Reisebericht Namibia
von schlingels auf 18.06.2019
Das Land der Kontraste
Die Vielfältigkeit der Landschaften, die sprichwörtliche Weite Afrikas und auch die Menschen haben uns begeistert. Natürlich sollte man schon Wüstenliebhaber sein und es mögen, ziemlich einsam unterwegs zu sein. Wer Halligalli, Strand und Meer sucht, der ist in Namibia falsch aufgehoben. Wer ausschliesslich Tiere beobachten will, der sollte gegen Ende der Trockenzeit (September/Oktober) reisen, wenn die Tiere an die spärlichen Wasserlöcher kommen.
Reiseroute
Allgemeines
Inspiriert zu unserer Namibia-Reise wurden wir durch einen von TUI veranstalteten Diavortrag, den wir im Jahr 2004 in Berlin besuchten. Insbesondere die hohen Sanddünen des Soussusvlei haben es uns dabei angetan. Auch die Berichte von Freunden und Bekannten über das Land waren meist sehr positiv. Mitte 2005 haben wir uns dann entschieden, selbst nach Namibia zu reisen. Dabei haben wir erst einmal überlegt, in welcher Form wir überhaupt reisen wollen. Wie immer in unbekannten Gefilden breitet sich etwas Unsicherheit aus, ob denn die Infrastruktur gut sei und ob die Sicherheitslage individuelles Reisen erlauben würde. Unser Reiseführer war bei den Vorbereitungen einserseits eine große Hilfe, andererseits aber schürte er auch etwas die Verunsicherung mit negativen Berichten über lokale Autovermieter, Verkehrsunfälle oder Übergriffe auf Touristen. Letztlich entschieden wir uns für einen Kompromiss. Individuell reisen vor Ort ja, aber die Quartiere wollten wir vorbuchen, damit wir abends auch erwartet werden und immer jemand weiss, wo in etwa wir gerade sein sollten. Internet Recherche hat uns dann zum Namibia Spezialisten Transgeo (www.transgeo.de) geführt, der uns ein gutes und speziell auf unsere Vorstellungen abgestimmtes Angebot gemacht hat. Nach der Lektüre zahlreicher Reiseberichte stellten wir dann erst einmal so richtig fest, dass im Januar in Namibia zwar Sommer ist, dies aber auch gleichzeitig die Regenzeit ist, was insbesondere die Straßenverhältnisse negativ betreffen kann. Daher entschlossen wir uns dann doch, auf jeden Fall ein Allradfahrzeug zu mieten, auch wenn die Preise hierfür sehr hoch sind. Das günstigste eingeholte Angebot war vom lokalen Verleiher African Tracks(www.africantracks.com). Da diese Firma immerhin einem Verband angehört und wir über Transgeo erfuhren, dass sie zumindest in der Branche bekannt ist, entschieden wir uns auch, dieses Angebot anzunehmen. Das letztlich Teure am Mietwagen sind die Extras, insbesondere die Versicherungen, um im Schadensfall einigermassen glimpflich davonzukommen. Da auch die Quartiere in Namibia vergleichsweise teuer sind, ist eine solche Reise -wenn man nicht campen möchte- ein ziemlicher Luxus. In der Nachbetrachtung hat es sich aber gelohnt!
Die Vielfältigkeit der Landschaft
Die Vielfältigkeit der Landschaften, die sprichwörtliche Weite Afrikas und auch die Menschen haben uns begeistert. Natürlich sollte man schon Wüstenliebhaber sein und es mögen, ziemlich einsam unterwegs zu sein. Wer Halligalli, Strand und Meer sucht, der ist in Namibia falsch aufgehoben. Wer ausschliesslich Tiere beobachten will, der sollte gegen Ende der Trockenzeit (September/Oktober) reisen, wenn die Tiere an die spärlichen Wasserlöcher kommen. Wer aber insbesondere die Einsamkeit sucht, Hitze nicht scheut und ein afrikanisches Land auch einmal erleben möchte, wenn es wenigstens teilweise grün wird, der kommt auch in der Regenzeit auf seine Kosten. Wir hatten großes Glück und waren meistens vor oder nach dem großen Regen unterwegs. Dadurch konnten wir den tollen Fish River Canyon bei stahlblauem Himmel erkunden und es war Wasser im Fluss, wir waren an und auf den Sanddünen, bevor der Regen das Gebiet zeitweise unzugänglich gemacht hat und trotz des vielen Wassers im Etosha Nationalpark haben wir zahlreiche Tiere gesehen, auch wenn sicherlich die Safaris etwas anstrengender waren. Unser Besuch bei den Himbas, einem der letzten Naturvölker der Erde, hat zwiespältige Gefühle hinterlassen und wenn man vor Ort erlebt, wie schlimm die Aidsseuche Afrika heimsucht, dann ist man erschüttert. Auch die Folgen der kolonialen Ausbeutung kann man noch überall spüren. Unser Fazit jedenfall ist, dass wir vom Afrikavirus (aber bitte nicht wörtlich!) erfasst wurden und hoffentlich in Zukunft die Gelegenheit haben werden, noch andere Länder zu bereisen. Drei Wochen, die wir Namibia verbrachten, sind eine gute Zeit, um viel vom Land zu sehen. Alles zu sehen, das schafft man in der Zeit nicht. Wenn es das Budget zulässt und man gerne intensiv reist, d.h. lange Tage ohne viele Ruhepausen nicht scheut, dann würden wir die Rundreise auf zweieinhalb Wochen verkürzen und die 3 gesparten Tage nutzen, um eine Flugzeugsafari zu den Victoria-Fällen ins Dreiländereck Namibia/Botswans/Zimbabwe zu machen. Wir haben uns durchweg sehr sicher gefühlt und die Infrastruktur für Touristen ist gut, vorausgesetzt man scheut das Fahren von endlosen Schotterstrassen nicht. Und nun viel Spass beim Lesen unseres detaillierten Reiseberichtes.
Windhoek - Kalahari - Mariental
Windhoek, 10:00 Uhr. Der zehnstündige Nachtflug mit Air Namibia liegt hinter uns - wir betreten namibischen Boden. Windhoeks Flughafen ist so klein, dass wir zu Fuß zum Flughafengebäude gehen. Die Mietwagenbuchung über den lokalen Anbieter African Tracks (www.africantracks.com/) scheint funktioniert zu haben, am Flughafen werden wir erwartet. Nachdem wir Geld gewechselt haben, werden wir nach Windhoek zum Mietwagenoffice gebracht. Da die Gegend um Windhoek sehr gebirgig ist, musste der Internationale Flughafen 40 km östlich der Stadt auf einer Hochebene angelegt werden.
Die Mietwagenübernahme erfolgt problemlos. Nach einem Crash-Kurs fühlen wir uns imstande, im Notfall den Wagenheber bzw. High Lift Jack anzusetzen. Allradantrieb, ein zweiter Ersatzreifen, zwei Reservekanister, eine Kompressour-Luftpumpe sowie ein Kühlschrank waren für uns ein Muss. Erstes Ziel ist die nächste Tankstelle, da der Mietwagen mit fast leerem Tank übergeben wurde. Anschließend decken wir uns im Supermarkt mit dem nötigen Reiseproviant ein. An den Linksverkehr müssen wir uns erst wieder gewöhnen, aber das wird schon. Nun kann es losgehen!
Ein erstes Urlaubsgefühl stellt sich ein, als wir Windhoek in Richtung Süden verlassen haben und auf die Auasberge schauen, zu denen auch der mit 2.483m zweithöchste Berg Namibias, der Moltkeblick, gehört. Der Regenzeit entsprechend ist der Himmel ziemlich wolkenverhangen, nur ab und zu blinzelt ein kleines Fleckchen Blau hindurch. Doch viel Regen scheint es noch nicht gegeben zu haben, selten sieht man etwas Grünes. Rechts und links wird die Straße von der afrikanischen Steppe flankiert. Endlose Zäune lassen das augenscheinliche Niemandsland als Farmland erkennen.
