Reisebericht Namibia

von Don Martino auf 18.06.2019

Faszination Wüste

Ursprünglich konnte ich mich mit dem Reiseziel Namibia überhaupt nicht anfreunden. Eine Fernsehreportage über die "Überreste" der Kolonialzeit schreckten mich irgendwie total ab. Die Vorstellung in der Kaiser-Wilhelm-Straße bei Bier, Bratwürsten und Sauerkraut zwischen Sanddünen zu sitzen, passte irgendwie nicht in meinen Kopf. Letztendlich überzeugten mich dann doch die grandiosen Bilder der Landschaft und das ungebremste Verlangen einfach mal den afrikanischen Kontinent zu besuchen.


Windhoeck

Hier angekommen wurden meine Bedenken jedoch primär bestätigt. Ein Großteil der Gebäudlichkeiten schafft einfach eine total europäisch/deutsche Athmosphäre... so glänzt die Christuskirche mit Marmor aus Carara, im Cafe "Schneiders" bedient eine Schwarze Frau mit echtem Kölsch-Dialekt und in einem Biergarten gibts Radler und die besagten Bratwürschd... hmmm... So hab ich mir Afrika eigentlich überhaupt nicht vorgestellt.

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Die erste große Etappe von der Hauptstadt ins südliche Keetmanshoop war eine ziemlich staubige Angelegenheit und gleich der erste Härtetest für die Nasenschleimhäute. Aber zur Aklimatisation nicht schlecht... Gleich zu Anfang verzaubert derKöcherbaumwald. Das Abendlicht lässt die Bäume golden glänzen. Ein faszinierendes Bild. Es ist unbeschreiblich, wie in dieser Trockenheit überhaupt etwas wachsen kann. Die Reise führte weiter überAi-AiszumFish-River-Canyon.Das Wasser (???) des Fish-Rivers hat hier einen der größten Canyons der Erde geschaffen....

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Die ehemalige Hafenstadt Lüderitz

Am Atlantik hat wieder alles andere, nur keinen afrikanischen Flair... steht man auf der Anhöhe und überblickt diese Kleinstadt, glaubt man irgendwo zu sein... nur nicht in Afrika. Die Kriche erinnert mich an einen Bausatz für die Modelleisenbahn... Viele Gebäude aus der Kolonialzeit zeugen hier von einer kurzen Episode deutscher Geschichte. Ein Traumhafter Sonnenuntergang auf Sharke-Island beschließt den Tag. Natürlich darf am nächsten Tag der Besuch der ehemaligen DiamantenstadtKolmanskuppenicht fehlen. Der Glanz dieses Ortes lässt noch richtig spüren. Es ist erstaunlich, mit welchem Luxus hier vor 100 Jahren in einer eigentlich fast schon lebensfeindlichen Gegend gelebt wurde... So allmählich versinkt hier jedoch einiges im Sand..

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Die ewigen Weiten der Wüste und deren Kontraste lassen lange Fahrten in keinster Weise langweilig erscheinen.... ich lasse meine Gedanken schweifen... Irgendwie vor den Kopf gestoßen, fühle ich mich, als wir eines unserer nächsten Etappenziele erreichen.Duwisib-Castleist auch mal wieder so eines dieser kolonialen Überbleibsel. Irgendso ein neureicher Adeliger aus der Heimat hat sich hier mitten im Nichts ein Schloss aufgebaut. Absolute abgedreht... Eine Übernachtung auf der benachbarten Ranch und das Gespräch mit einem deutschstämmigen Farmer ermöglicht mir einen Einblick in die turbulente Geschichte des Landes... Was mich hier äußerst positiv stimmt, ist die Tatsache, dass ich hier ein gutes Miteinander von Weißen und Schwarzen erleben kann.

