Reisebericht Norwegen

von Almeria auf 30.06.2020

Grenzerfahrung im Jotunheimen Nationalpark

Gebirgswanderung im Jotunheimen Nationalpark - Norwegen oder Grenzerfahrung für Körper und Seele


Als ich letztes Jahr auf dem Jakosbweg in Spanien unterwegs war, wollte ich u.a. heraus finden ob ich dort an meine physischen und psychischen Grenzen gelangen würde. Ich hatte es dort nicht geschafft. Auf meiner Wanderung im Jotunheimen Nationlapark hätte ich nie im Leben daran gedacht diese Grenzerfahrung dort zu machen. Meine Vorstellung von dieser Wanderung war eine völlig andere; nette liebliche Täler durchwandern, ruhige stille Dörfer erkunden, schön gelegene Fjorde entlang zu wandern. Dies war das ursprüngliche Ziel dieses Unternehmens. Hätte ich zu Beginn gewußt was auf uns zu kam...ich hätte wohl dieses Unterfangen niemals begonnen.

Die Tour ließen wir uns ausarbeiten, da die Zeit und Erfahrung für so eine Planung uns fehlte. Der Flug von Düsseödorf nach Oslo wurde vorab von uns gebucht sowie die erste Übernachtung in Oslo. Am nächsten Tag sollte es mit dem Überlandbus vom Busterminal in Oslo nach Bygdin gehen, um von dort die erste Wanderung zur ersten Hütte zu machen. Die Wege sind mit T-markierungen ausgewiesen auf denen man von Hütte zu Hütte quer durch Norwegen bis hoch zum Nordkap wandern kann. Die Hütten sind meist DNT-Hütten vom Norwegischen Tourismusverband oder privat geführte Hütten.

12.08. 1.Tag Von Bygdin nach Torfinnsbu - Ca. 15 Kilometer auf ca. 1100 Meter Höhe

Der Bus fährt um 9.30 Uhr in Richtung Fagernes los. Dort steigen wir um und erreichen Bygdin gegen 13.30 Uhr. Laut der ausgearbeiteten Tourenbeschreibung soll die erste Wanderung 3h dauern und gut zu schaffen sein. Für uns wird es zu etwas, was ich mir in den kühnsten Träumen nicht vorgestellt hatte. In Bygdin prüfen wir unsere Rucksäcke und ich stelle mit Entsetzen fest, das ich unser Kartenmaterial zu Hause liegen lassen habe. Detailliertes Kartenmaterial im Wert von 36 €, was uns auf den folgenden Wanderungen noch zum Verhängnis werden sollte.

Bygdin befindet sich im Südwesten von Jotunheimen. Der Bygdin See ist einer der drei Hauptseen von Jotunheimen und ist von weniger steilen Gipfeln umgeben und soll einen ersten "sanften" Eindruck von Jotunheimen vermitteln. Das wir im weiteren Verlauf Hochebenen auf 1500 - 2000 Metern durchschreiten würden, war uns zu diesem Zeitpunkt nicht bewußt. Im Bygdin - Hotel direkt am Haltepunkt des Busses erkundigen wir uns nach einer Ersatzkarte.

Es gibt tatsächlich eine, allerdings im Maßstab 1:100.00.

Unsere ursprüngliche Karte hatte 1:50.000.

Wir entscheiden uns für diese, wobei wir zu Anfang gar nicht genau wissen, wie wir so eine Wanderkarte zu "lesen" hatten. Aber wir würden es noch herausfinden sollen. Wir starten also und die erste Wegstrecke läßt sich gut an. Asphaltierter Weg und später Schotterweg am Ufer des Bygdin-Sees entlang. Das Wetter war mäßig. Wolkenverhangen aber trocken. An Sonne war nicht zu denken.

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In den letzten Tagen muß es stark geregnet haben.Die großen Wasserlachen deuten darauf hin. Dieser Umstand sollte uns in den nächsten Stunden noch zu einem großem Problem werden. Nach ca. 1h endet der schöne Weg am alten Bygdin-Hotel Bygdisheim.

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Von nun an sollten wir bis zum Schluß unserer Wanderungen keine asphaltierten oder schotterstraßen mehr sehen. Es ging im Auf und Ab auf einem Pfad immer entlang am Nordufer des Sees.