Unsere heutige Tagesetappe beträgt etwa 270 km. Die ersten 190 km auf der geteerten B1 sind problemlos zu fahren. Einen kleinen Fotostopp legen wir einige Kilometer hinter Rehoboth am Schild "Tropic of Capricorn", das die Überquerung des Wendekreises des Steinbocks ankündigt. Von der dicken Wolkendecke sind hier im Süden nur ein paar weiße Schäfchenwolken, die wunderbar mit dem blauen Himmel kontrastieren, übrig geblieben.
Die Kalahari-Wüste
Bei Kalkrand verlassen wir nun erstmalig die geteerte Straße. So haben wir uns die namibischen Straßen vorstellt, denn von dem gut 42.000 km langem Straßennetz sind nur rund 5.500 km geteert. Nach wenigen Kilometern ragt vor uns leuchtend eine erste rote Sanddüne aus der endlos weiten Steppenlandschaft hervor - mit diesem phantastischen Anblick begrüßt uns die Kalahari-Wüste. Auch die erste Oryx-Antilope (wie wir mittels unseres Reiseführers herausfinden), blickt uns kurz darauf von einer weiteren roten Düne an. Jetzt fühlen wir, dass wir in Namibia angekommen sind! Die Kalahari, die als Halbwüste gilt, ist mit 1.630.000 Quadratkilometern als größte zusammenhängende Sandfläche bekannt und erstreckt sich über mehrere Länder. Der größte Teil gehört zu Botswana, der Süden zur Republik Südafrika, der Westen zu Namibia.
An die problemlos mit Zweiradantrieb befahrbare Schotterstraße haben wir uns schnell gewöhnt. Nach 80 km erreichen wir unser Tagesziel. Auf der Bagatelle Kalahari Game Ranch werden wir sogleich freundlich mit einem Begrüßungstrunk in Empfang genommen und von einem jungen, zahmen Springbock beschnuppert. Die Anlage ist sehr gepflegt und verströmt Wohlfühlatmosphäre. Die Lodge, die wir beziehen, liegt am Fuße einer roten Sanddüne. Beim Ausladen des Gepäcks werden wir von Jacky, einer ausgewachsenen Oryx-Antilope, beobachtet. Eine weitere Überraschung erleben wir, als wir auf der Veranda ein erstes kühles Bier genießen und auf der Düne in nur 100 m Entfernung eine Giraffe beim Fressen beobachten können. Natürlich schnappen wir uns die Kamera und wagen uns näher heran. Dies lässt sie sich zunächst gefallen, zieht dann aber langsam weiter. Von der Düne aus können wir noch eine zweite Giraffe entdecken. Beide nähern sich nun einem kleinen Wasserloch. Es sieht ziemlich komisch aus, wie die Giraffen zum Trinken die längeren Vorderläufe spreizen und dann den langen Hals nach unten beugen.
Die angebotene Sundowner-Tour mit Geparden-Fütterung lassen wir uns nicht entgehen und klettern auf den alten Jeep - vom Guide liebevoll als "grandmother" bezeichnet. Vier Geparden erwarten uns bereits fauchend am Tor. Ein mulmiges Gefühl steigt auf, als wir erfahren, dass die Tiere gestern einen Fastentag hatten und heute entsprechend hungrig sind. Auf dem offenen Jeep fühlen wir uns nicht wirklich sicher, auch wenn uns der Guide versichert, das Geparden zwar schnell laufen (120 km/h) können, aber nicht springen. Die Fütterung der halbwilden Tiere (sollen wieder ausgesetzt werden) ist spektakulär. Fauchend stürzen sich die Geparden auf die vom Guide gereichten Fleischbrocken und ziehen sich, sobald sie ein Stück ergattert haben, blitzschnell zur Verspeisung der "Beute" zurück. Wir erfahren noch eine Menge über Geparden.
Der Abstand zur Sonne
Den Sonnenuntergang erleben wir gegen 20:00 Uhr von einer auf der Düne angelegten Aussichtsplattform. Wir werden mit kühlen Getränken versorgt und erfahren Interessantes über die Natur. Anfang des vorrigen Jahrhunderts war es noch wesentlich feuchter in dieser Region, so dass hier ebenfalls Nashörner, Löwen und Elefanten lebten. Heute sind die Flussläufe ausgetrocknet und viele Tiere haben die Region verlassen. Uns fällt auf, dass die Sonne sehr schnell untergeht. Auch hierfür gibt es eine Erklärung: In Äquatornähe ist der Abstand zur Sonne größer und die Drehbewegung der Erde etwas kürzer.
Zu Fuß gehen wir zurück. Die beiden Giraffen und der Oryx tummeln sich direkt vor unserer Lodge und suchen erst das Weite, als wir bis auf 10 Meter herangekommen sind. Beim anschließenden Abendessen unterm Sternenhimmel lassen wir es uns gut gehen. Erstmalig essen wir Antilope, ein etwas zähes, trockenes und an Rind erinnerndes Fleisch, das allerdings kaum Fett hat. Wieder einmal werden wir von der Leuchtkraft der Sterne überwältigt, die hier nicht von anderen Lichtquellen getrübt wird.
Eine angenehme Nacht ließ uns das Schlafdefizit der Flugnacht wieder aufholen. Nach dem Frühstück brechen wir heute auf zum Fish River Canyon. Die Fahrt führt durch die Gras- und Buschlandschaft der Kalahari.
Einige Kilometer vor Keetmanshoop folgen wir dem Schild zum Garas Quivertree Park Campsite (ca. 22 km nördlich von Keetmanshoop an der B1), wo es einen Köcherbaumwald zu besichtigen gibt. Köcherbäume, die hier auf felsigem Untergrund wachsen, gehören eigentlich zu den Aloe-Gewächsen (Sukkulenten). Das Besondere sind die gegabelten Äste - zur Bildung einer Gabelung braucht es 30 Jahre. Die Bäume passen sich an die extremen Umweltbedingungen an, indem sie in ihrem Stamm Wasser speichern. Das Holz ist sehr leicht und innen schwammig. Von den Buschmännern (Ureinwohner Namibias) wurden die Äste einst ausgehöhlt und namensgebend als Köcher für Pfeile benutzt. Köcherbäume, die bis zu neun m hoch werden können, blühen erstmals nach 20 bis 30 Jahren und können bis zu 300 Jahre alt werden. Üblicherweise sieht man die Bäume nur vereinzelt stehen.
Keetmanshoop
Keetmanshoop (20.000 Ew.) ist nicht mehr als ein günstiger Verkehrsknotenpunkt sowie das Versorgungszentrum für den Süden Namibias. Wir legen einen kurzen Halt an der kaiserlichen Post (heute Touristen-Info) ein, ein Steingebäude von 1910 das seit 1987 unter Denkmalschutz steht. Ferner sehen wir uns von Außen die ehemalige Missionskirche an, in der sich heute das Museum der Stadt befindet.
Begeistert von dem ersten Köcherbaumwald machen wir einen weiteren Abstecher zum Quivertree Forest. Dieser an der C17 gelegenen Köcherbaumwald wurde zum National Monument erklärt. Hier gibt es noch größere, bis zu 300 Jahre alte Bäume zu bewundern.
Ebenfalls begeistert uns der Giants Playground. Eine riesige Ansammlung an Granitfelsen, die durch Erosion die urigsten Formen gebildet haben. Ein halbstündiger Rundweg führt durch die beeindruckende Felslandschaft, in der sich ein paar Ziegen tummeln.
Bei Seeheim verlassen wir die geteerte B4. Die Landschaft hat sich wieder gewandelt. Es ist hügelig und die Felsformationen der Karasberge ragen heraus. Später ändert sich auch die Farbe des Sandes und erinnert an eine schwarze Vulkanlandschaft.
