Lawinenabgang bei einer Skitour – was ist zu tun?

In den letzten Wochen haben wir euch über das neueste Equipment und die Lawinen-Notfall-Standard-Ausrüstung für Skitouren informiert. Den Abschluss unserer kleinen Reihe für Skibergsteiger bildet heute ein Artikel über das richtige Verhalten und die Kommunikation bei einem Lawinenabgang, von dem ihr hoffentlich niemals Zeuge werdet.

Allgemeines über Lawinen

Oft sehen die Entstehungsgebiete von Lawinen und die Schneebretter selbst harmlos aus. Aber die Kraft dieser Naturgewalt darf unter keinen Umständen unterschätzt werden. Für Verschüttete ist jede Lawine lebensgefährlich, selbst kleine Schneebretter. Wichtig für den Selbstschutz ist die Einschätzung der Steilheit der Hänge beim Aufstieg und der Abfahrt. Wer hier nicht genug Erfahrung hat, sollte für Touren in hochalpinem Gelände auf einen erfahrenen Bergführer oder Skilehrer setzen oder vorher an Lawinenkursen teilnehmen, die von den alpinen Vereinen angeboten werden. Nicht zu vergessen ist auch, Informationen von den Lawinenwarndiensten zur aktuellen Lage einzuholen.
Doch was ist zu tun, wenn trotz aller Vorsichtsmaßnahmen der Fall der Fälle eintritt? Im Folgenden wollen wir euch ein paar Maßnahmen vorstellen, die auch von Laien durchgeführt werden können.

Verhalten im freien Gelände

Grundsätzlich gilt, dass steilere Hänge immer nur einzeln befahren werden. So kann der Rest der Gruppe, die sich stets an einem sicheren Ort aufhalten sollte, im Fall des Falles sofort zu Hilfe eilen.
Weder beim Variantenfahren noch bei einer Skitour ist es ratsam, allein unterwegs zu sein.
Ab Lawinenwarnstufe 3 sollten keine Hänge mehr begangen oder befahren werden, die steiler als 35 Grad sind. Zudem sind Sperrzonen immer zu beachten.

Wenn man in eine Lawine gerät

Wenn ein ganzer Hang wegbricht, ist es oft unmöglich, durch schnelles Reagieren aus der Gefahrenzone zu gelangen.
Hier ein paar Tipps, was ihr bei einem Lawinenabgang tun könnt:
• Wichtig ist es, beim Skifahren zu spüren, dass der Hang zu rutschen beginnt. Ihr solltet ihn Bewegung bleiben, denn Stillstand kann oft zur Verschüttung führen.
• Ihr sollten im freien Gelände gut Skifahren können und so auch bei höheren Geschwindigkeiten die Bretter beherrschen.
• Wenn es doch zu einem Sturz kommt, rasch raus aus der Bindung und weg mit den Skistöcken und Fangriemen.
• Ganz Wichtig: Kämpft gegen die Lawine. Wehr euch gegen das Hinunterzeihen, halten die Hände vors Gesicht und wenn die Lawine langsamer wird, versucht euch so großen Freiraum wie möglich vor Mund und Nase zu verschaffen.
• Versucht nicht in Panik zu geraten und versucht Ruhe zu bewahren.

Hilfe bei einem Lawinenabgang

Zuerst ist wichtig, dass ihr mit dem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät und der restlichen Ausrüstung auch in einer Stresssituation perfekt umgehen könnte. Trainiert also die Anwendung mit den verschiedenen Geräten, bis ihr sie wie im Schlaf beherrscht. Nur wenn ihr das der Fall ist, ist eine effiziente und vor allem rasche Kameradenhilfe möglich. Diese kann für den Verschütteten lebensrettende sein, denn bis die Bergrettung mit den Hunden eintrifft, vergeht wertvolle Zeit. Auch ein Hubschraubereinsatz ist aufgrund der Wetterlage nicht immer möglich. Bei einem Lawinenabgang geht es um jede Minute, vergesst das nicht.
Bevor ihr jedoch nach den verschütteten Freunden zu suchen beginnt, unbedingt die Einsatzkräfte verständigen. Wenn dies mittels Handy nicht möglich sein sollte, schickt ein Gruppenmitglied ins Tal, um die Bergrettung zu benachrichtigen.
Wichtig ist natürlich die Zeit. Wenn der Verschüttete über eine Atemhöhle verfügt, ist die Unterkühlung erst ab einer halben Stunde ein Thema. Wenn er keine Luft zum Atmen hat, wird es schon ab zehn Minuten kritisch.
Habt ihr dann einen Verschütteten gefunden und ausgegraben, gibt es natürlich vieles zu berücksichtigen. Hat er schwere Verletzungen davon getragen oder war er lange ohne Atemluft. Im zweiten Fall müsst ihr unbedingt mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. Versichert euch, dass die Atemwege frei sind und führt die Herzmassage und in regelmäßigen Abständen die Beatmung durch.
Wenn ihr den Verschütteten erst nach mehr als 30 Minuten findet, wird auch die Unterkühlung ein Thema. Ihr solltet dann den Unterkühlten nicht zu viel bewegen, da sonst die Gefahr besteht, dass sich kaltes Blut aus den Armen und Beinen mit dem Kernblut aus dem Herz, dem Gehirn und der Lunge vermischt, das ist lebensgefährlich ist. Und haltet ihn so gut wie möglich warm, was sich natürlich von selbst versteht.

Die Kommunikation

Ein weiterer wichtiger Faktor, der bei einem Lawinenabgang Leben retten kann, ist die Kommunikation. Sowohl die Verständigung der nichtverschütteten Mitglieder untereinander als auch mit den Einsatzkräften. Versucht, auch nach dem Abgang einer Lawinen Ruhe zu bewahren und der Bergrettung klare Anweisung über den Ort des Unglücks und vor allem über die Zahl der Verschütteten zu geben. Sprecht euch in der Gruppe rasch ab, wer was wo erledigt und beginnt dann sofort mit den Rettungsmaßnahmen.

Die alpinen Notrufnummern

Zum Schluss wollen wir euch noch einmal die wichtigsten Telefonnummern bei alpinen Notfällen in Erinnerung rufen.
Der Euro-Notruf 112: Der Euro-Notruf funktioniert auch ohne Netz und wird immer an die nächste Polizeidienststelle durchgestellt. Er funktioniert auch zum Beispiel zu Silvester, da andere Telefonate rausgeschmissen werden.
Hier nun die Notrufnummer der Bergrettungen in den alpinen Anrainerstaaten, die in sämtlichen Netzen möglich sind:
Bayern 19222
• Österreich 140
• Schweiz 1414 & 144
• Italien 118
• Frankreich 15
• Slowenien & Kroatien 112

Wir hoffen natürlich, dass ihr niemals in die Situation kommt, unsere Tipps bei einem Lawinenabgang anwenden zu müssen und wünschen euch einen schönen unfallfreien Skitourenwinter.
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