Der See immer in greifbarer Nähe zur linken und die lang gezogenen Ausläufer der Gipfel zur rechten.

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War der Pfad zu Anfang noch gut begehbar veränderte sich dieser immer mehr zu einem Gemsich aus Morast, Sumpf und Wasserpfützen.

Aber wir sind zunächst einmal fasziniert von dieser Landschaft.

Der See liegt groß und mächtig eingebettet zwischen den ansteigenden Ausläufern der Berge. Smaragdgrün und völlig ruhig, nur der Wind treibt seine leichten Wellen in das glasklare Wasser......tief hängende Wolken gleiten über die Berge, bleiben dort hängen und vermitteln eine atemberaubenden Anblick...hoch oben in den Gipfeln dort wo die Sonne die

Steine nicht mit Ihrer Wärme nährt, Schneekappen.

Mit zunehmenden Weg wird der Pfad immer unpassierbarer. Notdürftige Improvisationen der Betreiber der DNT-Wege mit Holzplanken und Steinen erweisen sich immer mehr zu einer Falle. Verließ man sich auf diese "Hilfe" wurde man oft eines besseren belehrt. Sie versinken in tiefe Wasserlachen, Steine werden zu gefrährlichen "Sturzattrappen".

Im weiteren Verlauf müssen Flüsse auf abentuerlichen Brückenkonstruktionen überschritten werden.

Der Regen der vergangenen Tage und das Schmelzwasser des abtauenden Schnees aus den Bergen führen dazu, das sich vorhandene Bäche zu tosenden Flüssen verwandeln und weitere hinzu kamen.

Wir umwanderten Hügel um Hügel, immer weiter durch Morast, Sumpf und Wasserwegen. Nur die uns versprochene Hütte wollte nicht erscheinen. Dein Blick geht nach vorne in die Ferne und du siehst nichts als See, Berge und lang gezogene Hänge.

Aber gut, den nächsten Hügel umwandern und dann wird sie schon kommen. Das Wetter macht uns immer mehr zu schaffen, da es vermehrt beginnt zu regnen. Also Regenzeug aus dem Rucksack kramen. Und in den Trockenperioden wieder verstauen.

Die Feuchtigkeit und das verstärkte Schwitzen darunter macht es unerträgllch die Regenkombi länger als nötig zu tragen.

Aber einer dieser Regenschauer belohnt uns mit einem Regenbogen den ich so zuvor noch nie gesehen hatte. Zwei Regenbögen direkt übereinander in seinen schönsten Farben Aber das wirklich eindrucksvolle war das der erste Regenbogen in sich doppelt in seine Spektralfarben zu sehen war. In einem vollständigen Bogen vom See herüber zu den Gipfeln...Wahnsinn!

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Aber dieses Naturereignis können wir nicht sehr lange bewundern....die Zeit schritt immer mehr voran und keine Sicht auf die Hütte. Wir waren mittlerweile ca. 4,5h unterwegs...also erheblich über der veranschlagten Zeit. Wir beschließen den nächsten Hügel zu umwandern...aber was uns erwartete war wieder nur unendliche Weite... weit und breit keine Spur von einer Hütte...hatten wir uns doch irgendwie verlaufen?...wo konnten wir sein?

Die Karte würde uns hier nicht helfen...an was sollte man sich hier auch schon orientieren? Ein großer See und sonst nur Berge...welcher Berg sollte es auf dieser Karte sein?.. Wir riefen den Hüttenbesitzer an...vielleicht konnte er uns helfen.

Aber wie ihm erklären wo man gerade sich befand.....So langsam kam so etwas wie Panik auf.....Die Sicht wurde immer schlechter....bald würde es anfangen zu dämmern....innerlich bereitest du dich darauf vor hier draussen in dieser Weite bei Wind und Regen zu übernachten...ohne Zelt und Wärmequelle..als Schutz nur dein Regenüberzug!!

Der Hüttenwirt fragt uns ob wir schon die Hängebrücke überquert hätten, wie lange es vorbei sei, das wir das alte Hotel passiert hätten...wir sollten weitergehen..die Hütte würde schon bald kommen...Zuversicht keimt auf...

Also weiter! Den Rucksack mit 16 Kilo zum wiederholen Male schultern und die Stöcke in die Hand nehmen, die auf diesem rutschigen Untergrund uns vor so machen Sturz bewahrt hatten. Aber das ständige darauf achten, bloß nicht in den nächsten Morast oder ins nächste Wasserloch zu treten sowie der Regen von oben...die nicht enden wollende Ferne machen dich nach 5h mürbe.