Einen weiteren Stopp legen wir am Naute Dam ein, dem drittgrößten Staudamm Namibias, der 1972 eingeweiht wurde. Die Staumauer, die den Löwenfluss staut, ist immerhin 470 m lang und 37 m hoch. Das Wasser des Stausees leuchtet wunderbar blau vor der Felsenlandschaft. Von der herrlichen Vogelwelt, die sich hier angesiedelt haben soll, sehen wir leider nicht viel. Unterhalb der Staumauer leuchtet ein frisches Grün. Bewässert durch den Stausee können hier Datteln, Mais, Getreide und Tafeltrauben angebaut werden.
Später kommen wir an der ehemaligen Eisenbahnstation Holoog vorbei, zu erkennen an den Resten eines Kalkofens. Einige Meter weiter führt eine Eisenbahnbrücke über den derzeit ausgetrockneten Fluss Gaap.
Fish River Canyon
Langsam nähern wir uns dem Fish River Canyon, wobei die Straße in einem stetigen Auf und Ab die hügelige Landschaft nachzeichnet. Die von der Sonne hell angestrahlte Steppe kontrastiert mit dem schwarzen Sand. Im Hintergrund runden die Karasberge das Bild ab. Ein altes Autowrack kündigt das Canyon Roadhouse an. Von den über 400 km Fahrstrecke sind wir etwas geschafft. Wir werden bereits erwartet, als wir gegen 19:00 Uhr eintreffen. Der Rundgang über die Anlage ist schnell vollbracht. Abgesehen von einem Pool gibt es hier nicht viel. Uns stört das jedoch wenig, denn wir gehen zeitig zu Bett.
Heute ist frühes Aufstehen angesagt. Im Fish River Canyon (seit 1968 Park) hat man etwa zwei bis drei Stunden nach Sonnenaufgang die besten Lichtverhältnisse zum Fotografieren. Zum Park-Eingang in Hobas müssen wir etwa 20 km fahren. Der Eintritt für zwei Personen und das Auto beträgt 170 N$, was wir verhältnismäßig teuer finden (unser im September 2004 erschienene Reiseführer gibt den Eintritt noch mit 60 N$ an). Im Park ist die Pad, wie die Schotterstraße genannt wird, schlechter als bislang. Bis zu den 10 km entfernten Hauptaussichtspunkten ist die Straße jedoch problemlos mit normalen Pkw (2 x 4) zu befahren. Nach wenigen Kilometern sehen wir Springböcke, die jedoch schnell das Weite suchen. Kurz darauf entdecken wir eine Straußenherde. Gemächlich ziehen sie an uns vorbei und bieten ein dankbares Fotomotiv. Die sanfte, hügelige Landschaft des Hochplateaus lässt kaum erahnen, dass sich hier der zweitgrößte Canyon der Welt (nach dem Grand Canyon/USA) verbirgt.
Am "Main Viewpoint" angekommen öffnet sich - beinahe überraschend - der Canyon vor uns. Auf dem Boden des Canyons windet sich eindrucksvoll die Höllenkurve (Hell's Bend), die seitlich von stufenförmigen Hängen flankiert wird. Farblich hebt sich das lehmige Wasser (immerhin gibt es hier Wasser!!!) des Fish Rivers kaum vom Gestein ab. Entlang des Rim (Felsabbruchkante) laufen wir zum 2,5 km entfernt liegenden Hiker's Viewpoint und genießen einen beeindruckenden Ausblick. Hier beginnt ein 85 km langer Wandertrail in den Canyon - die mehrtägige Wanderung ist allerdings aufgrund der hohen Temperaturen in dieser Jahreszeit genauso untersagt wie der einfache Abstieg in den Canyon.
Der Aussichtspunkt Rockies Point
Wir steuern die weiteren Aussichtspunkte Rockies Point, The Edge, Sulphur Spring und Desert Rim an. Langsam erschließt sich uns die wahre Größe des bis zu 27 km breiten und knapp 550 m tiefen Canyons, der sich über eine Strecke von über 160 km Länge durch die Landschaft schlängelt. Am beeindruckendsten ist der Ausblick vom Eagles Rock. Dieser ist allerdings nur mit 4x4 über die Cul-dev-sac zu erreichen. Die 12 km lange Strecke hat durchaus Unwegsamkeiten, für die ein Vierradantrieb erforderlich ist. Man hat den Eindruck über eine riesige Bauschutthalde zu fahren. Die Geröllwüste ist überzogen von dornigem Gestrüpp. Zwischendurch ragt ein grüner Strauch heraus und vereinzelt stehen Köcherbäume. Den kurvenreiche Streckenverlauf können wir nicht ganz nachvollziehen, dennoch erreichen wir bald das Ende der Straße. Hier müssen wir leider feststellen, das der Eindruck nicht so spektakulär ist, wie wir es erhofft hatten. Hundert Meter zurück wird eine Stelle durch einige Steinhaufen markiert. Vom Rim, der etwas abschüssig weiter unten liegt, erspähen wir zwei fast perfekte Flussschleifen, die die tiefe Schlucht durchfließen. Das leichte Rauschen des Fish Rivers ist zu vernehmen. Wir schließen daraus, dass dies der eigentliche Eagles Rock Viewpoint ist - der Ausblick ist atemberaubend.
Ein kleines Abschiedspicknick legen wir am Sunset Point ein und genießen den Blick in die Canyonlandschaft. Auf dem Rückweg werden wir von einem Holländer abgefangen, der leider einen Unfall hatte. Sein VW Sharan hat einen Achsenbruch erlitten - den linken Vorderreifen hat es komplett zerfetzt. Die Achse war u.E. schon vorher angeknackst, denn die Straße ist, trotz Schotter, in einem ordentlichen Zustand und eigentlich kein Problem für normale Pkws. Gemeinsam fahren wir zurück zum Canyon Roadhouse. Ursprünglich hatten wir geplant, auch noch die Thermalquellen in Ai-Ais zu besichtigen. Inzwischen ziehen wir es jedoch vor, zu relaxen, anstatt weitere 160 km (hin und zurück) Schotterpiste zu fahren. So verbringen wir den Nachmittag am Pool und lassen uns abends im Restaurant des Roadhouse verwöhnen.
Um 7:00 Uhr sind wir auch heute wieder die ersten Frühstücksgäste. Vorher bewundern wir noch den defekten Sharan, der inzwischen hierher geschleppt wurde. Das Ersatzfahrzeug wird von Avis im Laufe des Vormittags geliefert - kein schlechter Service!
Gut gestärkt brechen wir um halb acht auf. Die ersten 80 km auf der Pad sind uns von der Hinfahrt noch bekannt. Bei Seeheim erreichen wir wieder die B4 und damit wieder Teer unter den Reifen. Aus - unser Tagesziel - liegt 180 km entfernt und ist bei den Straßenverhältnissen problemlos in eineinhalb Stunden zu erreichen. Wir überqueren den Fish River, der im Gegensatz zu den meisten anderen Flüssen zumindest ein wenig Wasser führt. Die Steppenlandschaft mit den herausragenden Felsen ist uns schon vertraut. Gemächlich steigt die Straße an, bis wir uns auf dem Huib-Hochplateau befinden. Eine weite, ebene Landschaft - der Blick endet im Nichts, kein Fels bietet Einhalt. Später wird es wieder hügeliger. Die schnurgerade Straße wird durch das stetige sanfte Auf und Ab optisch durchbrochen. Endlos verlaufende Strommasten flankieren den Straßenverlauf.
"Desert Vista"
Rote Sandflächen kündigen 40 km vor Aus die Namib an und kontrastieren leuchtend mit den braunen Tirasbergen, die rechter Hand zu sehen sind. Wir befinden uns inzwischen auf 1.500 m über NN in einer traumhaft schönen Landschaft, die zum Verweilen einlädt, was wir auch tun, denn wir haben die Klein Aus Vista Lodge erreicht. Wir beziehen ein Natursteinhaus mit dem vielversprechenden Namen "Desert Vista", das sieben km vom Haupthaus entfernt im sogenannten Eagles Nest, direkt am Fels gebaut, liegt. Der Name macht der Lodge alle Ehre, denn wir haben von der Veranda einen genialen Blick in die unendliche Wüstenlandschaft. Hier lässt es sich problemlos zwei Tage aushalten.
