Heute wollen wir euch im Rahmen unserer Reihe „Metropolen der Welt“ die Weinstadt Bordeaux im Südwesten von Frankreich vorstellen. Die Universitätsstadt gilt als das wirtschaftliche, geistige und politische Zentrum dieses französischen Gebietes und ist Sitz der Präfektur des Départements Gironde sowie Hauptstadt der Region Aquitanien.
Die knapp 250.000 Einwohner nennen sich selbst Bordelais und weltweit erlangte die Stadt durch ihren Wein und ihre Küche Berühmtheit.
Kleine Geschichte von Bordeaux
Die Geschichte von Bordeaux nimmt ihren Anfang bei den Kelten vor mehr als 2.300 Jahren, die hier eine Siedlung hatten. Unter den Römern wurde die Ortschaft Burdigala genannt und stieg schon bald zur Hauptstadt der Provinz Aquitania auf. In diese Zeit fällt die erste Blütezeit der Stadt, die über einige hundert Jahre anhielt. Grund hierfür waren der breitest damals betriebene Weinbau und die günstige Lage der Stadt als Seehafen. Reiseberichte von römischen Schriftstellern beschrieben Bordeaux – eben Burdigala – als prächtige reiche Stadt. Die Wirren der Völkerwanderungszeit machte der Blüte durch Plünderungen und Verwüstungen dann ein Ende.
Unter der Herrschaft der Franken ab dem 6. Jahrhundert wurde Bordeaux zunächst zu einem Teil von Neustrien bevor es dann an Austrien fiel.
Im frühen 8. Jahrhundert zerstörten die Araber Bordeaux. Diese wurden aber nach der Niederlage bei Poitiers wieder über die Pyrenäen zurückgedrängt. Einhundert Jahre später waren es dann die Normannen, die die Stadt verwüsteten und plünderten.
Ein Wendepunkt in der Geschichte von Bordeaux war die Heirat von Eleonore von Aquitanien mit Heinrich II. von England, wodurch der französische Westen zu einem englischen Lehen wurde. Im Zuge dessen erlebte die Stadt vom 12. bis zum 15. Jahrhundert ihre zweite Blütezeit. Es wurde eine neue Stadtmauer gebaut und die alte romanische Kirche durch die gotische Kathedrale Saint-André ersetzt. Auch wurde die Stadt Sitz eines Erzbischofs.
Im Vergleich mit anderen französischen Provinzen ging es Bordeaux in dieser Zeit gut. Man profitierte von einem dichten Handelsnetz und es gab ausreichend Lebensmittel.
Im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich konnten die Engländer die Stadt zunächst halten, verloren sie aber nach der Schlacht bei Castillon im Jahre 1453 endgültig an Frankreich. König Heinrich VII. ließ zwei Festungen bauen, um die Stadt gegen die Engländer und auch gegen die eigene Bevölkerung, die lieber bei England geblieben wäre, zu verteidigen.
Nach einem zwischenzeitlichen Niedergang erlebte die Stadt im 18. Jahrhundert eine dritte Blütezeit, wobei vor allem der atlantische Seehandel für den Wohlstand verantwortlich war.
Zu dieser Zeit erhielt Bordeaux ein völlig neues Aussehen. Man ließ die alten Stadtmauern abreißen und durch breite Prachtstraßen – die sogenannten Cours – ersetzen. An diesen Cours und an den Hafenquais entstanden im Laufe der Zeit eindrucksvolle Privathäuser.
Zur Zeit der Französischen Revolution wurde Bordeaux Hauptstadt des Départements Gironde. In der Nationalversammlung stellten die Abgeordneten, die Girondins genannt wurden, eine bedeutende Gruppe, die zunächst erheblichen Einfluss hatte und maßgeblich an der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte und der neuen Verfassung mitwirkte. Diese Girondisten waren politisch den Liberalen zuzuordnen. Sie verloren mit der Terrorherrschaft der Jakobiner um Maximilien de Robespierre 1793/94 allerdings ihren Einfluss und wurden verfolgt. Ein Jahrhundert später wurde ihnen auf dem Place des Quinconces das Monument aux Girondins gewidmet. Auch die wirtschaftliche Situation in Bordeaux verschlechterte sich wieder.
Zur Zeit Napoleons verlegte man über Bordeaux riesige Armeekontingenten nach Spanien und ließ aus diesem Grund die berühmte Brücke Pont de Pierre über die Garonne erbauen.
Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs zogen sich die französischen Soldaten vor der deutschen Armee von Paris nach Bordeaux zurück und von 1940 bis 1944 wurde die Stadt auch von der deutschen Wehrmacht besetzt. Dies errichtete hier einen wichtigen U-Boothafen, während die gesamte Region eine Hochburg der Résistance war.