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Die "Dünenkoller"

Wüste, so wie ich sie mir vorgestellt habe, kann ich in Sossusvlei erfahren. Traumhaften Sanddünen führen zu einem absoluten "Dünenkoller".... Ein Traum, aber unheimlich anstrengend. So nach dem Motto, zwei Schritte vor und einer zurück erklimme ich eine dieser Sandberge... Ein wunderschöner Rundumblick und "ausgelassener" Abstieg entschädigen jedoch diese Anstrengung. Noch Tage später finde ich hinter den Ohren Sand, der wohl von diesem Ausflug stammen muss... ;-) Der Sonnenuntergang bei Dünen 45 artet fast schon als Stress aus. Das Licht geht hier ziemlich schnell aus und somit ist dieses Farbenschauspiel leider nur von kurzer Dauer; aber dafür umso schöner! Grandios ist auch der Sternenhimmel, der sich jede Nacht über einem auftut. So etwas hab ich noch nie gesehen.... nicht nur, dass mir die Sternbilder nicht bekannt sind... ;-) Mann muss sich hier einfach auf den Boden legen und schauen... Duzende von Sternschnuppen... (man kommt mit dem Wünschen gar nicht mehr nach...)... Kreuz des Südens.... Milchstraße.... der absolute Hammer!

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Swakopmund

Die Stadt Swakopmund am Atlantik ist wieder ein "verschärftes" Zeugnis kolonialer Geschichte. Mir stellt es fast die Nackenhaare auf als ich beim Stadtrundgang beim "Cafe Anton" oder dem "Schweizer Hof" vorbeikomme... "Adlerapotheke" in der Kaiser-Wilhelm-Straße... Den absoluten "Abschuss" finde ich jedoch das Swakopmund Brauhaus... ein großes Schild mit der Aufschrift "Hopfen und Malz - Gott erhalts''" lässt die heimatlichen Gefühle gleich verstärken... Der Tag endet dann doch ziemlich "dekadent" im Europahof bei einer "Kalahariplatte"... Kudu-, Anthilopen- und Krokodilfleisch an Kartoffelkroketten und Blaukraut... aha.... wo bin ich??? Am kommenden Tag gehts mit den Jeeps durch den Namib Naukluft Park auf eine kleine Expedition. Die Landschaft ist wieder traumhaft. Ganz interessant find ich aber auch so diese Randerscheinungen dieser Reise... unsere Fahrer an diesem Tag (älterer Generation) haben die Geschichte der letzten sechs Jahrzehnte offensichtlich noch nicht ganz aufgearbeitet. Die Bemerkungen zwischen den Zeilen biedern mich teilweise richtig an...

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Der Ethosha National Park

Über Cape Cross mit seinen Robbenkolonien führt die Fahrt weiter in den Norden. Nach einem kurzen Aufenthalt in Khorixas bei den Finger-Clips erreichen wir den Ethosha N.P. Die Fahrt führt wie durch einen großen "Tierpark". Wir haben Glück, denn derzeit ist Trockenzeit und die unzähligen Zebras, Giraffen, Nashörner, Springböcke.... sammeln sich somit an den Wasserlöchern. Unser Camp im Park bietet eine Kulisse wie ich sie mir bisher nur in meinen Träumen vorstellen konnte. Ich fühle mich wie im Theater... von links kommen die Löwen... dann distanzieren sich wieder die Giraffen... eine kleine Nashornfamilie... Zebras und Springböcke.... ein paar Löwendamen schleichen daher.... und dazu noch ein "kitschig" anmutender Sonnenuntergang...

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Auch der nächste Tag bringt für mich ein unvergessliches Erlebnis. An einem lt. unserem Reiseleiter unspektakulärem Wasserloch tummelt sich eine Elefantenherde mit 45 (in Worten: fünfundvierzig) Tieren. Ich bekomm den Mund überhaupt nicht mehr zu und kann mich gar nicht sattsehen. So viele von meinen Lieblingstieren auf einem "Haufen" hab ich noch nie gesehen... und das in der freien Natur... zum Greifen nahe. V.a. auch das Sozialverhalten dieser Dickhäuter ist etwas, was mich tief beeindruckt... trotzdem komm ich zu dem Entschluss, dass ich mein Bett heute Nacht nicht mit einem solchen Rüsseltier teilen möchte...

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Nach 16 Tagen führt uns die Reise wieder zurück in die Hauptstadt. Auch wenn die Reise (klimatisch gesehen) eine ziemlich trockene Angelegenheit war, bezauberte sich mich! Die Farben der Wüste, diese endlosen Weiten und die Begegung mit den Tieren in der freien Wildbahn beeindruckten mich tief und haben Lust auf mehr "Sand" gemacht. Jetzt kann ich die Begeisterung von vielen Leuten für dieses Land nachvollziehen.....

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Don Martino

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