Da der Tag noch jung ist, bleibt uns noch Zeit für eine Fahrt nach Lüderitz (110 km entfernt an der Atlantikküste). Aus der endlosen hell leuchtenden Steppenlandschaft ragen nur sehr vereinzelt Bäume und einige spitze Felskuppen heraus, teilweise sind sie von hellem Sand bedeckt. Wenige Kilometer weiter ist von der Steppe nichts mehr zu sehen. Feinster, heller Sand, zum Teil zu hohen Dünen aufgetürmt, lässt kaum Vegetation zu. Vor dieser atemberaubenden Kulisse grasen direkt neben der Straße einige Wildpferde. Die Herkunft der sogenannten "Wüstenpferde" ist nicht eindeutig belegt. Im südlichen Afrika hat es ursprünglich keine Pferde gegeben. Sie wurden von Europäern importiert. Möglicherweise stammen sie aus der Zucht des Baron von Wolf in Duwisib oder es sind entlaufene Militärpferde. Seit über 80 Jahren leben sie in der Nähe von Garub, wo sie ausreichend Wasser haben.
Die verlassene Bahnstation
In Garub sind die Reste einer verlassenen Bahnstation zu sehen. Ein Steinhaus und eine Verladestelle zeugen davon, dass es hier einst Bahnbetrieb gab. Die Eisenbahnlinie wurde 1905 gebaut, um die Schutztruppen im Süden des Landes während des Herero- und Nama-Aufstandes mit Waffen und Vorräten zu versorgen. In Garub wurde ein Bohrloch angelegt, um Lüderitz mit Wasser zu versorgen. Das Wasser wurde in Fässern per Draisine vom Bohrloch zum Bahnhof transportiert und von dort mit der Eisenbahn nach Lüderitz gebracht. Vor der ehemaligen deutschen Militärstation ist nichts mehr zu erkennen. Der Bahnhof wurde 1990 aufgegeben. Allerdings soll die Bahnstrecke wieder belebt werden, erste Bauaktivitäten kann man bereits erkennen.
Die weitere Strecke nach Lüderitz geht stetig bergab - 1.500 Höhenmeter sind zu überwinden. Streckenweise verläuft die Straße kilometerlang absolut gerade. Nur das Flimmern des Asphalts verhindert, dass das Auge den Straßenverlauf bis in die Unendlichkeit verfolgen kann. Die Wüstenlandschaft begleitet uns. Kurz vor Lüderitz fahren wir durch einen breiten Dünengürtel und erreichen Kolmanskop (Kolmannskuppe). Die heutige Geisterstadt entstand 1908, nachdem beim Eisenbahnlinienbau ein Diamant gefunden wurde. Da Kolmanskop im Diamanten-Sperrgebiet liegt, sind die Öffnungszeiten beschränkt. Laut Reiseführer ist Kolmanskop nur um 9:30 h und 11:00 h mit einer geführten oder über eine in Lüderitz gebuchte Tour zu besichtigen. Doch wir haben Glück und werden um 12:15 h (ohne Führung) eingelassen.
Von 1908 - 1910 wurde, nachdem das Gebiet zum Diamanten-Sperrgebiet erklärt wurde, die Stadt mit der allerneuesten Technologie gegründet. Es mussten besondere Anreize geschaffen werden, um hochgebildete Leute aus Deutschland in die Wüste zu locken. So gab es Elektrizität, Wasser kam per Schiff aus Kapstadt und es gab eine Eisanlage um Stangeneis zu produzieren. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden 5 Mio. Karat (1 Tonne) Diamanten gefördert. Als Folge der anschließenden deutschen Währungskrise und des Wirtschaftszusammenbruchs in der Nachkriegszeit ließen sich Diamanten kaum verkaufen. Auch die Tatsache, dass im Jahr 1928 Diamantenfelder am Oranje entdeckt wurden und die Steine hier größer waren, wirkten sich negativ auf Kolmanskop aus. 1938 wurde die Stadt aufgegeben. Der Leerstand wurde von den Lüderitzern ausgenutzt. Brauchbares Baumaterial wie Fenster, Türen, Fußboden oder Dächer wurden kurzerhand demontiert und in Lüderitz verbaut. Die Eisenteile wurden in den 60er Jahren abmontiert und verschrottet. So entstand die heutige Geisterstadt. Erst 1980 erkannte man den touristischen Wert und bot Führungen an.
Die Ghost Town Taverne
Das ehemalige Casino, in dem heute das Restaurant "Ghost Town Taverne" untergebracht ist, ist noch gut erhalten. Das Gebäude wurde 1928 in Deutschland gefertigt und hier errichtet. Es beherbergt u.a. eine alte Kegelbahn, einen Ballsaal - der auch als Kino und Theater fungierte - sowie eine Turnhalle. In der Küche steht noch ein riesiger Herd. In den späten 20er Jahren lebten 300 erwachsene Europäer und 800 Ovambo-Eingeborene hier. Für die bis zu 44 Kinder gab es eine Schule. Die Beamten lebten in vornehmen Häusern, eines davon wurde von Außen wieder restauriert. Das Arbeitervolk lebte in einfacheren Unterkünften. Es gab eine eigene Schlachterei von der noch die Kühlräume und das Wurstbecken zu sehen ist und auch von der Eisanlage sind noch Teile vorhanden. Aufgrund der rauen, stürmischen Bedingungen verfallen die Häuser langsam. Durch die scheibenlosen Fenster wurde teilweise meterhoch Sand hineingeweht. Einige Häuser wurden bereits halb von einer Düne "verschlungen". Der Spaziergang durch die Geisterstadt ist ein äußerst skurriles Erlebnis, vor allem da wir alleine unterwegs sind.
Wir erfahren, dass auch heute noch 90 Prozent der Schmuckdiamanten der Welt aus Namibia kommen.
Nun geht es weiter nach Lüderitz. Hinter den ersten Häusern, die wir erblicken, sticht blau leuchtend der Atlantik hervor. Bartholomäus Dias erreichte als erster Europäer das damalige Angra Pequena. Hieran erinnert der Diaz-Point-Leuchtturm und ein Padrao (Kreuz) einige Kilometer außerhalb der Stadt.
Die Lüderitzbucht
Die deutsche Epoche begann 1883 mit dem Bremer Kaufmann Lüderitz. Als dieser 1886 von einer Expedition nicht zurückkehrte wurde die Bucht in Lüderitzbucht umbenannt. Die Wasserversorgung war für Lüderitz schon immer ein Problem. Seit 1968 wird die Stadt mit 7.000 Jahre altem Grundwasser versorgt, dass von der Kochab Ebene (bei Aus) hierher gepumpt wird.
Es gibt einige schöne Jugendstilhäuser zu sehen, die zwischen 1904 und 1914 erbaut wurden. Sehr schön ist beispielsweise das Goerke-Haus auf dem Diamantenberg. Ganz in der Nähe thront die Felsenkirche im neugotischen Stil. Lohnenswert ist ein kleiner Abstecher zum Alten Leuchtturm. Von hier blickt man auf den Roberthafen, auf der anderen Seite liegt der durch die Lüderitzbucht geschützte Atlantik. Auf dem nahe gelegenen Gelände des Campingplatzes ist das Lüderitz-Denkmal zu sehen.
Wir nutzen die Gelegenheit, noch etwas Geld umzutauschen, Frühstückseinkäufe zu erledigen und nachzutanken. Allerdings ist erst der zweite Tankanlauf erfolgreich. Die erste Tankstelle hat kein 95-Oktan-Benzin mehr. Auch an der zweiten ist es auf 30 Liter limitiert. In der Hoffnung auf etwas Trinkgeld wird für uns jedoch eine Ausnahme gemacht. Natürlich nutzen wir auch den Handyempfang aus und senden via SMS ein Lebenszeichen nach Deutschland.