Wutausbrüche folgen mit völliger Verzweifelung..Wo verdammt kommt endlich die Hütte und den sumpfigen Untergund hasst du abgrundtief! Und im gleichen Moment versuchst du dich zusammen zu reissen, versuchst klar zu denken, der Situation Herr zu werden.

Deinen inneren Schweinehund zum wiederholten mal zu bekämpfen und die Herausforderung anzunehmen. Was bleibt dir auch anderes übrig?

Und dann wie aus dem Nichts erscheint wie eine Fata Morgana am Horizont doch tatsächlich diese gottverdammte Hütte!

Wir taumeln darauf zu...langsam kommt sie immer ein stück näher...es ist dir nun völlig egal, wieviel Wasser du im Stiefel hast..wenn du in das nächste Morastloch trittst...

Der Hüttenbesitzer, ein junger Kerl von ca. 25 Jahren empfängt dich mit einem süffisanten Lächeln..schon wieder so ein paar Touristen, die nicht wußten auf was sie sich eingelassen haben..du fühlst dich in diesem Moment nur noch kleiner...

Aber egal! Einfach nur noch ankommen und deine schmerzenden Schultern von

dieser Last auf deinem Rücken befreien...einen trockenen Unterschlupf haben..etwas warmes in den Bauch bekommen.

Und so komisch es auch klingen mag...aber es ist egal, das dir dieser Tp erzählt, das es dort kein Strom und kein fließendes Wasser gibt! Einfach nur angekommen zu sein und zu wissen, das dies alles für heute zu Ende sein wird,,nur das zählt.

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Er zeigt uns hinter einer der Hütten eine Dusche und eine Wasserschlauch das sein Wasser direkt aus dem anliegenden Fluß bezieht, wo wir uns waschen können. Draussen und eiskalt!

Das WC sind zwei Hütten mit Donnerbalken wo die gesammelten Werke deiner Vorgänger unter dir sich versammeln mit üblen Gestank. Kanalsiation ist hier draussen ein Fremdwort. Du fühlst dich um 100 Jahre in der Zeit zurück katapultiert.

Aber du kannst deine nassen Sachen ausziehen und sie in einem Trockenraum trocknen. Die Stiefel füllen wir mit Zeitunsgpapier aus. Die Aufenthaltsräume sind durch einen Holzofen gewärmt..herrlich! Warme und trockende Sachen anziehen und eine warme Mahlzeit....du merkst die Erschöpfung in dir hochkriechen... aber so langsam kannst du diese romantische Umgebung bei Kerzenschein sogar etwas genießen. Es gibt sogar Bier.nach diesem Tag eine Wohltat...auch wenn es hier in Norwegen sündhaft teuer ist..wie alles hier in Norwegen. Die Hütte wird uns ca. 50 €/Person kosten; das Bier etwa 5€. Das Lunchpaket, was wir uns für am nächsten Tag machen werden, muß extra bezahlt werden.

Wir schlafen später schnell tief und fest ein.

13. August 2. Tag Von Torfinnsbu nach Gjendebu Ca.20 Kilometer auf 1200 - 1600 Meter Höhe

Es atte zur Nacht hin bis in die Morgenstunden begonnen zu regnen...unsere norwegischen Mitstreiter in der Hütte verließen den Ort über den See mit einem Boot zurück nach Bygdin.

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Uns kamen einige Zweifel auf. Waren wir die einzigen Verrückten, die diese Wanderung fortsetzen? Wäre es nicht besser hier abzubrechen? Hier könnten wir es noch tun. Würden wir weiter gehen, bedeutet dies, das es auf den nächsten Etappen keine Umkehrmöglichkeit vorerst mehr geben würde. Aber ein zurück kam für uns trotz der gestrigen Strapazen nicht in Frage. Gut erholt und mit getrockneteten Sachen wollten wir gestärkt die nächste Etappe angehen. Was sollte uns auch nach den Ereignissen von gestern noch schocken? Wie naiv wir doch waren. Dachten wir wirklich wir hätten das schlimmste hinter uns? Dieser Tag würde mich lehren was es heißt Grenzerfahrungen zu machen, wirklich auf sich allein gestellt zu sein. Zu lernen immer weiter zu machen auch wenn nichts mehr geht! Als wir losziehen lichtet sich das Wetter. Der Regen hört auf. Kurz hinter der Hütte beginnt die Wanderung mit einem steilen Anstieg. Wir sind recht schnell auf ca. 1500 m Höhe. Es geht in ein weites offenes Tal umrahmt von massiven Bergmassiven, schwarz mit Schneefeldern und Gletschern. Schon ein komisches Gefühl mitten im August Schnee in der Ferne zu sehen. Ferne? Je weiter wir voran schreiten kommen die Schneefelder immer mehr auf uns zu.

