.
Je mehr wir uns dem Kap näherten, desto mehr Wolken zogen auf. Am Kap selbst wehte ein starker Wind und Nieselregen setzte ein. Also wieder nichts, dachte ich, Camping gestrichen. Und ich sagte dem Busfahrer, ich wolle wieder nach Kaitaia zurückfahren.
Unterwegs klarte es jedoch wieder auf, und als der Bus an einem kleinen Museum mit Zeltplatz hielt, fasste ich den Entschluss hier zu bleiben. Der Platz liegt herrlich an einer kleinen Meeresbucht mit Motorbooten, die Sonne scheint und ich fühle mich so richtig wohl. Lediglich eine steife Brise weht, doch ich hoffe, dass mein Zelt es aushält. Auf diese Weise hätte ich es dann doch nicht ganz umsonst mitgeschleppt.
Kaitaia
Das war ein wunderschöner Tag! Die Nacht im Zelt war zwar etwas ungemütlich auf dem harten Untergrund, aber dieser herrliche Sonnenschein an dieser wunderbaren Bucht entschädigte für alles. Nach dem Frühstück ging ich an den Strand und lag über drei Stunden in der Sonne. Außer mir waren nur noch ein paar Angler da, und einer von ihren holte einen riesigen Fisch aus der See. Als es mir zu heiß wurde, spazierte ich ein bisschen am Wasser entlang und fand ganz durch Zufall einen Haufen toller Muscheln. Alle kann ich gar nicht mit nach Hause nehmen, weil jeder Kubikzentimeter in meinem Rucksack verplant ist.
Gegen Mittag wollte ich zum Zeltplatz zurückwandern, doch da gab es ein unerwartetes Hindernis: die Seitenbucht, durch die ich auf dem Hinweg bei nicht einmal kniehohem Wasser gewatet war, hatte durch die hereinkommende Flut inzwischen einen Wasserstand erreicht, der mir bis zur Brust ging. Also hielt ich meine Habseligkeiten (Matte, Handtuch, Hemd usw.) hoch über meinen Kopf und trug sie ans andere Ufer. Eine Stunde später hätte ich wohl schwimmen müssen.
Nachdem ich noch ein paar Kekse gegessen hatte, baute ich das Zelt wieder ab und wartete auf den Bus. Er traf pünktlich ein und hatte auch noch Plätze frei. Gott sei Dank, denn garantieren konnten sie mir das nicht, als sie mich gestern dort ausgesetzt hatten.
Nun bin ich wieder in Kaitaia in der netten Jugendherberge und habe auch wieder das hübsche Zimmer ganz für mich allein. Morgen geht es zurück nach Auckland und am Sonntag auf die Waiheke-Insel.
Onetangi
Es ist der erste Advent, und heute lag ich am Strand von Onetangi auf Waiheke Island und briet in der heißen Sonne. Es ist kaum zu glauben!
Der gestrige Tag verlief ohne besondere Ereignisse. Doch, halt! Auf der Fahrt von Kaitaia nach Auckland platzte der linke Vorderreifen des alten Busses, und das kostete uns eine halbe Stunde Verspätung. Die Mount-Eden-Jugendherberge, auf die viele große Stücke halten, hat mich nicht besonders angemacht. Sie liegt zwar sehr ruhig abseits des Großstadtrummels, doch dafür schliefen acht Mann in einem Raum. Diesmal hat zwar keiner geschnarcht, aber ich mag diese Massenschlafsäle einfach nicht.
Heute Morgen stand ich recht früh auf, um die Fähre zur Insel zu bekommen. Es war schönes Wetter, und auf der anderthalbstündigen Überfahrt hatte man einen wunderbaren Blick auf Auckland, die große Hafenbrücke und das Häusermeer um Auckland herum. Das Schiff war proppevoll von Leuten, die den Sonntag auf der Insel verbringen wollten, aber in die Jugendherberge wollte außer mir nur noch eine Japanerin. Die JH liegt an einem Hang mit herrlichem Ausblick auf das Meer, sie hat nur kleine Zweibettzimmer, und es sieht so aus, als ob die meisten sich hier auf längere Zeit eingerichtet hätten. Wenn das Wetter so bleibt, bringt auch mich vor Donnerstag so leicht nichts hier weg. Nach vier Wochen Stress kann ich die paar Tage Erholung vor dem lange Heimflug sehr gut vertragen.
Es ist gar nicht leicht, heute etwas zu Papier zu bringen, weil der Tag ohne größere Ereignisse ablief. Den Vormittag habe ich wieder am Strand verbracht. Dann kochte ich mir erstmals ein richtiges Mittagessen. Sonst hatte ich mich mittags immer nur von Sandwiches ernährt. Das ist schon toll hier in der Jugendherberge. Sie ist den ganzen Tag offen - sogar die Schlafräume - und das habe ich hier noch nicht erlebt. So kann man kommen und gehen, wann man will, und kann tun und lassen, was man will. Ich habe wieder ein Doppelzimmer für mich allein, da kann ich mein ganzes Zeug ausbreiten und brauche auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Wie im Hotel...
Heute erhielt ich den ersten Brief von zu Hause. Den vorhergehenden, der offenbar nach Queenstown ging, verpasste ich, weil ich dort nicht in der Jugendherberge übernachtete, sondern im Motor Camp. Schade, dafür habe ich in Te Anau umsonst auf einen Brief gewartet.
Ein Sonnentag in Onetangi
Während ich gestern noch einen wunderbaren Sonnentag hatte, an dem ich nochmal knackig braun wurde, regnet es heute wieder mal. Gerade war ich einkaufen, als es anfing in Strömen zu gießen. Zum Glück nahm mich auf dem Rückweg ein Auto mit zur Jugendherberge. Dort hängte ich gleich meine Wäsche ab, die inzwischen wieder triefend nass war. Hoffentlich wird sie bis morgen trocken, sonst muss ich sie feucht in den Rucksack stopfen.
Ich bin inzwischen fest entschlossen, den letzten Tag bei der Familie zu verbringen, die ich auf der Fahrt nach Kerikeri im Bus kennen gelernt habe. Also nehme ich das nächste Schiff zurück nach Auckland und versuche irgendwie zu deren Adresse zu finden. Am Nachmittag will ich dann einen Einkaufsbummel machen und, um Platz im Rucksack zu schaffen, ein Paket mit überflüssigem Ballast per Post nach Hause schicken.
Den ganzen Vormittag habe ich mit dem Lesen von deutschen Zeitschriften verbracht, die hier in der JH herumliegen. Mal sehen, wie ich den Nachmittag herumkriege...
Auckland
Den Nachmittag habe ich größtenteils in der Horizontalen verbracht. Am Abend ging ich mit ein paar Leuten in den Pub, und ich unterhielt mich seit Palmerston North erstmals wieder einen ganzen Abend auf Englisch, nachdem ich in der Zwischenzeit nur noch den Kontakt zu Deutschen gesucht hatte.
Ich bin doch nicht zu der Familie gefahren, als ich auf dem Stadtplan sah, wie weit außerhalb sie wohnt. Da ich vor dem Heimflug viel in der Stadt zu erledigen hatte, wäre das zu umständlich gewesen, dort draußen zu wohnen. Stattdessen ging ich wieder in das kleine Hotel, wo ich schon am Anfang meiner Reise "abgestiegen" war. So schließt sich der Kreis...
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