Durch die Wüste geht es wieder zurück nach Aus. Auch auf der Rückfahrt können wir uns an der traumhaften Landschaft nicht satt sehen. Die Sanddünen sind jetzt nur noch silhouettenhaft zu erkennen. Inzwischen ist ein starker Wind aufgezogen, der immer wieder zu Sandverwehungen auf der Fahrbahn führt und die Luft diesig erscheinen lässt. Die Warnschilder "WIND" und "SAND" wurden nicht ohne Bedeutung aufgestellt. Als wir am Wüstenkraftwerk einen Fotostopp einlegen, weht uns eine volle Ladung Sand ins Auto. Von einem richtigen Sandsturm bleiben wir glücklicherweise verschont. Es soll schon vorgekommen sein, dass Fahrzeuge gänzlich ohne Lack aus einem Sandsturm kamen.
Die Wüstenlandschaft Namibias
Schnurgerade durchteilt die Fahrbahn die Wüstenlandschaft und lässt kilometerweit im Voraus den Verlauf der leicht ansteigenden Straße erkennen. Für uns eine der schönsten Fahrstrecken, die wir bisher fahren durften.
Zurück in Klein Aus Vista nehmen wir unser vorbereitetes Barbecue-Paket in Empfang und fahren zur Desert Vista-Lodge. Zum Barbecue gibt es das bestellte T-Bone-Steak, Lamb Chops sowie Salat, Kartoffeln Brot und auch das Blue-Cheese-Dressing wurde nicht vergessen. Allerdings vermissen wir als Grill-Laien die Holzkohle und insbesondere die Grillanzünder. Immerhin finden wir einen Beutel mit Kaminholz neben der Grillstelle. Der Versuch, die Flamme mangels Zeitungspapier mit Toilettenpapier anzuzünden, scheitert kläglich. Wir besinnen uns darauf, dass wir in der "Wildnis" sind und sammeln herumliegendes Reisig auf. Mit viel Qualm und der Zuhilfenahme eines Teelichts gelingt es uns schließlich, ein Feuer zu entfachen, dass das Holz zum Glühen bringt. Stolz genießen wir später unser Barbecue - das Fleisch hätte nicht besser sein können.
Ein paar Wildpferden haben sich inzwischen auf der Steppe vor unserer Lodge eingefunden und grasen. Ein Jungtier nähert sich zaghaft und beobachtet uns eine ganze Weile aus wenigen Metern Entfernung. Vorsichtig nähert sich Anke mit einer Möhre, die das Tier zögerlich entgegen nimmt, wobei die Mohrrübe herabfällt und das Pferd verschreckt Abstand nimmt. Die zerkleinerte Möhre platzieren wir nun zur Selbstbedienung auf den Wegbegrenzungssteinen und ziehen uns auf die Veranda zurück. Langsam nähert sich das Tier erneut und findet den ersten Leckerbissen. Nun werden die Steine nach weiteren Stücken abgesucht. Ein zweites Pferd kommt hinzu und wird ebenfalls fündig. Es scheint den Tieren gut zu schmecken, denn sie suchen sorgsam die Steine ab und bewegen sie sogar mit den Hufen, um nachzusehen, ob sich darunter noch Nachschub befindet. Als all dies vergeblich ist, nähern sie sich langsam unserer Veranda bis unterhalb der Treppe. Doch auch der treue Blick lässt uns nicht noch einmal erweichen, schließlich sind es Wildpferde, die wir nicht zähmen wollen.
Die Sonne verschwindet hinter den Aus-Bergen und hinterlässt ein rotes Licht. Schon bald zieht der Mond auf. Obwohl kein Vollmond ist, scheint er so hell, dass nur wenige Sterne am Himmel zu erkennen sind. Von Mücken und anderem Ungeziefer verschont, genießen wir die nächtliche Stimmung. Abgesehen von seltenem Pferdewiehern ist es unfassbar still. Grandios!!!
Aus
Heute versorgen wir uns selber mit einem einfachen Frühstück. Um 7:30 Uhr machen wir uns auf zu einer zwölf Kilometer langen Wanderung, die vom Eagles Nest startet. Zunächst führt der Weg am Fuße eines Berges entlang. An dieser Stelle scheinen uns die angegebenen fünf Stunden für die Wanderung als zu lang. Wir genießen die schöne Landschaft und können in der Ferne erneut die Wildpferde entdecken.
Nach etwas 3,5 km beginnt der Anstieg, der eigentlich problemlos zu bewältigen ist. Doch kurz vor der 4 km-Marke hat Detlef Pech und sucht Halt bei einem Stein, der leider nachgibt. Glücklicherweise gelingt es ihm, noch rechtzeitig das Bein wegzuziehen, doch der rechte Arm bekommt etwas ab. Er blutet aus einer tiefen Schürfwunde. Die Vermutung, dass der Arm angebrochen sei, bestätigt sich erfreulicherweise nicht und auch die Blutung hört bald wieder auf, worüber wir sehr erleichtert sind, denn abgesehen von Tempotaschentüchern haben wir kein Verbandszeug dabei. Als auch der Kreislauf wieder hergestellt ist entschließt sich Detlef, die Wanderung dennoch fortzusetzen, denn wie gesagt, eigentlich war es bis dahin problemlos zu meistern. Auch der weitere Aufstieg ist mit etwas mehr Vorsicht machbar. Oben angekommen lässt sich die Strecke auf einer Hochebene, umringt von Berggipfeln, gut bewältigen.
Mit Freude erspähen wir die 9 km-Markierung - nun ist es nicht mehr allzu weit. Den 25 minütigen Weg zum Vista Point lassen wir dennoch aus. Einige Hundert Meter geht es problemlos weiter und wir lassen noch einmal den Blick über die "Geröllwüste" schweifen, aus der rosafarbene Steine hervorglitzern. Einige Sträucher tragen sogar Blüten. Unvorstellbar bei der Trockenheit und der starken Sonneneinstrahlung, die wir jetzt verspüren und die schon einige Sträucher verbrannt hat. Wenig später trifft unser blau markierter Eagle Trail mit dem grün markierten Geister Trail zusammen. Kurz darauf erreichen wir eine felsige Strecke, die wir nur im dritten Anlauf und mehr oder weniger auf dem Hosenboden bewältigen können, denn wir müssen einen steilen und glatten Felsbrocken überwinden. Detlef ist es nicht zu verdenken, dass er am liebsten kehrt machen würde. Nachdem wir uns gerade von dieser Unwegsamkeit etwas erholt haben, erreichen wir das uns wenig Mut zusprechende Schild "SLOW / CAREFULLY". Wir trauen unseren Augen nicht, als wir hinter dem Schild den felsigen, steilen Abhang hinab sehen. Der Abstieg scheint uns ziemlich riskant zu sein. Selbst mit heilen Knochen ist dies eine Herausforderung, obwohl wir uns nicht als ganz unerfahren sehen. Trotz Wanderschuhen finden wir häufig keinen festen Halt. Ein falscher Tritt und man wäre in eine Felsspalte gerutscht. Hierher Hilfe zu holen scheint undenkbar. Mehrfach verfluchen wir, dass der Wanderweg auf dem uns ausgehändigten Faltblatt nicht als schwierig gekennzeichnet war, selbstverständlich hätten wir dann einen einfacheren gewählt. Indem wir uns gegenseitig stützen, schaffen wir den Abstieg irgendwie. Wir sind heilfroh, als wir die ersten Lodges von Eagles Nest erblicken.
Nachdem Detlefs Wunde versorgt wurde, machen wir erst einmal Siesta. Die angegebenen fünf Stunden waren unter den vorgefundenen Bedingungen korrekt. In der Informationsmappe lesen wir später im Nebensatz "Take note that the Eagle and Geister Trails are for intermediate to advance hikers". Wir hoffen, dass unsere Bemerkung auf dem Fragebogen auch beherzigt wird und die Wanderkarte um die Angabe der Schwierigkeitsgrade ergänzt wird. Lebensmüde können dann aus freien Stücken diesen Weg wählen und andere bleiben hoffentlich von dem Abenteuer verschont.