Es ist ein herrlicher Anblick, dieses riesige offene Tal, mit Geröll von den Berghängen heruntergespült, Wasserfälle in den Berghängen wie kleine Rinnsale. Diese monströsen Berggipfel. Und um dich herum absolute Stille. Nur das ferne Rauschen eines Flusses, der eine unheimliche Menge an Wasser mit sich führen muß. Am Horizont verjüngt sich das Tal. Zwischen zwei Berggipfeln erscheint ein Kamm. Ich seh mich um. Sollen wir wirklich über diesen Kamm geschickt werden. Ungaublich. Er erscheint unüberwindlich aus der Ferne. Aber ein Rundblick über das Tal, läßt nur diesen einen Weg zu. Der T-markierte Weg führt uns über Umwegen zu diesem Kamm. Das tosen des Flusses wird immer deutlicher. Der versuch vom Weg abzugehen um einen Blick zu erhaschen ist groß. Aber es würde zu viel Zeit kosten. Nach den Erfahrungen von gestern rechnen wir heute mit einer zeit von ca. 7-8h inkl. Pausen.

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Hier auf ebener Strecke findet man Zeit die Natur genauer zu erblicken. Ein fantastischer Anblick. Hier oben vermutet man nur Gestein und Geröll. Aber weit gefehlt. Den Weg säumen immer wieder Moos bedeckte Flächen und Farne. Bei diesen Anblick überkommt dich ein unheimliche Ruhe. Der Kopf ist plörtzlich frei. Du bist nun mitten drin. Der Alltag liegt hinter Dir.

Wir passieren die ersten Schneefelder direkt vor uns und überqueren die nächste Anhöhe und erreichen den Fluß. Hier ist er flacher aber breit und tief genug um ihn nicht zu Fuß durchqueren zu können. Vor dem Fluß wird der Weg schwieriger; größere Gesteinsbrocken versperren den Weg. Es gibt nur den Weg über dieses Felsenmeer. Vorsichtig um nicht auszurutschen klettern wir darüber. Der Fluß kann über eine Brücke überwunden werden. Regen kommt wieder auf. Das ständige An- und Auskleiden der Regensachen nimmt Zeit in Anspruch. Hinter dem Tal öffnet sich der Blick auf einen großen See. Nun geht es ca. 1h am See entlang. Die Ausläufer der Berghänge bringen Moos, Schlamm, Geröll und Immer mehr Gesteinsbrocken mit sich. Sie müssen überwunden werden. Sie sind glatt und spitz und so groß wie Hinkelsteine. Es kostet uns Kraft und viel Konzentration, um nicht auszurutschen.

Auf unserem Weg treffen wir zwei Norwegerinnen. Sie haben uns schnell errreicht und überqueren schnell die Felsenmeere. Wie schaffen sie das?.Sie scheinen das Risiko zu stürzen in Kauf zu nehmen. Wir bleiben bei der sicheren Variante und benutzen unsere Stöcke wann immer es geht. An der nächsten Rast treffen wir sie wieder. Wir kommen ins Gespräch und freuen uns mit anderen Mitstreitern Erfahrungen auszutauschen. Wir werden sie später in Gjendebu wiedersehen.

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Für uns geht es weiter zur nächsten Hochebene. Wir durchqueren sie und das Tal neigt sich etwas. Und plötzlich als ließe jemand das Tal wie eine Rampe hinab, öffnet sich das Tal und wir erblicken von oben auf den Gjendesee und unsere Hütte. Ein fantastischer Anblick von hier auf diesen langgezogen See mit seinem Smaragdgrünen Wasser. Du erkennst von hier oben die unterschiedlichen Tiefen des Sees. An der unteren Grenze des Sees erkennen wir die Baumgrenze.