Nach der Landung in der Normandie im Juni 1944 wurde die Stadt von der Deutschen geräumt und von der Alliierten besetzt.
Nach 1950 erlebte Bordeaux einen tiefgreifenden Strukturwandel. Der Seehafen wurde aufgegeben und durch den heutigen Terminal nahe Le Verdon-sur-Mer ersetzt. Die Universität zog in den Vorort Talence und im Norden entstanden Hotels, Einkaufszentren und ein Messegelände.
1994 entschloss sich die Stadtverwaltung zu einer großen Stadtsanierung und 2007 wurde die gesamte Altstadt von Bordeaux zum UNESCO-Welterbe.
Unterwegs in Bordeaux
Die aquitanische Hauptstadt besticht nicht durch einzelne herausragende Bauten. Vielmehr ist es das beinahe vollständig erhaltene historische Gesamtbild der Stadt, das den Besucher sofort in seinen Bann schlägt. Hier weist Bordeaux durchaus Ähnlichkeiten mit Lissabon und Amsterdam auf. Der weltberühmte Schriftsteller Victor Hugo bemerkte einst, dass Bordeaux eine Mischung aus Antwerpen und Versailles sei. Er meinte damit die Kombination aus palastartiger Architektur und einer Handelsstadt am Fluss, hier die Garonne. Vor allem die geschichtsträchtige Innenstadt beeindruckt durch die Harmonie der Häuserzeilen und der spätbarocke Anordnung der Plätze und Straßen. Die Häuserfront hin zur Garonne genießt Weltruhm und diente sehr oft als Kulisse für Spielfilme. Das Ensemble an historischen Bauten darf sich zu Recht als das geschlossenste und größte in ganze Frankreich nennen.
Sehenswertes in Bordeaux
Selbstverständlich gibt es in Bordeaux auch einzelne Gebäude, die man besucht haben sollte. Eines davon ist die Kathedrale Saint-André. Sie ist der größte Sakralbau der Stadt, der seiner Wurzeln in einer romanischen Kirche aus dem 11. Jahrhundert hat. Hier heiratete unter anderem Eleonore von Aquitanien – die Mutter von Richard Löwenherz – den französischen König Ludwig VII. Seine heutige Form erhielt die Kathedrale dann im 13. Jahrhundert und sie ist Teil des französischen Jakobswegs.
Ein weiteres Highlight ist die Porte Cailhau – das königliche Stadttor. Erbaut wurde es im Jahre 1494 und es ist 35 Meter hoch. Das Tor war einst Teil der Stadtmauer und man hat von ihm aus einen traumhaften Blick auf die älteste Brück der Stadt über die Garonne – auf die Pont de Pierre. Zudem findet sich im inneren des Stadttors eine spannende Ausstellung über die Materialien und Werkzeuge, die für den Bau der Stadt verwendet wurden.
Als Wahrzeichen der Stadt gilt der Place de la Bourse, der zum Ruf von Bordeaux und dem wirtschaftlichen Aufschwung Wesentliches beitrug. Sein heutiges Aussehen erhielt der weitläufige Platz im 18. Jahrhundert und ist seither Treffpunkt für Einheimische und Touristen.
Der Miroir d’Eau ist eine beinahe 3.500 Quadratmeter große Spiegelfläche gegenüber dem Place de la Bourse, die mit abwechselnden Spiegel- und Nebeleffekten begeistert.
Der Miroir d’Eau ist eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt und zählt zum zeitgenössischen Welterbe
Nicht versäumen solltet ihr auf jeden Fall eine Schifffahrt auf der Garonne. So kann man am besten die gesamte Pracht der Stadt auf einen Blick erfassen.
join-my-trip-Tipp für Bordeaux
Unser Tipp für Bordeaux dreht sich – wie sollte es anders sein – um den weltberühmten Wein der Region im Südwesten von Frankreich. Wenn ihr auf Besuch in Bordeaux seid, solltet ihr unbedingt einen Ausflug zu einem der Weingüter rund um die Stadt unternehmen. Und hier natürlich die exzellente Weine kosten – ist zwar meist nicht ganz billig, aber es zahlt sich auf alle Fälle aus. Nicht unerwähnt darf hier auch die Küche der Region bleiben, die wir euch in Kürze in einem eigenen Artikel ausführlich vorstellen wollen.
Wir hoffen, euch eine wenig neugierig auf Bordeaux und Aquitanien gemacht zu haben. Wenn ihr noch auf der Suche nach einer Begleitung für einen Trip in den französischen Südwesten seid, finden ihr diese bei uns unter Reisepartner Bordeaux.