Nachmittags haben wir noch die Gelegenheit etwas in der Infomappe über Klein Aus Vista zu lesen. In dieser Region gibt es nur 80 - 100 mm Niederschlag pro Jahr. Trotzdem findet man über 600 Pflanzenarten. Mit dem Bau der Lodges von Eagles Nest wurde erst 2000 begonnen. Dabei wurde großer Wert auf der Erhaltung der Natur und auf das ökologische System gelegt. So wird die Elektrizität von einer Solaranlage auf dem Dach bereit gestellt. Der Kühlschrank und die Heißwasserversorgung werden durch Propangas betrieben. Die Wasserversorgung erfolgt mit 150 m unter der Erde liegendem Grundwasser. "Aus" ist Deutsch und bedeutet außerhalb der Namib-Wüste. Bei Temperaturen von bis zu 35 Grad Celsius ist es unvorstellbar, dass es in einem namibischen Winter hier sogar Schnee geben kann - und dass in der Wüste.
Am späten Nachmittag raffen wir uns zu einem kleinen Ausflug zur 20 km vor Aus gelegenen Wasserstelle der Wüstenpferde von Garub auf. Die ehemalige Pumpstation für die Dampfloks wurde für die Versorgung der Pferde erhalten.
Eine Wasserstelle in Namibia
Nachdem wir die B4 verlassen haben und der Schotterpiste zur Wasserstelle folgen, gucken uns zwei Antilopen neugierig an, laufen dann aber wie erwartet weg. Die Wasserstelle ist leider verwaist, nur etwas abseits grasen zwei Pferde. Wir nutzen die Gelegenheit und besichtigen die Wasserstelle. Nachdem wir auch an der Aussichtsstelle die Informationstafeln gelesen haben, sind wir schon wieder im Begriff, kehrt zu machen. Doch etwas Glück haben wir heute doch noch. In der Ferne erspähen wir eine Gruppe von ca. zehn Pferden, die sich dem Wasserloch nähert. Wir nehmen in der Aussichtsbaracke Platz und beobachten, wie sich die Tiere zielstrebig, aber doch spielerisch, der Wasserstelle nähern. Auffällig ist, dass ein Tier stets etwas abseits geht und auch beim Trinken wartet, bis alle anderen Tiere fertig sind. Dies entspricht offensichtlich der Hackordnung. Halbstarke Hengste werden ausgestossen. Es ist sehr interessant, den Tieren beim Trinken zuzusehen. Ab und an heben sie ihre Hufe als wäre der Beton, auf dem sie stehen, zu heiß. Nach der Trinkprozedur ziehen sie langsam ab. Nur zwei Tiere suchen Abkühlung im Wasserloch und wälzen sich im Schlamm. Erst als alle anderen Tiere abgezogen sind, sucht der "Ausgestoßene" die Tränke auf. Nach der Stärkung kehrt er zur Gruppe zurück, der gebührende Abstand wird eingehalten. Später können wir beobachten, wie das Paar, das schon bei unserer Ankunft abseits stand, sich langsam dem "Ausgestoßenen" zu nähern scheint. Die beiden Fohlen, die zur Gruppe gehören, hatten offensichtlich noch nicht genug Flüssigkeit und suchen Nahrung bei ihren Mutterstuten. Andere Tiere wälzen sich, die Hufe nach oben gestreckt, auf dem Sandboden. Langsam zieht die Herde ab. Ein tolles Erlebnis und offensichtlich auch eine Besonderheit, wie uns später bestätigt wird. Kein Wunder, denn die Tiere kommen in der Trockenzeit nur alle 72 Stunden an die Wasserstelle, ungewöhnlicherweise alle 30 Stunden, wenn es feuchter ist.
Wir fahren wieder zurück und drehen noch eine kurze Runde durch Aus. Abgesehen vielleicht von einer kleinen Steinkirche gibt es hiervon nicht viel zu berichten. Möglicherweise wird sich dies bald ändern, denn eine moderne Touristeninformation ist im Bau und soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Etwa zwei km östlich von aus befindet sich ein ehemaliges Kriegsgefangenenlager, in dem 1915 1.552 deutsche Kriegsgefangene untergebracht waren. Wir besichtigen den nahe gelegenen Friedhof, auf dem die Verstorbenen begraben liegen.
Wieder zurück im Eagles Nest genießen wir erneut die wundervolle Aussicht in die Wüstenlandschaft. Schnell verschwindet die Sonne hinter den Aus-Bergen. Die Pferde lassen sich heute nicht blicken. Eigentlich ein gutes Zeichen, denn sie haben sich nicht an die Möhrenfütterung gewöhnt.
Ausnahmsweise mal keine Mücken
Langsam wird es Nacht. Auf der Veranda lässt es sich gut aushalten. Mücken oder ähnliche lästige Insekten gibt es nicht. Nur ein dicker Brummer, der einer Hornisse gleicht wird durch das Außenlicht angezogen. Von Tieren bleiben wir in dieser Nacht jedoch nicht ganz verschont. Einem Rascheln auf der Spur leuchtet Anke mit der Taschenlampe und verscheucht eine kleine, weiße Wüstenmaus. Nun ist klar, woher das Rascheln aus dem Vorratsschrank kommt. Beim Öffnen der Tür nimmt eine Maus schnell Reißaus. Doch leider nicht für lange. Erst beim zweiten Anlauf schlägt Anke die Maus in die Flucht und stellt ihre Nachtruhe endlich wieder her. Detlef hat von all dem nichts mitbekommen und hält die weißen Mäuse nach wie vor für eine Traumerscheinung von Anke.
Ein letztes mal genießen wir den schönen Ausblick beim Frühstück. Heute geht es weiter zum Sossusvlei. 350 km Pad stehen uns bevor, die Anke aufgrund Detlefs Armverletzung alleine fahren muss. Zunächst fahren wir nach Helmeringshausen, etwa 100 km von Aus entfernt. Die Strecke fährt uns durch die Tirasberge, eine wunderschöne Landschaft in der wir gerne einen Tag länger verbracht hätten. Ab und zu leuchtet ein wenig rote Erde hervor. Auf der Weiterfahrt Richtung Maltahöhe ändert sich die Landschaft. In dieser Gegend hat es offensichtlich kürzlich Regen gegeben, denn es ist wesentlich grüner. Dafür ist bei Straßensenken Vorsicht geboten. Teilweise haben Ausspülungen tiefe Löcher gegraben.
Die Tsarisberge
Inzwischen befinden wir uns auf einer Hochebene. Im Hintergrund sind die Tsarisberge zu sehen. Spektakulär ist die Abfahrt über den Tsaris-Pass. Streckenweise geht es ziemlich steil über ziegelsteinrote Erde abwärts. Nun haben wir das Namib Rand Nature Reserve erreicht, dass parallel zum Namib Naukluft Park verläuft. Dieses private Naturschutzgebiet ist 185 000 ha groß. Ab 1950 hatten sich hier mehrere Farmer angesiedelt, die in dieser niederschlagsarmen Region jedoch scheiterten. Der Ausweg in die Jagd führte dazu, dass das Wild fast ausgerottet wurde. Einem Geschäftsmann und Naturliebhaber aus Windhoek missfiel dies. 1984 erwarb er die erste Farm und später weitere und gründete das Naturreservat - vielen Dank!
Tipp: Landschaftlich noch reizvoller soll die Fahrt über die D707 sein, die am Rande des Namib Naukluft Parks vorbeiführt, was wir leider erst hinterher erfahren haben.