Ein dichter Wald. Von hier oben sieht er wie ein Urwald aus. Ein komischer Anblick.

Nach ca. 6h erscheint also unser Ziel. Von hier beginnt der Abstieg. Wenn alles gut läuft können wir in 2 h an der Hütte sein. Ab ab hier läuft gar nichts mehr gut und erleben unseren ganz persönlichen Höllentrip!

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Wir gehen weiter und vor uns endet das Tal. Von hier geht es nun steil bergab über glatte, nasse Schieferplatten und Geröll. Furcht überkommt dich. Wenn du hier ausrutscht hält dich erstmal nichts mehr. Die 16 Kilo auf deinem Rucksack werden dich nach vorne schieben und wie ein Multiplikator wirken. Also ganz langsam voran arbeiten. Jeder Schritt gut überdacht. Doch teilweise erscheint uns ein aufrechter Abstieg nicht machbar. Also hinsetzen und über die Schieferplatte auf deinen Hintern hinunterrutschen.

Meine bekannten Kniebeschwerden die ich schon vom Jakobsweg kannte machen sich bemerkbar. Bergab sind für meine Knie einfach Gift. Mit zunehmenden Abstieg wird der Schmerz schlimmer. Das Gewicht des Rucksacks tut sein ürbiges, Stechende Schmerzen bei jeden Schritt. Die Stöcke federn das Gewicht etwas ab und mildern die Beschwerden.Nach ca. einer 3/4h haben wir es geschafft. Wir haben den Birkenwald erreicht.

Det T-Weg biegt nun nach links ab. Erstmal eine Pause einlegen. Noch eine Stunde und dann würden wir es geschafft haben. Die Hütte in etwa 500m Sichtweite entfernt machen wir uns auf den Weg in den Wald. Wir ahnen nicht das die Hütte für die nächsten 2h für uns in unerreichbarer Entfernung bleiben würde! Der Wald ist dicht bewachsen. Erinnerungen vom Vortag kommen hoch. Der gleiche sumpfige Morast und Wasserlöcher ohne Ende.

Aus dem Wald heraus geht es weiter an dem Storae-Fluss entlang, der direkt am See liegt und diesen speist. Nach der Beschreibung sollte bald eine Brücke erscheinen die uns zur Hütte bringen sollte. Aber es kam keine Brücke. Wie konnte das möglich sein? Laut Karte war sie definitiv eingezeichnet und hätte unserer Meinug nach längst in Sichtweite sein. Aber der Blick den Fluß hinauf läßt keine Brücke erahnen. Gut. Rufen wir also wie gestern den Hüttenwart an. Handy an...aber kein Empfang! Wie auch? Um Dich herum Gebirgsmassive. Da haben Signale keine Chance.

OK. Wir mußten also irgendwie die Brücke übersehen haben, da wir uns zu sehr auf den Weg konzentriert haben. Also den morastigen Sumpf zurück. Wir suchen den Fluß ab...aber keine Brücke. Über 8h auf den Beinen und nun so etwas! Das kann nicht wahr sein. Nach dem gestrigen Tag dachte ich uns könnte nichts mehr schocken. Es bleibt nur eine Möglichkeit. Wir müssen den Fluss zu Fuß durchqueren. Der Fluß ist reißend und breit und würde bitter kalt sein. Aber wir sehen keine andere Chance. Also durch den Birkenwald zurück und versuchen eine möglichst flache Stelle zu finden. Wir finden eine Stelle die zwar nicht flach erscheint aber dafür nicht so breit. Also Stiefel aus und Hose hochkrempeln. Aber zum Fluß muß erst noch eine morastige Stelle überwunden werden. Ich versinke bis zu den Knien im Schlamm. Ich arbeite mich hindurch. Der erste Schritt in den Fluß. Es geht. Ich stehe bis zu den Knöcheln im Wasser. Wie kalt das Wasser ist spüre ich nicht. Zu viel Adrenalin schon in meinem Körper. Der nächste Schritt läßt mich bis zu den Oberschenkeln im Fluss versinken. Die Strömung reißt an mir. Bloß raus hier. Ich muß erkennen, das dieser Fluß absolut nicht zu Fuß zu durchqueren ist.