Die Desert Homestead Lodge liegt mitten im Namib Rand Nature Reserve. Von unserer reedgedeckten Lodge haben wir einen tollen Ausblick auf die Tsarisberge. Nach viereinhalb Stunden Schotterpiste fahren ist erst einmal relaxen am einladenden Pool angesagt. Später machen wir zusammen mit Colin, einem Tourguide der Desert Homestead Lodge, eine Sundowner-Tour. Wir erfahren eine Menge über die Natur. Beispielsweise zeigt er uns einen riesigen Salbeistrauch mit schmalen Blättern. Obwohl die Salbeipflanze bei uns anders aussieht, das Aroma ist das Gleiche. Hier dient sie als hilfreiches Heilkraut zur Linderung von Asthma oder anderen Atembeschwerden.Auch erfahren wir noch mehr über die Siedelweber und deren Nestbau. Unterwegs haben wir schon in Bäumen und auf Telefonmasten Nester unterschiedlicher Größe gesehen und auch schon hineinfotografiert. Jetzt erfahren wir, wie gefährlich dies mitunter sein kann, denn häufig halten sich gelbe Kobras in der Nähe der Nester im Baum auf und sprühen bei Gefahr Gift. Die Vögel sind sehr sozial und leben in Kommunen von bis zu 300 Tieren. Sobald weitere Küken schlüpfen wird das Nest erweitert, so dass dieses immer größer (bis zu 4 m Durchmesser) wird. Wenn es stark regnet, können die nur aus Grashalmen errichteten Nester aus dem Baum fallen. Doch die Siedelweber sorgen stets vor und legen in anderen nahe gelegenen Bäumen (sie bleiben stets in ihrem Revier) weitere Nester an, die in solchen Fällen bezogen werden können.
Ein Kameldornbaum
Erstmalig sehen wir einen Kameldornbaum der mondsichelförmige Früchte trägt. Die abgefallenen grau-grünen, sehr proteinreichen Schoten werden schnell von Tieren, insbesondere den zur Lodge gehörenden Pferden, verspeist.
Auf dem Gelände gibt es mehrere Fairy Circles (Hexenringe), wobei es sich um vegetationslose, meist runde Flächen handelt mit einen Durchmesser von 5-8 Metern und von dicht stehenden Gras umrandet. Es gibt unterschiedliche Thesen, wie diese Flächen entstehen, aber wirklich ergründet sind sie noch nicht.
Später erreichen wir einen kleinen Hügel, auf dem Colin uns einen Picknickplatz mit Blick auf die Gebirgslandschaft bereitet. Einen stürmischer aber schönen Sonnenuntergang dürfen wir hier erleben. Die aufgezogene leichte Wolkendecke wird noch lange rot angestrahlt.
Colin berichtet, dass das Desert Homestead ursprünglich einige Kilometer entfernt lag. Als der Pachtvertrag auslief, witterte der Verpächter eine gute Gelegenheit, das Geschäft selbst zu übernehmen. Daraufhin gab der Pächter die Anlage auf und pachtete in der Nähe ein neues Stück Land. Innerhalb von drei Monaten musste die Lodge komplett neu errichtet werden, denn man war für diesen Zeitpunkt bereits ausgebucht. Eine fast unmöglich erscheinende Meisterleistung mit einem tollen Ergebnis. Glücklicherweise sind die Versuche des ehemaligen Verpächters, das Geschäft abzuziehen, gescheitert.
Um fünf Uhr werden wir geweckt, denn wir wollen pünktlich am Sossusvlei sein, wenn das Tor um 6:00 h geöffnet wird. Nachdem wir unser "Packed Breakfast" (Frühstücks-Box) in Empfang genommen haben, geht es los. Ein neues Erlebnis, die Schotterpisten im Dunkeln zu befahren. Um kurz vor 6:00 h erreichen wir den gut 30 km entfernt liegenden Eingang in Sesriem. Nur ein Auto ist vor uns, doch hinter uns bildet sich eine kleine Schlange, in der auch Colin mit Gästen aus der Lodge wartet. Inzwischen ist es schon heller geworden. Wir kaufen eine Permit (170 N$ für 2 Erw. + Auto) und schon kann es losgehen. Colins Empfehlung folgend fahren wir an der Elimdüne, die kurz hinter der Einfahrt liegt, zunächst vorbei. Nach ca. 20 km erreichen wir Sossuspoort, wo wir den ersten tollen Ausblick auf die von der Sonne angestrahlten roten Dünen haben. Nun geht es weiter zur Düne 45 - inzwischen sind wir von roten Sanddünen umgeben. Auf einer Baumwurzel sitzend plündern wir erst einmal unsere Frühstücksbox. Gestärkt machen wir uns an den Dünenaufstieg. Die Düne 45 ist nur etwa 100 Meter hoch und einigermaßen leicht zu bewältigen. Von oben hat man einen sehr schönen Ausblick auf die unendliche Dünenlandschaft. Der Abstieg durch den tiefen Sand macht besonders viel Spaß.
Sossusvlei
Anschließend fahren wir weiter zum 60 km vom Eingang entfernt liegenden Sossusvlei, die eigentliche Hauptattraktion. Auf dem 2x4-Parkplatz, fünf Kilometer vor dem Vlei, schalten wir den Allradantrieb zu. Ohne ist die Strecke definitiv nicht befahrbar, wie wir schnell feststellen müssen, als wir "schwimmend" durch den weichen Sand fahren. Für normale Pkw steht ein Shuttle zum Vlei zur Verfügung.
Am Sossusvlei angekommen sind wir rundherum von roten Sanddünen umgeben, die bis zu 350 Metern hoch sind - die höchsten der Welt. Das Farbspiel ist spektakulär und wir sind sehr beeindruckt von dieser atemberaubenden Sandwelt. Wir wandern tiefer in die Dünen hinein und erreichen einige Stellen mit versteinertem, weißen Sand. Die letzten Zeugen einiger Flutwellen, aus den Jahren 1997 und 2000, die das gesamte Tal, 2,5 m hoch unter Wasser setzten. Der Sand ist so trocken, dass das Wasser kaum abfließen kann und verdunstet. Übrig geblieben ist eine weiße, dünne, versteinerte Salzschicht.
Nachdem wir eine weitere kleine Düne überwunden haben, werden wir mit einem spektakulären Blick auf das "Dead Vlei" belohnt. 500 Jahre alte, vertrocknete Kameldornbäume, die wie verbrannt wirken, ragen aus einer weißen Fläche auf und kontrastieren wunderschön mit den hohen Sanddünen, die das Schauspiel einrahmen. Angesichts der heißen Temperaturen und der inzwischen gnadenlos brennenden Sonne ist uns dies zu anstrengend. Statt dessen wollen wir zum nahe gelegenen Naravlei fahren, wo es die endemische Nara-Pflanze, ein Kürbisgewächs, gibt.
Die Strecke wird noch zusätzlich als sandig angegeben, so dass wir den Allradantrieb mit der Einstellung 4L noch verstärken. Über den weichen Sand fährt es sich nur sehr langsam und es ist teilweise schon sehr schwierig, den eingefahrenen Fahrspuren zu folgen. Immerhin kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Als unser Auto beim Überwinden einer kleinen, sandigen Anhöhe zum Stillstand kommt, brechen wir die Aktion ab und fahren rückwärts zurück. Beim anschließenden Wendemanöver müssen wir unweigerlich die Fahrspur verlassen und durch ziemlich tiefen Sand fahren. Leider kommt das Fahrzeug beim Hochschalten erneut zum Stillstand. Die zusätzlich eingeschaltete Traktionskontrolle hilft nun auch nichts mehr - wir sitzen im tiefen Sand fest.