Unsere Nerven sind total am Ende. Was nun? Alle unsere Versuche diesen gottverdammten Fluß zu überwinden schlugen fehl. Und das deprimierendste ist der Blick zur Hütte in greifbarer Nähe! Wir schauen nochmal auf die Karte. Irgendwo muß diese Brücke sein. Wir beschließen den Weg wieder zurück zu gehen, so wie wir ihn gekommen sind und werden solange Flußaufwärts gehen bis diese Brücke kommt! Also zum dritten mal durch Sumpf, Wasser und Schlamm! Und tatsächlich endlich sehen wir die Brücke! Wir hätten nur 10 Minuten weitergehen müssen und wir hätten sie schon beim ersten mal gesehen. Aber dafür war die Karte zu ungenau, um das besser einschätzen zu können. Noch zwei weitere Brücken und wir erreichen nach ca. 9 ½ h die Hütte. Völlig erschöpft mit Wasser in den Schuhen stehen wir wie ein Häufchen Elend an der Rezeption.

Hier gibt es Strom, eine warme Dusche und alles weitere was wir nun brauchen.

Nachdem wir geduscht haben und unsere Sachen in den üblichen Trockenraum gebracht haben, essen wir erstmal. Aber uns ist klar, das wir diese Tour so nicht fortsetzen würden. Wir sind nach 2 Tagen mit unseren Kräften psychisch wie physisch am Ende. Und am 5. und letzten Tag würde uns die härteste Wanderung noch bevorstehen. 7H reine Wanderzeit mit einem steilen Abstieg über den Vettifossen von oben herab. Den höchsten freien Wasserfall mit 238m in Nordeuropa. Wir befragen den Hüttenwirt. Die beiden Etappen die wir bisher gemacht haben, wären „EasyGoing“ auf hohem Niveau hier im Jotunheimen Gebirge. Aber die letzte Wanderung würde selbst er als schwierig einschätzen. Wir wußten also was auf uns zu kommen würde. Aber trotz allem wollten wir so nicht aufhören. Aber ab diesem Ort mußten wir überlegen wie die weitere Reise weitergehen soll. Von hier aus gibt es laut des Hüttenwarts eine Alternativstrecke die nicht so anspruchsvoll wäre und uns in 2 Tageswanderungen zum nächsten Ort bringen würde, von wo aus wir wieder einen Busanschluß nach Oslo hätten.

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Uns erscheint dies die beste Variante zu sein. Wir würden unsere Wanderung um einen Tag zwar verkürzen, aber nicht hier und jetzt abbrechen. Ich verarzte meine Blase die ich mir an diesem Tag gelaufen hatte und lasse mir meine Schmerzen auf dem Rücken mit Franzbranttwein etwas lindern. Die Riemen des Rucksacks zogen extrem über die Zeit und ließen die Muskulatur verspannen. Wenn du den Rucksdack absetzt kommst du dir im ersten Moment vor wie auf dem Mond. Du spürst eine gewisse Schwerelosigkeit.

14. August 3. Tag Von Gjendebu nach Olavsbu Ca. 15 km auf 1300 – 1500 m Höhe

Den nächsten Tag gehen wir unsere Etappe wie ürsprünglich vorgesehen nach Olavsbu.

Eine 15 km lange Wanderung. Von dort soll es am 4. Tag nach Fondsbu gehen und nicht wie beschrieben nach Ovre Ardal über den Vettifossen. Die Tour beginnt mit einem leichten Anstieg entlang des Flusses. Nach ca. einer 3/4 h Wanderung sind wir nicht sicher, ob wir die richtige Wegmarkierung genommen haben, da von der Hütte zwei Wege entlang an Flüssen führen. Aber nach den zwei Tagen hier in diesen Gebrige haben wir eine Menge gelernt und wissen nun wie unschätzbar wichtig das richtige Lesen der Karten sein kann. Nach eingehender Abschätzung der Situation wissen wir, das wir auf den richtigen sind. Wir verlassen schnell wieder die Baumgrenze und es geht weiter ins Gebirge hinauf. Die Umgebung wird steiniger mit Geröll. Wieder müssen wir einige Schmelzwasserflüsse überqueren. Wir erreichen ein weiteres Tal mit vielen kleinen Seen. Helle Wolken am Himmel,

Gletscher und Schnee in den Gipfeln; das Tal, das helle Gestein, die Seen in der Ferne, diese flache langgezogene Ebene; irgendwie erscheint es nicht real....die Sonne taucht das offene Tal in ein mystisches Licht.

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Nach den Anstrengungen der letzten beiden Tage fällt hier der Druck von Dir ab. Der Kopf erscheint leer. Ein unheimlich befiredigendes Gefühl durchflutet dich. Hier oben erscheint nicht nur das, was vor dir ist weit entfernt, sondern auch all die täglichen Probleme. Es ist nicht wirklich zu beschreiben, aber irgendwie könnte man schon sagen, das die Ereignisse der letzten Tage Dich "gereinigt" haben. Deine Gedanken werden klar und deutlich und gleichzeitig ist dieses wohlige Gefühl in Dir. Geniess es! Die nächste Herausforderung wird sicher auf Dich warten. Und sie würde kommen!.......

Das Wetter hält sich. Wir kommen gut voran. Das letzte Drittel der heutigen Wegstrecke beginnt. Es beginnt heftig zu regnen. Der Wind schlägt dir von vorn ins Gesicht und vor Dir baut sich ein schier endloses Felsenmeer auf. Nicht gerade jetzt! Regen und Moos auf diesen Felsbrocken verwandeln diese in Schmierseife. Die ersten Schritte über die spitzen Felssteine und dann passiert es! Es war noch nicht mal Unachtsamkeit! Irgendwann mußte es einfach geschehen. Ich rutsche mit dem Standfuß über den glitischigen Stein weg. Ich verliere den Halt. Keine Chance den Sturz irgendwie aufzufangen. Die 16 Kilo in dem Rucksack ziehen Dich einfach weg.

Der Rucksack wird in diesem Moment zu meinem Glück. Das Gewicht zieht mich nach hinten und federt den Sturz ab. Mit einer Hand versuche ich halt zu bekommen, um nicht zur Seite zu rutschen wo die nächsten Brocken gefärhlich nahe sind. Ich schaffe es wie eine Schildkröte auf dem Rucksack zu landen. Meine Hand rutscht an den Steinen entlang und reißen etwas die Haut auf. Aber ich verstauche oder breche mir nichts! Das ist die Hauptsache. Hier oben ist Hilfe ohne weiteres nicht zu erwarten. Handyempfang gibt es nicht und die nächste Hütte sicher noch 2-3h entfernt.

Wie gefährlich es sein kann, erfahren wir später in der Hütte, die wir gegen 17.00 Uhr erreichen. Ein Pärchen macht sich am gleichen Tag abends gegen 18.00 Uhr aus der Gegenrichtug zur gleichen Hütte auf. Sie erreichen das Quartier in der Dunkelheit gegen 23.30 Uhr. Die Frau ist auf dem Weg gestürzt und auf Ihr Gesicht gefallen. Sie hat sich das Nasenbein gebrochen und sah fürchterlich aus. In der Dunkelheit über dieses Gelände zu marschieren ist äußerst unvernünftig. Du selbst versuchst so gut wie möglich darauf zu achten, keinen unüberlegten Schritt zu machen; die Füße so gut wie möglich nicht auf diese spitzen Steine zu stellen. Es macht dich auf Dauer mürbe, immer wieder darüber abzurutschen; die Gelenke strecken sich, der Stein borhrt sich durch den Stiefel. Der Druck wird auf Dauer schmerzhaft. Wir liegen heute gut in der Zeit und erreichen nach einigen weiteren Felsmeerüberquerungen, ohne weitere "Panne" die nächste Hütte Olavsbu.

Hier ist Selbstversorgung angesagt. Die Hütte hat Vorräte für mehrere Wochen die man sich selber zubereiten muß. Was verzehrt wird wird eingetragen; bezahlt wird mit Kreditkarte. Das Wasser wird in großen Eimern direkt am nahe gelegenen See oder Fluß geholt. Fließendes Wasser oder Strom gibt es hier ebenfalls nicht. Das Wasser wird in einem großen Kessel erwärmt, sodaß man zumindest das notwendigtse mit warmen Wasser in einer Schüssel waschen kann. Das "stille Örtchen" ist wieder der altbekannte Donnerbalken.

Wir lernen hier drei Engländer kennen, die wir mrogen auf unserer letzten Hütte nochmal wieder sehen werden. Sie sind nett und mit den üblichen britischen schwarzen Humor ausgestattet. Die Bekanntschaft wird sich am morgigen Tag noch vertiefen und wir verbingen einen lustigen Abend mitienander und verabschieden uns mit email-adressen voneinander.