Eine Panne mitten im Nirgendwo
Weit und breit ist leider kein anderes Auto zu sehen, das uns helfen könnte. Aber immerhin haben wir eine Schaufel dabei. Mühsam buddelt Anke (Detlef fällt wegen der Armverletzung aus) die Reifen wieder aus - offensichtlich nicht ausreichend, denn der Befreiungsversuch scheitert kläglich. Wieder ist Schaufeln angesagt, diesmal auch unterhalb des Fahrzeugs, das nun schon fast aufliegt. Wir legen zwei zur Fahrzeugausstattung gehörende Holzbretter unter die Vorderreifen. Beim erneuten Startversuch sieht es für einen Moment so aus, als hätte das Fahrzeug mit den Vorderreifen wieder Halt. Doch die Hinterreifen buddeln sich schneller als man gucken kann tief in den Sand ein. Jetzt wird klar: ohne Hilfe kommen wir hier nicht wieder raus! Während Anke weiter buddelt, versucht Detlef Hilfe zu holen. Der Sand nimmt kein Ende! Endlich ein Motorengeräusch aus Richtung des Naravlei. Zu Ankes großer Freude ist es Colin mit den Lodgegästen, der nun über den Sandhügel kommt. Colin erfasst das Dilemma sofort, bringt jedoch erst sein eigenes Fahrzeug auf festen Untergrund. Natürlich weiß er genau, was zu tun ist. Freischaufeln war in diesem Fall falsch, das Fahrzeug muss auf einer halbwegs ebenen Sandfläche stehen. Glücklicherweise haben wir als Sonderzubehör einen High Lift Jack geordert, der uns nun hilfreiche Dienste leistet. Das Auto wird aufgebockt, so dass wieder Sand unter die Reifen geschaufelt werden kann. Nachdem dies vollbracht ist und ebenfalls etwas Luft aus den Reifen gelassen wurde, taucht endlich auch Detlef in Begleitung eines Shuttle-Fahrzeugs auf. Der Shuttle-Service kennt das Problem, hat er doch am Vortag gleich vier Fahrzeuge aus gleicher Lage befreit. Bevor nun jedoch auch noch unser Abschleppseil zum Einsatz kommt, versucht erst einmal Colin sein Glück, das frei gelegte Fahrzeuge heraus zu fahren und wird von vielen starken Händen mit Anschieben unterstützt. Der Versuch glückt.
Die gelungene Rettungsaktion
Heilfroh über die gelungene Rettungsaktion fehlt uns dennoch die Muße, das Naravlei zu Fuß zu besichtigen, obwohl es nicht mehr sehr weit sein kann. Wir möchten nur noch schnell zum 2x4-Parkplatz zurück. Kurz bevor wir diesen erreichen treffen wir auf ein weiteres Fahrzeug, das allerdings bereits auf der Fahrspur festsitzt. Kein Wunder, denn es ist ein Pkw mit Zweiradantrieb, der sich hierher verirrt hat. Hilfe ist bereits da.
Wir treten den Rückweg an. Inzwischen brennt die Sonne so heiß, dass überall die Luft flimmert und die roten Sanddünen in diffuses Licht getaucht sind. Einen letzten Halt legen wir an der Elimdüne ein und stärken uns bei einem kleinen Picknick unter einem Kameldornbaum. Das Besondere an dieser Düne ist ihr Bewuchs mit teils endemischen Gräsern und Pflanzen.
Zurück in Sesriem tanken wir und lassen Luft in die Reifen nachfüllen. Ganz in der Nähe liegt der Sesriem Canyon. Vom Rand hat man einen sehr schönen Blick in den ca. 3 m tiefen Canyon. Auf dem Boden ist er teilweise bewachsen und führt in kleinen Tümpeln ein wenig grün leuchtendes Wasser des Tsamchab-Flusses, der sich hier in einem langen Erosionsprozess eingegraben hat. Es reizt uns zwar sehr, in den Canyon hinab zu steigen, was auch problemlos möglich ist. Doch angesichts der brennenden Sonne lassen wir davon ab. Wieder zurück in der Lodge ist Relaxen angesagt.
Die Petrified Dunes
Heute lassen wir es etwas gemütlicher angehen, denn zu unserem heutigen Tagesziel sind es "nur" 260 km. Das extrem nette Team der Desert Homestead Lodge gibt uns noch ein paar gute Tipps mit auf den Weg. Die Fahrt führt an dem imposanten Naukluft-Gebirge vorbei. Die Farben, die von fast Schwarz bis Magma-Rot reichen, lassen den vulkanischen Ursprung erkennen.
Nach etwa 60 km auf der C19 erreichen wir die Petrified Dunes, zugänglich über die Namib Desert Lodge (ehemals Petrified Dune Lodge). An der Rezeption werden wir sehr freundlich empfangen. Unseren Wunsch, die Dünen zu besichtigen, erfüllt man gern und wir erhalten sogar ein Blatt mit der Beschreibung des 1,5 km langen Naturpfades (Fossil Dune Trail). Die Petrified Dunes Lodge wurde vor einem Jahr von der Gondwana Desert Collection aufgekauft und komplett umgebaut. Entstanden ist eine sehr gepflegte und liebevoll bepflanzte Anlage. Nur der Versuch, Rasen vor den Lodges anzulegen, erscheint uns angesichts des kostbaren Wassers fast zuviel des Guten.
Die rot leuchtenden Petrified Dunes erinnern uns stark an die Gesteinsformationen in Utah. Der Weg führt durch ein zur Zeit ausgetrocknetes Flussbett. An elf markierten Stellen gibt es Erklärungen zur hiesigen Pflanzenwelt sowie zur Entstehung der Versteinerung der Dünen, die vor 23 Mio. Jahren durch den Einfluss von Wind begann.
Auf der Weiterfahrt lassen wir uns den Zwischenstopp an der Wüstentankstelle Solitaire nicht entgehen und essen den überall empfohlenen Apfelkuchen - wirklich gut! Wer keinen Apfelkuchen mag, sollte dennoch nicht versäumen, einen Blick in den Solitaire General Dealer Store zu werfen und das umfangreiche Angebot zu bewundern.
Wenige Kilometer hinter Solitaire geht die D1275 zum Spreetshooge Pass ab, der uns im Desert Homestead ans Herz gelegt wurde. Allerdings ist man in Namibia derartig an Entfernungen gewöhnt, dass uns die eigentlich 35 km lange Strecke auf den Pass nur mit 15 km angegeben wurde. Doch der insgesamt 70 km lange Umweg ist durchaus lohnenswert. Lkws dürfen diese zum Teil sehr steile Passstraße nicht befahren, auch unser leistungsschwacher 4-Zylinder-Benzin-Motor müht sich ganz schön ab. Schon auf dem kurvigen Weg hinauf haben wir spektakuläre Ausblicke. Oben angekommen werden wir mit einen gigantischen Blick in die weite Landschaft belohnt. Die Abfahrt ist nicht minder schön.
Die ersten Regentropfen
Auf der C14 geht es weiter. Immer wieder ändert sich die Landschaft. Zunächst durchfahren wir eine gelbe Steppenlandschaft. Später erinnern uns erneut rote Sanddünen daran, dass wir an der Grenze des Namib Naukluft Parks entlang fahren. Als nächstes erreichen wir den Gaub Pass. Eine Gerölllandschaft, deren Gesteinsschichten von ziegelrot über schwarz wie Schiefer bis hin zu Sandstein reichen. Am Horizont sind einige dunkle Wolken zu erkennen, denen wir uns mehr und mehr nähern. Wir befinden uns nun auf einer Hochebene. Eine unwirtliche Mondlandschaft umgibt uns. Als wir den Kuiseb Pass erreichen, fallen die ersten Regentropfen. Fast tut es einem um jeden Wassertropfen leid, der diese Geröllwüste befeuchtet, wo Wasser anderswo viel dringlicher gebraucht würde. Ein paar zähe Sträucher sind hier jedoch ebenfalls zu finden. Schnell steht das erste Wasser in den ausgefahrenen Fahrspuren. Insgeheim sind wir froh, als der Regen wieder schwächer wird, denn die Pad kann ziemlich schnell unwegsam werden.
Die Gesteinsformationen haben sich durch Verschiebungen der Kongo- sowie der Kalahari-Kontinentalplatte vor Mio. von Jahren gebildet. Die Felsen bestehen aus Glitterschiefer, der leicht zerbröselt. Dadurch entsteht ein sehr feiner Staub, der sich in die Gesteinsfugen setzt und diese damit verstopft, so dass das Wasser nicht durchsickern kann. Aus diesem Grunde gibt es in dieser Region kein Grundwasser, wie wir später auf der Gästefarm Niedersachsen erfahren.
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