5. Tag Olavsbu - Fondsbu Ca. 20 km 1500 - 2000m Höhe

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Die letzte Tour beginnt mit einer Strecke die nicht von unserem Guide ausgearbeitet wurde. Wir verlassen uns auf den Hüttenwart aus Gjendebu der uns sagte dieser Abschnitt ist für uns machbar. Wir vertrauen ihn, schließlich hatte er selbst schon so manche Truppe als Guide druch die Täler und Gebirge Jotunheimens geführt. Die Wanderung beginnt direkt mit der Überquerung eines tosenden Flusses hinter der Hütte. Die Brückenkonstruktion ist für norwegsiche Verhätlnisse sogar gut. Danach erfolgt ein steiler und langer Anstieg der hoch hinauf bis in die Schneezone führt. Wenn man den Blick schweifen läßt, glaubt man nicht diese Weiten durchqueren zu können. Täler aus Schnee, Eis und Geröll. Gebirgsketten soweit das Auge reicht. Du denkst, so etwas kennst du doch eigentlich nur aus einem Bergsteigerfilm?

Aber mittlerweile hast du gelernt die Weiten hier oben einzuschärtzen. Zeit bekommt eine andere Dimension. Alles was du "unten", einige hundert Kilometer hinter dir kennst, hat hier oben keine Bedeutung. Druck, Hektik gibt es hier nicht...hier hast du Zeit...viel Zeit..hier bedeuten wenige hundert Meter eine Ewigkeit; aber es bekommt für dich mit der Zeit eine andere Wertigkeit.

Zwischen zwei Bergmassiven durchschreiten wir ein Kamm. Mehrmals wandern wir über Schneefelder. Das Gelände sehr unterschiedlich. Geröll, Moos, Flüsse und immer wieder die schon bekannten Felsenmeere.

Es geht weiter bergauf! Immer mehr Schnee und das Gestein wird mehr und mehr zu Blockfels...glattes Schiefergestein..nass von Regen und Schmelzwasser. Die Wolken hängen tief und schwer in den Bergen. Die heutige Wanderung bereitet wieder neue Eindrücke aus der Bergwelt. Hier oben hat es schon einen richtigen alpinen Charakter. Die heutige Gehzeit inkl. Pausen berrechnen wir mit 7-8 h..

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Ca. 1h vor Ende der Etappe sehen wir unten im Tal unsere letzte Hütte in Fondsbu. Ein phantastischer Anblick. Trotz aller Qualen, Anstrengungen und nach 4 Tagen, läßt es dich plötzlich ganz leicht gehen...die Herausforderungen geben dir eine gewisse Sicherheit, das auch das letzte Stück gemeistert werden kann. Der Abstieg ist noch einmal hart und schwierig. Aber wir meistern es und erreichen nach insgesamt 7h die DNT-Hütte. Hier an diesem Ort endet unsere Wandertour durch die Bergwelt Jotunheimens mit Eindrücken und Erfahrungen, die ich so nicht erwartet habe. Für mich waren es sehr persönliche Erfahrungen. Ich habe mich in extremsituationen gesehen und einiges daraus lernen können. Grenzerfahrung pur! Natürlich stellte sich für mich schnell die Frage, ob ich es auf diese Art und Weise nochmal machen würde. Etwas überrascht kam ich rasch zu dem Entschluß: JA...ich würde es nochmal tun. Allerdings mit einer besseren Vorbereitung. 16 Kilo im Rucksack sind eindeutig für so ein Unternehmen zu viel. Die Bekkeidung müßte effektiver sein. Das ständige An- und Auskleiden der Regenkombi und das permanente Schwitzen sprechen gegen eine zusätliche "Haut". Auch die Dinge die wir auf der Tour gelenrt haben, geben mir heute die Sicherheit, es durchaus nochmal zu versuchen. Richtiges Kartenmaterial und dieses genau zu lesen, zu wissen welche Situationen auf dich zu kommen können, Kopflampen für die Zeit ohne Strom sowie ein Notfallbag mit Rettungstuch sollte zur Ausrüstung gehören...... Ein in jeder Hinsicht unvergessenes Erlebnis!

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Almeria

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